nur viel gesprochen, wenn man das nicht sagen kann, was man sagen möchte. Deßhalb gefallen mir rednerische sich wie- derholende Bücher nicht, wenn sie beweisen sollen.
Über Ludwig Roberts Macht der Verhältnisse. -- Wir haben in unserer Sprache, in dieser ganzen Art, kein besseres Stück: und die Art ist ächt deutsch, und dienlich und richtig auf der Stufe, wo wir noch stehn -- mit Europa zu- sammen; könnte man auch noch behaupten, -- und es reicht mit den Verhältnissen, die es behandelt, bis an die äußersten hin, die die Gesellschaft der Menschen und sie überhaupt zu behandeln haben; und so ist es wohl wichtig und erhaben genug. Dabei hat es im Einzelnen sogar große dramatische Schönheiten. Als wo die Mutter zurückkommt; und end- lich, aus ihrer Verschüchterung vor dem festen Gemahl, und aus ihrer tugendhaft gemauerten Sitte heraus, gehandelt hat; und beim Fürsten war, zu spät das Herz gefaßt hatte! -- höchst richtig und tief tragisch, eben weil es Werkeltag vor Werkeltag so geschieht, und doch in der Tiefe des Mu- thes, der alle Tugend ist, seinen Sitz hat. Ebenso, die Scene, wo Weiß am Fenster steht, den Obersten zum Schuß und zur Entscheidung erwartet, und die Sterne fest und lyrisch, und höchst natürlich, nur glücklich vom Dichter getroffen, anredet. Und so ist eigentlich der ganze Gang des Stücks gestellt: wie Räder greift's auf die natürlichste Weise inein- ander: organisch richtig, lebendig und fortwachsend in seiner Geschichte. Irrthum gebiert Irrthum, Gräuel Gräuel; und
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nur viel geſprochen, wenn man das nicht ſagen kann, was man ſagen möchte. Deßhalb gefallen mir redneriſche ſich wie- derholende Bücher nicht, wenn ſie beweiſen ſollen.
Über Ludwig Roberts Macht der Verhältniſſe. — Wir haben in unſerer Sprache, in dieſer ganzen Art, kein beſſeres Stück: und die Art iſt ächt deutſch, und dienlich und richtig auf der Stufe, wo wir noch ſtehn — mit Europa zu- ſammen; könnte man auch noch behaupten, — und es reicht mit den Verhältniſſen, die es behandelt, bis an die äußerſten hin, die die Geſellſchaft der Menſchen und ſie überhaupt zu behandeln haben; und ſo iſt es wohl wichtig und erhaben genug. Dabei hat es im Einzelnen ſogar große dramatiſche Schönheiten. Als wo die Mutter zurückkommt; und end- lich, aus ihrer Verſchüchterung vor dem feſten Gemahl, und aus ihrer tugendhaft gemauerten Sitte heraus, gehandelt hat; und beim Fürſten war, zu ſpät das Herz gefaßt hatte! — höchſt richtig und tief tragiſch, eben weil es Werkeltag vor Werkeltag ſo geſchieht, und doch in der Tiefe des Mu- thes, der alle Tugend iſt, ſeinen Sitz hat. Ebenſo, die Scene, wo Weiß am Fenſter ſteht, den Oberſten zum Schuß und zur Entſcheidung erwartet, und die Sterne feſt und lyriſch, und höchſt natürlich, nur glücklich vom Dichter getroffen, anredet. Und ſo iſt eigentlich der ganze Gang des Stücks geſtellt: wie Räder greift’s auf die natürlichſte Weiſe inein- ander: organiſch richtig, lebendig und fortwachſend in ſeiner Geſchichte. Irrthum gebiert Irrthum, Gräuel Gräuel; und
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nur viel geſprochen, wenn man das nicht ſagen kann, was
man ſagen möchte. Deßhalb gefallen mir redneriſche ſich wie-
derholende Bücher nicht, wenn ſie beweiſen ſollen.
Über Ludwig Roberts Macht der Verhältniſſe.
— Wir haben in unſerer Sprache, in dieſer ganzen Art, kein
beſſeres Stück: und die Art iſt ächt deutſch, und dienlich und
richtig auf der Stufe, wo wir noch ſtehn — mit Europa zu-
ſammen; könnte man auch noch behaupten, — und es reicht
mit den Verhältniſſen, die es behandelt, bis an die äußerſten
hin, die die Geſellſchaft der Menſchen und ſie überhaupt zu
behandeln haben; und ſo iſt es wohl wichtig und erhaben
genug. Dabei hat es im Einzelnen ſogar große dramatiſche
Schönheiten. Als wo die Mutter zurückkommt; und end-
lich, aus ihrer Verſchüchterung vor dem feſten Gemahl, und
aus ihrer tugendhaft gemauerten Sitte heraus, gehandelt hat;
und beim Fürſten war, zu ſpät das Herz gefaßt hatte!
— höchſt richtig und tief tragiſch, eben weil es Werkeltag
vor Werkeltag ſo geſchieht, und doch in der Tiefe des Mu-
thes, der alle Tugend iſt, ſeinen Sitz hat. Ebenſo, die Scene,
wo Weiß am Fenſter ſteht, den Oberſten zum Schuß und
zur Entſcheidung erwartet, und die Sterne feſt und lyriſch,
und höchſt natürlich, nur glücklich vom Dichter getroffen,
anredet. Und ſo iſt eigentlich der ganze Gang des Stücks
geſtellt: wie Räder greift’s auf die natürlichſte Weiſe inein-
ander: organiſch richtig, lebendig und fortwachſend in ſeiner
Geſchichte. Irrthum gebiert Irrthum, Gräuel Gräuel; und
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/267>, abgerufen am 25.11.2024.
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