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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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können wir jede. Dies eben wird beinah immer verwechselt
mit Gemeinschaft der Güter. So, und eben so, kann von
unsrer Person, wenn es ein- für allemal heißen soll, nur
zwangweise, äußerlich Besitz genommen werden. Durch un-
sern Willen und Neigung können wir nur in einzelnen Mo-
menten und Gelegenheiten "sie verschwenden."



An Gentz, in Wien.

Trübes Regen-Nebelwetter.

-- Nun werd' ich Ihnen ein dummes -- hier nur dumm-
klingendes Anerbieten machen. Mit dem ersten Kourier erhal-
ten Sie zwei gedruckte Hefte von mir; worin alle die Apho-
rismen von mir sind; genannt: aus Denkblättern einer Ber-
linerin. Auf diesen Blättern steht nicht, bei weitem nicht das
Meiste, von dem, was ich litt und dachte: aus vielen meiner
Lebensjahre genommen: für mich destillirte Essenzen meist aus
Lebensschmerzen. Interessant auch für einen, der mich nicht
kennt; wenn es nur ein mit einem höhern Verständniß Be-
gabter ist. Die erste Frage aber von Ihnen muß die sein:
wie so ist das gedruckt? die zweite diese: wie so hier? Nach
einer schweren, und gefährlichen, langen, leidenvollen
Krankheit im Frühling 29, an der ich noch konvaleszent lag,
kam F. desolirt zu Varnh. er möchte ihm irgend etwas zu
seinem Journal geben; V. hatte nichts: und fragte mich, ob
er das geben dürfe. Mir war es -- wie noch -- ganz
gleich: ja, war die Antwort. Varnh. hat eine Unzahl Sprüche,

29 *

können wir jede. Dies eben wird beinah immer verwechſelt
mit Gemeinſchaft der Güter. So, und eben ſo, kann von
unſrer Perſon, wenn es ein- für allemal heißen ſoll, nur
zwangweiſe, äußerlich Beſitz genommen werden. Durch un-
ſern Willen und Neigung können wir nur in einzelnen Mo-
menten und Gelegenheiten „ſie verſchwenden.“



An Gentz, in Wien.

Trübes Regen-Nebelwetter.

— Nun werd’ ich Ihnen ein dummes — hier nur dumm-
klingendes Anerbieten machen. Mit dem erſten Kourier erhal-
ten Sie zwei gedruckte Hefte von mir; worin alle die Apho-
rismen von mir ſind; genannt: aus Denkblättern einer Ber-
linerin. Auf dieſen Blättern ſteht nicht, bei weitem nicht das
Meiſte, von dem, was ich litt und dachte: aus vielen meiner
Lebensjahre genommen: für mich deſtillirte Eſſenzen meiſt aus
Lebensſchmerzen. Intereſſant auch für einen, der mich nicht
kennt; wenn es nur ein mit einem höhern Verſtändniß Be-
gabter iſt. Die erſte Frage aber von Ihnen muß die ſein:
wie ſo iſt das gedruckt? die zweite dieſe: wie ſo hier? Nach
einer ſchweren, und gefährlichen, langen, leidenvollen
Krankheit im Frühling 29, an der ich noch konvaleszent lag,
kam F. deſolirt zu Varnh. er möchte ihm irgend etwas zu
ſeinem Journal geben; V. hatte nichts: und fragte mich, ob
er das geben dürfe. Mir war es — wie noch — ganz
gleich: ja, war die Antwort. Varnh. hat eine Unzahl Sprüche,

29 *
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[451/0459] können wir jede. Dies eben wird beinah immer verwechſelt mit Gemeinſchaft der Güter. So, und eben ſo, kann von unſrer Perſon, wenn es ein- für allemal heißen ſoll, nur zwangweiſe, äußerlich Beſitz genommen werden. Durch un- ſern Willen und Neigung können wir nur in einzelnen Mo- menten und Gelegenheiten „ſie verſchwenden.“ An Gentz, in Wien. Sonnabend 11 Uhr, den 9. Oktober 1830. Trübes Regen-Nebelwetter. — Nun werd’ ich Ihnen ein dummes — hier nur dumm- klingendes Anerbieten machen. Mit dem erſten Kourier erhal- ten Sie zwei gedruckte Hefte von mir; worin alle die Apho- rismen von mir ſind; genannt: aus Denkblättern einer Ber- linerin. Auf dieſen Blättern ſteht nicht, bei weitem nicht das Meiſte, von dem, was ich litt und dachte: aus vielen meiner Lebensjahre genommen: für mich deſtillirte Eſſenzen meiſt aus Lebensſchmerzen. Intereſſant auch für einen, der mich nicht kennt; wenn es nur ein mit einem höhern Verſtändniß Be- gabter iſt. Die erſte Frage aber von Ihnen muß die ſein: wie ſo iſt das gedruckt? die zweite dieſe: wie ſo hier? Nach einer ſchweren, und gefährlichen, langen, leidenvollen Krankheit im Frühling 29, an der ich noch konvaleszent lag, kam F. deſolirt zu Varnh. er möchte ihm irgend etwas zu ſeinem Journal geben; V. hatte nichts: und fragte mich, ob er das geben dürfe. Mir war es — wie noch — ganz gleich: ja, war die Antwort. Varnh. hat eine Unzahl Sprüche, 29 *

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/459>, abgerufen am 26.11.2024.