mit Blumen sind. "Geburtstag!" schrieen sie. Was ist das? was für ein Geburtstag? "Karolinens; Mine hat sie be- schenkt." Ist das nicht rührend? Ein großes Kaffeebrett hat sie noch erhalten: ich schenke ihr Strümpfe, schöne; und be- zahle einen Ankauf Blumen, den sie heute machte. Heliotrop- töpfe, alles! ihre Leidenschaft: sie kauft sie immer erst für ihr Geld; und das ist immer mein Geld; die Freiheit hat sie obenein. Prof. Lichtenstein und Zelter sind nach München, seit Montag. Ich habe mir notirt, was ich dir schreiben will, drum kommts bunt aber ohne Zusammenhang heute, jetzt. Henckels reisen heute: nahmen gestern zärtlich durchdrungenen Abschied, grüßen dich eben so; und Bartholdy Vater noch ausführlicher; nun soll er erst den gestern erhaltenen Brief von dir sehen; wo so viel für ihn steht. Willisen ist nun fort, vier Meilen mit den Truppen. Lobte wieder deinen Blücher so sehr! und nur deßhalb unterstände er sich, die neuen deutschen Ausdrücke nicht gut zu heißen. Ich dachte eben so, weißt du; aber jetzt denke ich: Einer muß doch anfangen: der wird erst getadelt; und dann rühmlich zitirt, und befolgt. --
September, 1827.
-- Hier war und ist man berauscht von Mlle. Schechner: ich gar nicht: ihr fehlt in allen Stücken Grazie; in die sie auch eine starke, aber sehr einseitige, nicht viel Rapports auf- fassende Empfindungsweise einzukleiden hätte! welcher Man- gel hier für tiefste Empfindung genommen wird, und so in den Zeitungen -- als Glaubensartikel für einen Klumpen Menschen -- steht. Ihre Scala ist schöner, als ihre Stimme:
III. 20
mit Blumen ſind. „Geburtstag!“ ſchrieen ſie. Was iſt das? was für ein Geburtstag? „Karolinens; Mine hat ſie be- ſchenkt.“ Iſt das nicht rührend? Ein großes Kaffeebrett hat ſie noch erhalten: ich ſchenke ihr Strümpfe, ſchöne; und be- zahle einen Ankauf Blumen, den ſie heute machte. Heliotrop- töpfe, alles! ihre Leidenſchaft: ſie kauft ſie immer erſt für ihr Geld; und das iſt immer mein Geld; die Freiheit hat ſie obenein. Prof. Lichtenſtein und Zelter ſind nach München, ſeit Montag. Ich habe mir notirt, was ich dir ſchreiben will, drum kommts bunt aber ohne Zuſammenhang heute, jetzt. Henckels reiſen heute: nahmen geſtern zärtlich durchdrungenen Abſchied, grüßen dich eben ſo; und Bartholdy Vater noch ausführlicher; nun ſoll er erſt den geſtern erhaltenen Brief von dir ſehen; wo ſo viel für ihn ſteht. Williſen iſt nun fort, vier Meilen mit den Truppen. Lobte wieder deinen Blücher ſo ſehr! und nur deßhalb unterſtände er ſich, die neuen deutſchen Ausdrücke nicht gut zu heißen. Ich dachte eben ſo, weißt du; aber jetzt denke ich: Einer muß doch anfangen: der wird erſt getadelt; und dann rühmlich zitirt, und befolgt. —
September, 1827.
— Hier war und iſt man berauſcht von Mlle. Schechner: ich gar nicht: ihr fehlt in allen Stücken Grazie; in die ſie auch eine ſtarke, aber ſehr einſeitige, nicht viel Rapports auf- faſſende Empfindungsweiſe einzukleiden hätte! welcher Man- gel hier für tiefſte Empfindung genommen wird, und ſo in den Zeitungen — als Glaubensartikel für einen Klumpen Menſchen — ſteht. Ihre Scala iſt ſchöner, als ihre Stimme:
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mit Blumen ſind. „Geburtstag!“ ſchrieen ſie. Was iſt das?
was für ein Geburtstag? „Karolinens; Mine hat ſie be-
ſchenkt.“ Iſt das nicht rührend? Ein großes Kaffeebrett hat
ſie noch erhalten: ich ſchenke ihr Strümpfe, ſchöne; und be-
zahle einen Ankauf Blumen, den ſie heute machte. Heliotrop-
töpfe, alles! ihre Leidenſchaft: ſie kauft ſie immer erſt für
ihr Geld; und das iſt immer mein Geld; die Freiheit hat ſie
obenein. Prof. Lichtenſtein und Zelter ſind nach München,
ſeit Montag. Ich habe mir notirt, was ich dir ſchreiben will,
drum kommts bunt aber ohne Zuſammenhang heute, jetzt.
Henckels reiſen heute: nahmen geſtern zärtlich durchdrungenen
Abſchied, grüßen dich eben ſo; und Bartholdy Vater noch
ausführlicher; nun ſoll er erſt den geſtern erhaltenen Brief
von dir ſehen; wo ſo viel für ihn ſteht. Williſen iſt nun
fort, vier Meilen mit den Truppen. Lobte wieder deinen
Blücher ſo ſehr! und nur deßhalb unterſtände er ſich, die neuen
deutſchen Ausdrücke nicht gut zu heißen. Ich dachte eben ſo,
weißt du; aber jetzt denke ich: Einer muß doch anfangen: der
wird erſt getadelt; und dann rühmlich zitirt, und befolgt. —
September, 1827.
— Hier war und iſt man berauſcht von Mlle. Schechner:
ich gar nicht: ihr fehlt in allen Stücken Grazie; in die ſie
auch eine ſtarke, aber ſehr einſeitige, nicht viel Rapports auf-
faſſende Empfindungsweiſe einzukleiden hätte! welcher Man-
gel hier für tiefſte Empfindung genommen wird, und ſo in
den Zeitungen — als Glaubensartikel für einen Klumpen
Menſchen — ſteht. Ihre Scala iſt ſchöner, als ihre Stimme:
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/313>, abgerufen am 25.11.2024.
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