me fort reden könnte. -- Jch kann nicht fin- den, daß ich so gut erzählt hätte, denn anstatt die einfache Geschichte gerade weg zu erzählen, bin ich in den Konfessions-Ton hinein gera- then. Es ist die Erinnerung meiner Kindheit, die einzige Epoche meines Lebens, die mich interessirt, die mich so schwatzhaft gemacht hat. Zum Glück ist es hier nun aus, denn ich bin es selbst müde. -- Wie? Aus? -- Ja, aus! denn was mir nun noch zu erzählen bleibt, ist des Erzählens kaum werth, und läßt sich in ein Dutzend Worten ung fähr fas- sen; nehmlich die eine, bis zur Ermüdung wiederholte Erfahrung: daß ich eigens dazu erkohren zu seyn scheine, mich in jeder Lächer- lichkeit bis über die Ohren zu tauchen, immer nur von einem Schaden zum andern etwas klüger zu werden, mich immer weniger in das Leben zu schicken, je länger ich lebe, und zuletzt der Narr aller der Menschen zu seyn, die schlechter sind als ich. -- Nicht so gar bitter, lieber Florentin, sagte Eduard freundlich; ver- gessen Sie nicht, daß dieses mehr oder weni-
me fort reden koͤnnte. — Jch kann nicht fin- den, daß ich ſo gut erzaͤhlt haͤtte, denn anſtatt die einfache Geſchichte gerade weg zu erzaͤhlen, bin ich in den Konfeſſions-Ton hinein gera- then. Es iſt die Erinnerung meiner Kindheit, die einzige Epoche meines Lebens, die mich intereſſirt, die mich ſo ſchwatzhaft gemacht hat. Zum Gluͤck iſt es hier nun aus, denn ich bin es ſelbſt muͤde. — Wie? Aus? — Ja, aus! denn was mir nun noch zu erzaͤhlen bleibt, iſt des Erzaͤhlens kaum werth, und laͤßt ſich in ein Dutzend Worten ung faͤhr faſ- ſen; nehmlich die eine, bis zur Ermuͤdung wiederholte Erfahrung: daß ich eigens dazu erkohren zu ſeyn ſcheine, mich in jeder Laͤcher- lichkeit bis uͤber die Ohren zu tauchen, immer nur von einem Schaden zum andern etwas kluͤger zu werden, mich immer weniger in das Leben zu ſchicken, je laͤnger ich lebe, und zuletzt der Narr aller der Menſchen zu ſeyn, die ſchlechter ſind als ich. — Nicht ſo gar bitter, lieber Florentin, ſagte Eduard freundlich; ver- geſſen Sie nicht, daß dieſes mehr oder weni-
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me fort reden koͤnnte. — Jch kann nicht fin-
den, daß ich ſo gut erzaͤhlt haͤtte, denn anſtatt
die einfache Geſchichte gerade weg zu erzaͤhlen,
bin ich in den Konfeſſions-Ton hinein gera-
then. Es iſt die Erinnerung meiner Kindheit,
die einzige Epoche meines Lebens, die mich
intereſſirt, die mich ſo ſchwatzhaft gemacht hat.
Zum Gluͤck iſt es hier nun aus, denn ich bin
es ſelbſt muͤde. — Wie? Aus? — Ja,
aus! denn was mir nun noch zu erzaͤhlen
bleibt, iſt des Erzaͤhlens kaum werth, und
laͤßt ſich in ein Dutzend Worten ung faͤhr faſ-
ſen; nehmlich die eine, bis zur Ermuͤdung
wiederholte Erfahrung: daß ich eigens dazu
erkohren zu ſeyn ſcheine, mich in jeder Laͤcher-
lichkeit bis uͤber die Ohren zu tauchen, immer
nur von einem Schaden zum andern etwas
kluͤger zu werden, mich immer weniger in das
Leben zu ſchicken, je laͤnger ich lebe, und zuletzt
der Narr aller der Menſchen zu ſeyn, die
ſchlechter ſind als ich. — Nicht ſo gar bitter,
lieber Florentin, ſagte Eduard freundlich; ver-
geſſen Sie nicht, daß dieſes mehr oder weni-
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/138>, abgerufen am 27.11.2024.
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