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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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ben, gesonnen sey, davon zu gehen, und im
Auslande Soldat zu werden. Mit dem letzten
war der Marchese zufrieden, aber die Heimlichkeit
wollte er nicht billigen. Er drang darauf, mich
meiner Mutter zu entdecken. Jch erinnerte
ihn, wie meine Mutter so ganz von ihrem
Beichtvater abhinge, und daß ich von diesem
ja auf keine Weise etwas hoffen dürfte. Gegen
jeden Mann von Ehre, setzte ich keck hinzu, und
der mit gleichen Waffen gegen mich ficht, werde
ich offen und ohne Rückhalt handeln und spre-
chen, aber gegen diese Menschen halte ich die List
für erlaubt, sie ist mein einziger Vortheil gegen sie.
Den Marchese belustigte wahrscheinlich mein kin-
discher Eifer, denn er ließ mich eine gute Weile
declamiren. Endlich sagte er: Nun gut, mein
junger Freund! beruhigen Sie sich nur. Sie
haben Recht, Sie dürfen sich nicht aussetzen,
ich werde Jhre Sache führen, hoffentlich soll
es mir gelingen Sie frey zu machen, nur ver-
sprechen Sie mir, nichts ohne mein Vorwissen
zu unternehmen. Jch versprach alles, was er
wollte, in der Freude einen Beschützer an den

ben, geſonnen ſey, davon zu gehen, und im
Auslande Soldat zu werden. Mit dem letzten
war der Marcheſe zufrieden, aber die Heimlichkeit
wollte er nicht billigen. Er drang darauf, mich
meiner Mutter zu entdecken. Jch erinnerte
ihn, wie meine Mutter ſo ganz von ihrem
Beichtvater abhinge, und daß ich von dieſem
ja auf keine Weiſe etwas hoffen duͤrfte. Gegen
jeden Mann von Ehre, ſetzte ich keck hinzu, und
der mit gleichen Waffen gegen mich ficht, werde
ich offen und ohne Ruͤckhalt handeln und ſpre-
chen, aber gegen dieſe Menſchen halte ich die Liſt
fuͤr erlaubt, ſie iſt mein einziger Vortheil gegen ſie.
Den Marcheſe beluſtigte wahrſcheinlich mein kin-
diſcher Eifer, denn er ließ mich eine gute Weile
declamiren. Endlich ſagte er: Nun gut, mein
junger Freund! beruhigen Sie ſich nur. Sie
haben Recht, Sie duͤrfen ſich nicht ausſetzen,
ich werde Jhre Sache fuͤhren, hoffentlich ſoll
es mir gelingen Sie frey zu machen, nur ver-
ſprechen Sie mir, nichts ohne mein Vorwiſſen
zu unternehmen. Jch verſprach alles, was er
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[122/0130] ben, geſonnen ſey, davon zu gehen, und im Auslande Soldat zu werden. Mit dem letzten war der Marcheſe zufrieden, aber die Heimlichkeit wollte er nicht billigen. Er drang darauf, mich meiner Mutter zu entdecken. Jch erinnerte ihn, wie meine Mutter ſo ganz von ihrem Beichtvater abhinge, und daß ich von dieſem ja auf keine Weiſe etwas hoffen duͤrfte. Gegen jeden Mann von Ehre, ſetzte ich keck hinzu, und der mit gleichen Waffen gegen mich ficht, werde ich offen und ohne Ruͤckhalt handeln und ſpre- chen, aber gegen dieſe Menſchen halte ich die Liſt fuͤr erlaubt, ſie iſt mein einziger Vortheil gegen ſie. Den Marcheſe beluſtigte wahrſcheinlich mein kin- diſcher Eifer, denn er ließ mich eine gute Weile declamiren. Endlich ſagte er: Nun gut, mein junger Freund! beruhigen Sie ſich nur. Sie haben Recht, Sie duͤrfen ſich nicht ausſetzen, ich werde Jhre Sache fuͤhren, hoffentlich ſoll es mir gelingen Sie frey zu machen, nur ver- ſprechen Sie mir, nichts ohne mein Vorwiſſen zu unternehmen. Jch verſprach alles, was er wollte, in der Freude einen Beſchuͤtzer an den

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/130>, abgerufen am 27.11.2024.