bittliche erzählt alles, und: -- "Livree zu Grunde richten." "Nicht unglücklich machen!" sagt der König; und lächelt noch hinzu: "Ein andermal weißen Wein trinken." Händeküssen! Ein Fähnrich aus fremder Garnison, den der König, in Por- tici, glaub' ich, mit einem Offizierrock und wider Anbefehl aufgeknöpft sah, veranlaßte ihn hinüber zu schicken, und nach seinem Namen fragen zu lassen. Der arme Knabe ließ sich das nicht zweimal sagen: und reißt aus. Unser König be- merkt, daß er fehlt; und erfährt, daß er auch nicht nach hin- ten getreten ist. Aus der Kommandantenliste erfährt der Kö- nig Garnison, und Regiment, und Wohnung: läßt ihm sagen, bis zur nächsten Vorstellung der Oper zu bleiben, wozu er ein Billet erhält; der Fähnrich antwortet, den Urlaub habe er nicht: Majestät giebt ihm einen; nun hat er auch kein Geld zu bleiben: der gute liebe König läßt ihm so viel verabreichen. Und das Kind sieht die Oper. Und wir: bravo! bravo! den Accent auf der letzten Silbe wie in Paris, damit man's bis dort hin hört! Das war das Apropos! Nun von gestern Abend. Arnim's, Cotta's, Ludwig's, Moritzens, Willisen, Heine. Sich Alle sehr, sehr amüsirt. Alle öfters dafür gedankt. Bet- tine dreimal mit Phrasen wie Reden. Frau von Cotta vor- trefflich zu allem und in allem; Achim viel mit Cotta und Ludwig und Heine. Bettine dann expreß zu Moritz und Er- nestine, welche drei sehr eingenommen von einander sind. Baron Cotta so liebenswürdig, redselig, erzählend und herz- lich lachend, daß Mann, und Frau, als er weg war, jeder sein Lob ver- und bewundernd aussprach. Mich schmeichelte sein Lachen, und Aller Behagen. Jedes war zufrieden; und
III. 24
bittliche erzählt alles, und: — „Livree zu Grunde richten.“ „Nicht unglücklich machen!“ ſagt der König; und lächelt noch hinzu: „Ein andermal weißen Wein trinken.“ Händeküſſen! Ein Fähnrich aus fremder Garniſon, den der König, in Por- tici, glaub’ ich, mit einem Offizierrock und wider Anbefehl aufgeknöpft ſah, veranlaßte ihn hinüber zu ſchicken, und nach ſeinem Namen fragen zu laſſen. Der arme Knabe ließ ſich das nicht zweimal ſagen: und reißt aus. Unſer König be- merkt, daß er fehlt; und erfährt, daß er auch nicht nach hin- ten getreten iſt. Aus der Kommandantenliſte erfährt der Kö- nig Garniſon, und Regiment, und Wohnung: läßt ihm ſagen, bis zur nächſten Vorſtellung der Oper zu bleiben, wozu er ein Billet erhält; der Fähnrich antwortet, den Urlaub habe er nicht: Majeſtät giebt ihm einen; nun hat er auch kein Geld zu bleiben: der gute liebe König läßt ihm ſo viel verabreichen. Und das Kind ſieht die Oper. Und wir: bravo! bravo! den Accent auf der letzten Silbe wie in Paris, damit man’s bis dort hin hört! Das war das Apropos! Nun von geſtern Abend. Arnim’s, Cotta’s, Ludwig’s, Moritzens, Williſen, Heine. Sich Alle ſehr, ſehr amüſirt. Alle öfters dafür gedankt. Bet- tine dreimal mit Phraſen wie Reden. Frau von Cotta vor- trefflich zu allem und in allem; Achim viel mit Cotta und Ludwig und Heine. Bettine dann expreß zu Moritz und Er- neſtine, welche drei ſehr eingenommen von einander ſind. Baron Cotta ſo liebenswürdig, redſelig, erzählend und herz- lich lachend, daß Mann, und Frau, als er weg war, jeder ſein Lob ver- und bewundernd ausſprach. Mich ſchmeichelte ſein Lachen, und Aller Behagen. Jedes war zufrieden; und
III. 24
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0377"n="369"/>
bittliche erzählt alles, und: —„Livree zu Grunde richten.“<lb/>„Nicht unglücklich machen!“ſagt der König; und lächelt noch<lb/>
hinzu: „Ein andermal weißen Wein trinken.“ Händeküſſen!<lb/>
