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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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Beinbekleidung, die so schlank und groß macht, welche die
Männer, Hr. Stümer und Alle, in der Belagerung von Ko-
rinth tragen? Soll ich noch von den feuerfarbenen oder zie-
gelfarbenen Kosacken mit den schwarzen Mützen sprechen, die
diesmal die Priester vorstellten, -- alles andere weglassend, --
oder gleich von Dlle. Hoffmanns Pagenkleid in Figaro reden?
Wo man sogar das sonst so vielbesprochene Unanständige
nicht achtete, und Trikot gebrauchte, bei einem Pagen, der
ganz nach des Grafen Almaviva Geschmack gekleidet sein
kann; und wo man hätte beflissen sein müssen, die junge Schöne
zu so einem schlanken Pagen als möglich zu machen; ihr nicht
die ganze Gestalt, auch mit einem dicken, sich drängenden
Lockenschmuck, woraus drei richtige zu machen wären, auch
von obenher herabzudrücken; und sie nicht noch mehr als eine
Viertel-Elle überm Knie noch so gut als nackt zu zeigen, wie
die Heldenfischer in der Stummen von Portici zu ihrem Nach-
theil schon viel zu korpulent umhergehn.

Wird immer nur leere Eitelkeit dergleichen anordnen;
und werden wir nicht auch hierin ein Vorbild von Solidität,
Sitte, wahrer Gründlichkeit, und also Bescheidenheit sein wol-
len? Das kann nicht ausbleiben. Es muß bald kommen.
So viele richtige Überzeugungen müssen diese eine herbeifüh-
ren; scheue man nur kein gutes Wort; welches manchmal in
einem derben bestehen muß. --



Beinbekleidung, die ſo ſchlank und groß macht, welche die
Männer, Hr. Stümer und Alle, in der Belagerung von Ko-
rinth tragen? Soll ich noch von den feuerfarbenen oder zie-
gelfarbenen Koſacken mit den ſchwarzen Mützen ſprechen, die
diesmal die Prieſter vorſtellten, — alles andere weglaſſend, —
oder gleich von Dlle. Hoffmanns Pagenkleid in Figaro reden?
Wo man ſogar das ſonſt ſo vielbeſprochene Unanſtändige
nicht achtete, und Trikot gebrauchte, bei einem Pagen, der
ganz nach des Grafen Almaviva Geſchmack gekleidet ſein
kann; und wo man hätte befliſſen ſein müſſen, die junge Schöne
zu ſo einem ſchlanken Pagen als möglich zu machen; ihr nicht
die ganze Geſtalt, auch mit einem dicken, ſich drängenden
Lockenſchmuck, woraus drei richtige zu machen wären, auch
von obenher herabzudrücken; und ſie nicht noch mehr als eine
Viertel-Elle überm Knie noch ſo gut als nackt zu zeigen, wie
die Heldenfiſcher in der Stummen von Portici zu ihrem Nach-
theil ſchon viel zu korpulent umhergehn.

Wird immer nur leere Eitelkeit dergleichen anordnen;
und werden wir nicht auch hierin ein Vorbild von Solidität,
Sitte, wahrer Gründlichkeit, und alſo Beſcheidenheit ſein wol-
len? Das kann nicht ausbleiben. Es muß bald kommen.
So viele richtige Überzeugungen müſſen dieſe eine herbeifüh-
ren; ſcheue man nur kein gutes Wort; welches manchmal in
einem derben beſtehen muß. —



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[439/0447] Beinbekleidung, die ſo ſchlank und groß macht, welche die Männer, Hr. Stümer und Alle, in der Belagerung von Ko- rinth tragen? Soll ich noch von den feuerfarbenen oder zie- gelfarbenen Koſacken mit den ſchwarzen Mützen ſprechen, die diesmal die Prieſter vorſtellten, — alles andere weglaſſend, — oder gleich von Dlle. Hoffmanns Pagenkleid in Figaro reden? Wo man ſogar das ſonſt ſo vielbeſprochene Unanſtändige nicht achtete, und Trikot gebrauchte, bei einem Pagen, der ganz nach des Grafen Almaviva Geſchmack gekleidet ſein kann; und wo man hätte befliſſen ſein müſſen, die junge Schöne zu ſo einem ſchlanken Pagen als möglich zu machen; ihr nicht die ganze Geſtalt, auch mit einem dicken, ſich drängenden Lockenſchmuck, woraus drei richtige zu machen wären, auch von obenher herabzudrücken; und ſie nicht noch mehr als eine Viertel-Elle überm Knie noch ſo gut als nackt zu zeigen, wie die Heldenfiſcher in der Stummen von Portici zu ihrem Nach- theil ſchon viel zu korpulent umhergehn. Wird immer nur leere Eitelkeit dergleichen anordnen; und werden wir nicht auch hierin ein Vorbild von Solidität, Sitte, wahrer Gründlichkeit, und alſo Beſcheidenheit ſein wol- len? Das kann nicht ausbleiben. Es muß bald kommen. So viele richtige Überzeugungen müſſen dieſe eine herbeifüh- ren; ſcheue man nur kein gutes Wort; welches manchmal in einem derben beſtehen muß. —

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/447>, abgerufen am 27.11.2024.