Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

mich sehr schonen, und die Harmonie wird sich wieder her-
stellen. Ich fühle es schon. Gott segne dein redliches Unter-
nehmen! Ist es nicht komisch, daß ich in ganz Kassel keinen
Menschen persönlich, als den Kurfürsten kenne? -- Ach ja!
auch Gräfin Hessenstein. --



An Varnhagen, in Kassel.


Dicker Schnee. Nordwind; oft 9 Uhr Abends 11 Grad,
und um 11 Uhr 9!

Ich will mir den Moment vor dem Bade mit Schreiben
zu Nutze machen. Nachher will ich mich nicht erhitzen. Gebe
der Himmel, daß du so zwei glückliche Tage verlebtest, wie
ich! Vorgestern kam wieder Bettine von 5 bis 8 zu mir.
Vortrefflichst! wie es sich nicht beschreiben läßt. Voller
Antheil. Freute sich unschuldig innig deiner Reise. Las dei-
nen lieben unschuldigen Kinderbrief. Sagte mir: "Sie sind
glücklich. Ich danke Ihnen. Ich habe keinen Brief gelesen,
der mir so Freud gemacht hätte. Aber so Liebe und Zärtlich-
keit ist auch nur Anerkennung, das kommt nit von selbst."
Dann sprach sie übrigens die herrlichsten Dinge. Und dann
meinte sie wieder; deine Biographieen etc. -- die Gesellschaft,
die so strohern, so nichts würde, so verginge (die große). --

-- Gestern Vormittag im himmlischten Februarwetter um
11 Uhr mein Kind. Funklend von Gesundheit, und funklend
von Grazie, Freude, Singen, guter Laune. Alles aus Ge-
sundheit. Wir waren in Dorens Stube; helle Sonne. Alle

mich ſehr ſchonen, und die Harmonie wird ſich wieder her-
ſtellen. Ich fühle es ſchon. Gott ſegne dein redliches Unter-
nehmen! Iſt es nicht komiſch, daß ich in ganz Kaſſel keinen
Menſchen perſönlich, als den Kurfürſten kenne? — Ach ja!
auch Gräfin Heſſenſtein. —



An Varnhagen, in Kaſſel.


Dicker Schnee. Nordwind; oft 9 Uhr Abends 11 Grad,
und um 11 Uhr 9!

Ich will mir den Moment vor dem Bade mit Schreiben
zu Nutze machen. Nachher will ich mich nicht erhitzen. Gebe
der Himmel, daß du ſo zwei glückliche Tage verlebteſt, wie
ich! Vorgeſtern kam wieder Bettine von 5 bis 8 zu mir.
Vortrefflichſt! wie es ſich nicht beſchreiben läßt. Voller
Antheil. Freute ſich unſchuldig innig deiner Reiſe. Las dei-
nen lieben unſchuldigen Kinderbrief. Sagte mir: „Sie ſind
glücklich. Ich danke Ihnen. Ich habe keinen Brief geleſen,
der mir ſo Freud gemacht hätte. Aber ſo Liebe und Zärtlich-
keit iſt auch nur Anerkennung, das kommt nit von ſelbſt.“
Dann ſprach ſie übrigens die herrlichſten Dinge. Und dann
meinte ſie wieder; deine Biographieen ꝛc. — die Geſellſchaft,
die ſo ſtrohern, ſo nichts würde, ſo verginge (die große). —

— Geſtern Vormittag im himmliſchten Februarwetter um
11 Uhr mein Kind. Funklend von Geſundheit, und funklend
von Grazie, Freude, Singen, guter Laune. Alles aus Ge-
ſundheit. Wir waren in Dorens Stube; helle Sonne. Alle

