überhaupt: und noch nöthiger, da ihn so wenige gern geben: da es fast so ganz unterbleibt; und ein guter Autor -- es sei welchen Wirkens und Schaffens es sei -- fast ganz einsam bleibt: und, wird er gelobt, nur von schuftiger Parthei; ohne Grund, ohne von ihm erregte Liebe, oder Verständniß. --
Lieber, ehrlicher Steffens! Lassen Sie sich doch von keiner Kritik anfechten! -- Bei Ihnen, der Sie aus innrem Grund schreiben, wie Sie selbst so klar und wahr zu sagen wissen, einem solchen kann man nur eine unwesentliche Kritik machen, eine, die nie dem innren Zusammenhang, Grund und Kern seiner Werke zu nahe kommen, nahe kommen kann; alles was man solchen Produktionen, wie Ihren, zu- und abwün- schen mag, ist Ihnen und Ihrem Werke unbeschadet, ab- und zuzunehmen, je nachdem man Sie überführt haben wird. Mö- gen die, die aus Plan und Absicht, aus Eitelkeit, Ehrgeiz, innrer Müssigkeit schreiben, sich ängstigen, was Akademieen, Gelehrten-Gruppen, Partheischwätzer von ihnen in den Blät- tern für Volk abdrucken! Hat man denn in mancher Leute Lobe nicht schon angefühlt, daß es gleichbedeutend mit Ta- del ist? Alles beides ohne Herzensblut, welches durch den gan- zen Körper muß und will und soll; ihn bedingt, und von ihm bedingt wird. -- Sie haben nicht ein zu großes Thema, wie Sie sagen, in eine zu enge Form geschnürt. Laß sie brechen! Auch ein schönes Schauspiel! Sie können auch andre erfin- den, andre Formen: aber kein "leider" soll Ihnen entschlü- pfen! -- Lassen Sie ums Himmelswillen keinen Einfluß da- durch auf die Vorhaben Ihrer Arbeiten einschleichen! Auch in jedem Freunde stoßen wir auf Massen, die sich nie mit ihm,
überhaupt: und noch nöthiger, da ihn ſo wenige gern geben: da es faſt ſo ganz unterbleibt; und ein guter Autor — es ſei welchen Wirkens und Schaffens es ſei — faſt ganz einſam bleibt: und, wird er gelobt, nur von ſchuftiger Parthei; ohne Grund, ohne von ihm erregte Liebe, oder Verſtändniß. —
Lieber, ehrlicher Steffens! Laſſen Sie ſich doch von keiner Kritik anfechten! — Bei Ihnen, der Sie aus innrem Grund ſchreiben, wie Sie ſelbſt ſo klar und wahr zu ſagen wiſſen, einem ſolchen kann man nur eine unweſentliche Kritik machen, eine, die nie dem innren Zuſammenhang, Grund und Kern ſeiner Werke zu nahe kommen, nahe kommen kann; alles was man ſolchen Produktionen, wie Ihren, zu- und abwün- ſchen mag, iſt Ihnen und Ihrem Werke unbeſchadet, ab- und zuzunehmen, je nachdem man Sie überführt haben wird. Mö- gen die, die aus Plan und Abſicht, aus Eitelkeit, Ehrgeiz, innrer Müſſigkeit ſchreiben, ſich ängſtigen, was Akademieen, Gelehrten-Gruppen, Partheiſchwätzer von ihnen in den Blät- tern für Volk abdrucken! Hat man denn in mancher Leute Lobe nicht ſchon angefühlt, daß es gleichbedeutend mit Ta- del iſt? Alles beides ohne Herzensblut, welches durch den gan- zen Körper muß und will und ſoll; ihn bedingt, und von ihm bedingt wird. — Sie haben nicht ein zu großes Thema, wie Sie ſagen, in eine zu enge Form geſchnürt. Laß ſie brechen! Auch ein ſchönes Schauſpiel! Sie können auch andre erfin- den, andre Formen: aber kein „leider“ ſoll Ihnen entſchlü- pfen! — Laſſen Sie ums Himmelswillen keinen Einfluß da- durch auf die Vorhaben Ihrer Arbeiten einſchleichen! Auch in jedem Freunde ſtoßen wir auf Maſſen, die ſich nie mit ihm,
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überhaupt: und noch nöthiger, da ihn ſo wenige gern geben:
da es faſt ſo ganz unterbleibt; und ein guter Autor — es
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bleibt: und, wird er gelobt, nur von ſchuftiger Parthei; ohne
Grund, ohne von ihm erregte Liebe, oder Verſtändniß. —
Lieber, ehrlicher Steffens! Laſſen Sie ſich doch von keiner
Kritik anfechten! — Bei Ihnen, der Sie aus innrem Grund
ſchreiben, wie Sie ſelbſt ſo klar und wahr zu ſagen wiſſen,
einem ſolchen kann man nur eine unweſentliche Kritik machen,
eine, die nie dem innren Zuſammenhang, Grund und Kern
ſeiner Werke zu nahe kommen, nahe kommen kann; alles
was man ſolchen Produktionen, wie Ihren, zu- und abwün-
ſchen mag, iſt Ihnen und Ihrem Werke unbeſchadet, ab- und
zuzunehmen, je nachdem man Sie überführt haben wird. Mö-
gen die, die aus Plan und Abſicht, aus Eitelkeit, Ehrgeiz,
innrer Müſſigkeit ſchreiben, ſich ängſtigen, was Akademieen,
Gelehrten-Gruppen, Partheiſchwätzer von ihnen in den Blät-
tern für Volk abdrucken! Hat man denn in mancher Leute
Lobe nicht ſchon angefühlt, daß es gleichbedeutend mit Ta-
del iſt? Alles beides ohne Herzensblut, welches durch den gan-
zen Körper muß und will und ſoll; ihn bedingt, und von ihm
bedingt wird. — Sie haben nicht ein zu großes Thema, wie
Sie ſagen, in eine zu enge Form geſchnürt. Laß ſie brechen!
Auch ein ſchönes Schauſpiel! Sie können auch andre erfin-
den, andre Formen: aber kein „leider“ ſoll Ihnen entſchlü-
pfen! — Laſſen Sie ums Himmelswillen keinen Einfluß da-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/279>, abgerufen am 25.11.2024.
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