Ein Fähnrich aus fremder Garniſon, den der König, in Por-<lb/>
tici, glaub’ ich, mit einem Offizierrock und wider Anbefehl<lb/>
aufgeknöpft ſah, veranlaßte ihn hinüber zu ſchicken, und nach<lb/>ſeinem Namen fragen zu laſſen. Der arme Knabe ließ ſich<lb/>
das nicht zweimal ſagen: und reißt aus. Unſer König be-<lb/>
merkt, daß er fehlt; und erfährt, daß er auch nicht nach hin-<lb/>
ten getreten iſt. Aus der Kommandantenliſte erfährt der Kö-<lb/>
nig Garniſon, und Regiment, und Wohnung: läßt ihm ſagen,<lb/>
bis zur nächſten Vorſtellung der Oper zu bleiben, wozu er ein<lb/>
Billet erhält; der Fähnrich antwortet, den Urlaub habe er<lb/>
nicht: Majeſtät giebt ihm einen; nun hat er auch kein Geld<lb/>
zu bleiben: der gute liebe König läßt ihm ſo viel verabreichen.<lb/>
Und das Kind ſieht die Oper. Und wir: br<hirendition="#g">avo</hi>! br<hirendition="#g">avo</hi>!<lb/>
den Accent auf der letzten Silbe wie in Paris, damit man’s<lb/>
bis dort hin hört! Das war das Apropos! Nun von geſtern<lb/>
Abend. Arnim’s, Cotta’s, Ludwig’s, Moritzens, Williſen, Heine.<lb/>
Sich Alle ſehr, ſehr amüſirt. Alle öfters dafür gedankt. Bet-<lb/>
tine dreimal mit Phraſen wie Reden. Frau von Cotta vor-<lb/>
trefflich zu allem und in allem; Achim viel mit Cotta und<lb/>
Ludwig und Heine. Bettine dann expreß zu Moritz und Er-<lb/>
neſtine, welche drei ſehr eingenommen von einander ſind.<lb/>
Baron Cotta <hirendition="#g">ſo</hi> liebenswürdig, redſelig, erzählend und <hirendition="#g">herz-<lb/>
lich</hi> lachend, daß Mann, und Frau, als er weg war, jeder<lb/>ſein Lob ver- und bewundernd ausſprach. Mich ſchmeichelte<lb/>ſein Lachen, und Aller Behagen. Jedes war zufrieden; und<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">III.</hi> 24</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[369/0377]
bittliche erzählt alles, und: — „Livree zu Grunde richten.“
„Nicht unglücklich machen!“ ſagt der König; und lächelt noch
hinzu: „Ein andermal weißen Wein trinken.“ Händeküſſen!
Ein Fähnrich aus fremder Garniſon, den der König, in Por-
tici, glaub’ ich, mit einem Offizierrock und wider Anbefehl
aufgeknöpft ſah, veranlaßte ihn hinüber zu ſchicken, und nach
ſeinem Namen fragen zu laſſen. Der arme Knabe ließ ſich
das nicht zweimal ſagen: und reißt aus. Unſer König be-
merkt, daß er fehlt; und erfährt, daß er auch nicht nach hin-
ten getreten iſt. Aus der Kommandantenliſte erfährt der Kö-
nig Garniſon, und Regiment, und Wohnung: läßt ihm ſagen,
bis zur nächſten Vorſtellung der Oper zu bleiben, wozu er ein
Billet erhält; der Fähnrich antwortet, den Urlaub habe er
nicht: Majeſtät giebt ihm einen; nun hat er auch kein Geld
zu bleiben: der gute liebe König läßt ihm ſo viel verabreichen.
Und das Kind ſieht die Oper. Und wir: bravo! bravo!
den Accent auf der letzten Silbe wie in Paris, damit man’s
bis dort hin hört! Das war das Apropos! Nun von geſtern
Abend. Arnim’s, Cotta’s, Ludwig’s, Moritzens, Williſen, Heine.
Sich Alle ſehr, ſehr amüſirt. Alle öfters dafür gedankt. Bet-
tine dreimal mit Phraſen wie Reden. Frau von Cotta vor-
trefflich zu allem und in allem; Achim viel mit Cotta und
Ludwig und Heine. Bettine dann expreß zu Moritz und Er-
neſtine, welche drei ſehr eingenommen von einander ſind.
Baron Cotta ſo liebenswürdig, redſelig, erzählend und herz-
lich lachend, daß Mann, und Frau, als er weg war, jeder
ſein Lob ver- und bewundernd ausſprach. Mich ſchmeichelte
ſein Lachen, und Aller Behagen. Jedes war zufrieden; und
III. 24
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/377>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.