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0367" n="359"/>
mich <hi rendition="#g">&#x017F;ehr</hi> &#x017F;chonen, und die Harmonie wird &#x017F;ich wieder her-<lb/>
&#x017F;tellen. Ich fühle es &#x017F;chon. Gott &#x017F;egne dein redliches Unter-<lb/>
nehmen! I&#x017F;t es nicht komi&#x017F;ch, daß ich in ganz Ka&#x017F;&#x017F;el keinen<lb/>
Men&#x017F;chen per&#x017F;önlich, als den Kurfür&#x017F;ten kenne? &#x2014; Ach ja!<lb/>
auch Gräfin He&#x017F;&#x017F;en&#x017F;tein. &#x2014;</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>An Varnhagen, in Ka&#x017F;&#x017F;el.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Dienstag, den 3. Februar 1829. 9 Uhr Morgens.</hi> </dateline><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Dicker Schnee. Nordwind; oft 9 Uhr Abends 11 Grad,<lb/>
und um 11 Uhr 9!</hi> </p><lb/>
          <p>Ich will mir den Moment <hi rendition="#g">vor</hi> dem Bade mit Schreiben<lb/>
zu Nutze machen. Nachher will ich mich nicht erhitzen. Gebe<lb/>
der Himmel, daß <hi rendition="#g">du</hi> &#x017F;o zwei glückliche Tage verlebte&#x017F;t, wie<lb/>
ich! Vorge&#x017F;tern kam wieder Bettine von 5 bis 8 zu mir.<lb/><hi rendition="#g">Vortrefflich&#x017F;t</hi>! wie es &#x017F;ich nicht be&#x017F;chreiben läßt. Voller<lb/>
Antheil. Freute &#x017F;ich un&#x017F;chuldig innig deiner Rei&#x017F;e. Las dei-<lb/>
nen lieben un&#x017F;chuldigen Kinderbrief. Sagte mir: &#x201E;Sie &#x017F;ind<lb/>
glücklich. Ich danke Ihnen. Ich habe keinen Brief gele&#x017F;en,<lb/>
der mir &#x017F;o Freud gemacht hätte. Aber &#x017F;o Liebe und Zärtlich-<lb/>
keit i&#x017F;t auch nur Anerkennung, das kommt nit von &#x017F;elb&#x017F;t.&#x201C;<lb/>
Dann &#x017F;prach &#x017F;ie übrigens die herrlich&#x017F;ten Dinge. Und dann<lb/>
meinte &#x017F;ie wieder; deine Biographieen &#xA75B;c. &#x2014; die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft,<lb/>
die &#x017F;o &#x017F;trohern, &#x017F;o <hi rendition="#g">nichts</hi> würde, &#x017F;o verginge (die große). &#x2014;</p><lb/>
          <p>&#x2014; Ge&#x017F;tern Vormittag im himmli&#x017F;chten Februarwetter um<lb/>
11 Uhr mein Kind. <hi rendition="#g">Funklend</hi> von Ge&#x017F;undheit, und funklend<lb/>
von <hi rendition="#g">Grazie, Freude</hi>, Singen, guter Laune. Alles aus Ge-<lb/>
&#x017F;undheit. Wir waren in Dorens Stube; helle Sonne. <hi rendition="#g">Alle</hi><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0367] mich ſehr ſchonen, und die Harmonie wird ſich wieder her- ſtellen. Ich fühle es ſchon. Gott ſegne dein redliches Unter- nehmen! Iſt es nicht komiſch, daß ich in ganz Kaſſel keinen Menſchen perſönlich, als den Kurfürſten kenne? — Ach ja! auch Gräfin Heſſenſtein. — An Varnhagen, in Kaſſel. Dienstag, den 3. Februar 1829. 9 Uhr Morgens. Dicker Schnee. Nordwind; oft 9 Uhr Abends 11 Grad, und um 11 Uhr 9! Ich will mir den Moment vor dem Bade mit Schreiben zu Nutze machen. Nachher will ich mich nicht erhitzen. Gebe der Himmel, daß du ſo zwei glückliche Tage verlebteſt, wie ich! Vorgeſtern kam wieder Bettine von 5 bis 8 zu mir. Vortrefflichſt! wie es ſich nicht beſchreiben läßt. Voller Antheil. Freute ſich unſchuldig innig deiner Reiſe. Las dei- nen lieben unſchuldigen Kinderbrief. Sagte mir: „Sie ſind glücklich. Ich danke Ihnen. Ich habe keinen Brief geleſen, der mir ſo Freud gemacht hätte. Aber ſo Liebe und Zärtlich- keit iſt auch nur Anerkennung, das kommt nit von ſelbſt.“ Dann ſprach ſie übrigens die herrlichſten Dinge. Und dann meinte ſie wieder; deine Biographieen ꝛc. — die Geſellſchaft, die ſo ſtrohern, ſo nichts würde, ſo verginge (die große). — — Geſtern Vormittag im himmliſchten Februarwetter um 11 Uhr mein Kind. Funklend von Geſundheit, und funklend von Grazie, Freude, Singen, guter Laune. Alles aus Ge- ſundheit. Wir waren in Dorens Stube; helle Sonne. Alle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/367
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/367>, abgerufen am 22.12.2024.