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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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Meine Erziehung schien ihn zu interessiren.
Jn der Folge glaubte ich zu bemerken, daß es
ihm auch darum zu thun war, Manfredi von
meiner Schwester zu entfernen; damals fiel es
uns aber beyden gar nicht ein, wir freuten uns
herzlich beysammen zu seyn, und waren dem
gütigen Marchese dankbar für seine Wohltha-
ten. Jch war damals etwa vierzehn oder funf-
zehn Jahr, Manfredi einige Jahre älter. Es
war in derselben Jahreszeit, in der wir jetzt
sind, daß ich zuerst die schöne Welt frey betrat,
an der Hand meines guten Manfredi. -- Ach,
rief Juliane, ich schöpfe endlich freyen Odem!
Jch fand keinen Ausweg für Sie, und ängstete
mich gewaltig, Sie endlich dennoch unter den
Mönchen zu sehen; es wollte mir gar nicht
dentlich werden, daß Sie nun hier sind, und
kein Mönch haben werden müssen. -- Floren-
tin, fiel Eduard ein, hat so gut erzählt, man
mußte es ganz aus den Augen verlieren, daß
es eigentlich seine Geschichte sey! -- Jn der
That, sagte Juliane, ich hätte nie geglaubt,
daß er so zusammenhängend und in einem Stro-

Florentin. I. 9

Meine Erziehung ſchien ihn zu intereſſiren.
Jn der Folge glaubte ich zu bemerken, daß es
ihm auch darum zu thun war, Manfredi von
meiner Schweſter zu entfernen; damals fiel es
uns aber beyden gar nicht ein, wir freuten uns
herzlich beyſammen zu ſeyn, und waren dem
guͤtigen Marcheſe dankbar fuͤr ſeine Wohltha-
ten. Jch war damals etwa vierzehn oder funf-
zehn Jahr, Manfredi einige Jahre aͤlter. Es
war in derſelben Jahreszeit, in der wir jetzt
ſind, daß ich zuerſt die ſchoͤne Welt frey betrat,
an der Hand meines guten Manfredi. — Ach,
rief Juliane, ich ſchoͤpfe endlich freyen Odem!
Jch fand keinen Ausweg fuͤr Sie, und aͤngſtete
mich gewaltig, Sie endlich dennoch unter den
Moͤnchen zu ſehen; es wollte mir gar nicht
dentlich werden, daß Sie nun hier ſind, und
kein Moͤnch haben werden muͤſſen. — Floren-
tin, fiel Eduard ein, hat ſo gut erzaͤhlt, man
mußte es ganz aus den Augen verlieren, daß
es eigentlich ſeine Geſchichte ſey! — Jn der
That, ſagte Juliane, ich haͤtte nie geglaubt,
daß er ſo zuſammenhaͤngend und in einem Stro-

Florentin. I. 9
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[129/0137] Meine Erziehung ſchien ihn zu intereſſiren. Jn der Folge glaubte ich zu bemerken, daß es ihm auch darum zu thun war, Manfredi von meiner Schweſter zu entfernen; damals fiel es uns aber beyden gar nicht ein, wir freuten uns herzlich beyſammen zu ſeyn, und waren dem guͤtigen Marcheſe dankbar fuͤr ſeine Wohltha- ten. Jch war damals etwa vierzehn oder funf- zehn Jahr, Manfredi einige Jahre aͤlter. Es war in derſelben Jahreszeit, in der wir jetzt ſind, daß ich zuerſt die ſchoͤne Welt frey betrat, an der Hand meines guten Manfredi. — Ach, rief Juliane, ich ſchoͤpfe endlich freyen Odem! Jch fand keinen Ausweg fuͤr Sie, und aͤngſtete mich gewaltig, Sie endlich dennoch unter den Moͤnchen zu ſehen; es wollte mir gar nicht dentlich werden, daß Sie nun hier ſind, und kein Moͤnch haben werden muͤſſen. — Floren- tin, fiel Eduard ein, hat ſo gut erzaͤhlt, man mußte es ganz aus den Augen verlieren, daß es eigentlich ſeine Geſchichte ſey! — Jn der That, ſagte Juliane, ich haͤtte nie geglaubt, daß er ſo zuſammenhaͤngend und in einem Stro- Florentin. I. 9

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/137>, abgerufen am 27.11.2024.