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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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senl -- Nun, lieber Florentin, rief Julia-
ne, halten Sie sich nicht auf, was sagte der
Marchese zu Jhrer tragischen Erzählung? --
Dem Marchese schien sie Vergnügen zu machen,
er lächelte einigemal mit Bitterkeit, als ich vom
Einfluß des Priors auf meine Mutter sprach.
Jn der Folge erfuhr ich, daß er durch die
Einmischung der Geistlichen in Familien: Ange-
legenheiten schon eine schreckliche Zerrüttung bey
einem seiner Freunde erfahren, und seitdem
allem was zum Mönchsthume gehörte, den un-
versöhnlichsten Haß geschworen habe. Er ist so
wohl durch seine Herkunft als durch sein Ver-
mögen von großem Einfluß, und gebraucht die-
sen so viel er vermag, und mit der größten
Vorsicht und Klugheit, um allen Orden zu scha-
den, wenigstens ihrem zu großen Einfluß ent-
gegenzuarbeiten.

Er fragte mich, wozu ich entschlossen wäre,
und was ich zunächst thun wollte? Jch ent-
deckte ihm mein Verständniß mit dem Pater,
und wie ich, so bald mich Manfredi in den
nothwendigsten Stücken würde unterrichtet ha-

ſenl — Nun, lieber Florentin, rief Julia-
ne, halten Sie ſich nicht auf, was ſagte der
Marcheſe zu Jhrer tragiſchen Erzaͤhlung? —
Dem Marcheſe ſchien ſie Vergnuͤgen zu machen,
er laͤchelte einigemal mit Bitterkeit, als ich vom
Einfluß des Priors auf meine Mutter ſprach.
Jn der Folge erfuhr ich, daß er durch die
Einmiſchung der Geiſtlichen in Familien: Ange-
legenheiten ſchon eine ſchreckliche Zerruͤttung bey
einem ſeiner Freunde erfahren, und ſeitdem
allem was zum Moͤnchsthume gehoͤrte, den un-
verſoͤhnlichſten Haß geſchworen habe. Er iſt ſo
wohl durch ſeine Herkunft als durch ſein Ver-
moͤgen von großem Einfluß, und gebraucht die-
ſen ſo viel er vermag, und mit der groͤßten
Vorſicht und Klugheit, um allen Orden zu ſcha-
den, wenigſtens ihrem zu großen Einfluß ent-
gegenzuarbeiten.

Er fragte mich, wozu ich entſchloſſen waͤre,
und was ich zunaͤchſt thun wollte? Jch ent-
deckte ihm mein Verſtaͤndniß mit dem Pater,
und wie ich, ſo bald mich Manfredi in den
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[121/0129] ſenl — Nun, lieber Florentin, rief Julia- ne, halten Sie ſich nicht auf, was ſagte der Marcheſe zu Jhrer tragiſchen Erzaͤhlung? — Dem Marcheſe ſchien ſie Vergnuͤgen zu machen, er laͤchelte einigemal mit Bitterkeit, als ich vom Einfluß des Priors auf meine Mutter ſprach. Jn der Folge erfuhr ich, daß er durch die Einmiſchung der Geiſtlichen in Familien: Ange- legenheiten ſchon eine ſchreckliche Zerruͤttung bey einem ſeiner Freunde erfahren, und ſeitdem allem was zum Moͤnchsthume gehoͤrte, den un- verſoͤhnlichſten Haß geſchworen habe. Er iſt ſo wohl durch ſeine Herkunft als durch ſein Ver- moͤgen von großem Einfluß, und gebraucht die- ſen ſo viel er vermag, und mit der groͤßten Vorſicht und Klugheit, um allen Orden zu ſcha- den, wenigſtens ihrem zu großen Einfluß ent- gegenzuarbeiten. Er fragte mich, wozu ich entſchloſſen waͤre, und was ich zunaͤchſt thun wollte? Jch ent- deckte ihm mein Verſtaͤndniß mit dem Pater, und wie ich, ſo bald mich Manfredi in den nothwendigſten Stuͤcken wuͤrde unterrichtet ha-

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/129>, abgerufen am 13.05.2024.