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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834.

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Blumentöpfe, an dreißig, begoß sie, bis hoch am Hängeboden;
nicht ohne Bärenschauer: ich lachte, Dore mußte in blitzender
Sonne mit hinauf. Dann in die blaue Stube, dann mit dem
Schlafrock in die Küche. Nur etwas. Dann mit Bausteinen,
mußte ich ihr bauen, wo und wie Löwen und Bären zu sehen
sind: ich that's. Die kleinen Carolaths, stellte es vor, sahen
aus Logen zu. Dann aßen wir Reissuppe mit Taube, u. s. w.
Bei Tische kam Fürstin Carolath, und aß mit. Nach drei ließ ich
das Kind äußerst glücklich nach Hause tragen. --

-- Vorgestern war Kour. Fräulein von S. ward vor-
gestellt. Aber nicht dem Könige, der war klüger: er war Gott-
lob! nicht da. Er will sich nicht erkälten, oben erhitzt er sich
mit Sprechen, und dann muß er durch den Zug. Vorgestern
sorgte ich, als selbst krank, doppelt für ihn: gestern freut' ich
mich unendlich, daß er weggeblieben war. Sein theures Leben
ist besser als alle Kour.

Nachträglich vom Kinde. Wir haben sechs blühende
Hyazinthen-Töpfe: einen ganz kleinen: den wollte sie ganz
für sich haben: bekam ihn gleich. Und nun strahlte sie
vor unvermuthetem Glück. Dann: "Was ist alles in Kas-
sel?" -- "was noch?" -- "Wie macht man Gold, Silber,
alles?" -- Wie von deinem Zimmer die Rede war: "Ach
da muß ich hin! Wie sieht's da aus!" Mit einem Ac-
cent
! --



Blumentöpfe, an dreißig, begoß ſie, bis hoch am Hängeboden;
nicht ohne Bärenſchauer: ich lachte, Dore mußte in blitzender
Sonne mit hinauf. Dann in die blaue Stube, dann mit dem
Schlafrock in die Küche. Nur etwas. Dann mit Bauſteinen,
mußte ich ihr bauen, wo und wie Löwen und Bären zu ſehen
ſind: ich that’s. Die kleinen Carolaths, ſtellte es vor, ſahen
aus Logen zu. Dann aßen wir Reisſuppe mit Taube, u. ſ. w.
Bei Tiſche kam Fürſtin Carolath, und aß mit. Nach drei ließ ich
das Kind äußerſt glücklich nach Hauſe tragen. —

— Vorgeſtern war Kour. Fräulein von S. ward vor-
geſtellt. Aber nicht dem Könige, der war klüger: er war Gott-
lob! nicht da. Er will ſich nicht erkälten, oben erhitzt er ſich
mit Sprechen, und dann muß er durch den Zug. Vorgeſtern
ſorgte ich, als ſelbſt krank, doppelt für ihn: geſtern freut’ ich
mich unendlich, daß er weggeblieben war. Sein theures Leben
iſt beſſer als alle Kour.

Nachträglich vom Kinde. Wir haben ſechs blühende
Hyazinthen-Töpfe: einen ganz kleinen: den wollte ſie ganz
für ſich haben: bekam ihn gleich. Und nun ſtrahlte ſie
vor unvermuthetem Glück. Dann: „Was iſt alles in Kaſ-
ſel?“ — „was noch?“ — „Wie macht man Gold, Silber,
alles?“ — Wie von deinem Zimmer die Rede war: „Ach
da muß ich hin! Wie ſieht’s da aus!“ Mit einem Ac-
cent
! —



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[360/0368] Blumentöpfe, an dreißig, begoß ſie, bis hoch am Hängeboden; nicht ohne Bärenſchauer: ich lachte, Dore mußte in blitzender Sonne mit hinauf. Dann in die blaue Stube, dann mit dem Schlafrock in die Küche. Nur etwas. Dann mit Bauſteinen, mußte ich ihr bauen, wo und wie Löwen und Bären zu ſehen ſind: ich that’s. Die kleinen Carolaths, ſtellte es vor, ſahen aus Logen zu. Dann aßen wir Reisſuppe mit Taube, u. ſ. w. Bei Tiſche kam Fürſtin Carolath, und aß mit. Nach drei ließ ich das Kind äußerſt glücklich nach Hauſe tragen. — — Vorgeſtern war Kour. Fräulein von S. ward vor- geſtellt. Aber nicht dem Könige, der war klüger: er war Gott- lob! nicht da. Er will ſich nicht erkälten, oben erhitzt er ſich mit Sprechen, und dann muß er durch den Zug. Vorgeſtern ſorgte ich, als ſelbſt krank, doppelt für ihn: geſtern freut’ ich mich unendlich, daß er weggeblieben war. Sein theures Leben iſt beſſer als alle Kour. Nachträglich vom Kinde. Wir haben ſechs blühende Hyazinthen-Töpfe: einen ganz kleinen: den wollte ſie ganz für ſich haben: bekam ihn gleich. Und nun ſtrahlte ſie vor unvermuthetem Glück. Dann: „Was iſt alles in Kaſ- ſel?“ — „was noch?“ — „Wie macht man Gold, Silber, alles?“ — Wie von deinem Zimmer die Rede war: „Ach da muß ich hin! Wie ſieht’s da aus!“ Mit einem Ac- cent! —

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/368>, abgerufen am 22.12.2024.