bar, daß die Menschen beinah alle so stolz auf das bischen moralisches Urtheil sind, welches ein Urtheil wie ein anderes ist; und nur reichere Beziehungen trifft, andere Verhältnisse: warum fällt es so Wenigen ein, daß wir durch einen einzigen Ruck, in noch viel reichere Beziehungen gesetzt werden können: und daß diese, in welchen wir uns überhaupt befinden, so gut zu unserer Organisation gehören, als unser Körper. Der große Stolz läßt es gar bei Vielen nicht zu, zu denken und sich zu besinnen. Ich nenne unser tiefstes Gewissen doch nur ein Ur- theil. Es ist die Beurtheilung unseres eigentlichsten Willens. Denken ist so Vielen unangenehm wegen der Resultate; sie haben sie in der größten Bequemlichkeit zu beliebigem Ge- brauche schon in Vorrath. Es ist gerad, als wäre der Denk- stoff der ungeheuerste Marmorfels, der unsere Welt begränzte; so ein wenig kriecht ein jeder daran umher; und viele von den guten Arbeitern bekommen ganze Stücke ab; doch diese Stücke lassen sie unverarbeitet gelten, als brauchten sie nicht aufgelöst zu werden; das sind die rohen Axiome, die ange- nommen werden; davon läßt sich dann machen was man will. Die ganze Materie soll aber weg; sonst geht solcher Stein durch die Kräfte seiner eigenen Natur doch wieder zum großen Fels, als Weltgränze, zurück. Der Geist muß fleißig sein; und die Rechenschaft ehrlich. Es will keiner mit Re- sultaten zufrieden sein, die der Menschen Fähigkeiten konzentri- ren; und sie glauben sie dann kleiner, weil sie sich beinah vereinfachen; und uns zur einzig wahrhaften Demuth brin- gen: uns zum Warten zwingen; und wicklich zu der Voraus- setzung eines andern höheren Geistes, als der des Menschen;
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bar, daß die Menſchen beinah alle ſo ſtolz auf das bischen moraliſches Urtheil ſind, welches ein Urtheil wie ein anderes iſt; und nur reichere Beziehungen trifft, andere Verhältniſſe: warum fällt es ſo Wenigen ein, daß wir durch einen einzigen Ruck, in noch viel reichere Beziehungen geſetzt werden können: und daß dieſe, in welchen wir uns überhaupt befinden, ſo gut zu unſerer Organiſation gehören, als unſer Körper. Der große Stolz läßt es gar bei Vielen nicht zu, zu denken und ſich zu beſinnen. Ich nenne unſer tiefſtes Gewiſſen doch nur ein Ur- theil. Es iſt die Beurtheilung unſeres eigentlichſten Willens. Denken iſt ſo Vielen unangenehm wegen der Reſultate; ſie haben ſie in der größten Bequemlichkeit zu beliebigem Ge- brauche ſchon in Vorrath. Es iſt gerad, als wäre der Denk- ſtoff der ungeheuerſte Marmorfels, der unſere Welt begränzte; ſo ein wenig kriecht ein jeder daran umher; und viele von den guten Arbeitern bekommen ganze Stücke ab; doch dieſe Stücke laſſen ſie unverarbeitet gelten, als brauchten ſie nicht aufgelöſt zu werden; das ſind die rohen Axiome, die ange- nommen werden; davon läßt ſich dann machen was man will. Die ganze Materie ſoll aber weg; ſonſt geht ſolcher Stein durch die Kräfte ſeiner eigenen Natur doch wieder zum großen Fels, als Weltgränze, zurück. Der Geiſt muß fleißig ſein; und die Rechenſchaft ehrlich. Es will keiner mit Re- ſultaten zufrieden ſein, die der Menſchen Fähigkeiten konzentri- ren; und ſie glauben ſie dann kleiner, weil ſie ſich beinah vereinfachen; und uns zur einzig wahrhaften Demuth brin- gen: uns zum Warten zwingen; und wicklich zu der Voraus- ſetzung eines andern höheren Geiſtes, als der des Menſchen;
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bar, daß die Menſchen beinah alle ſo ſtolz auf das bischen
moraliſches Urtheil ſind, welches ein Urtheil wie ein anderes
iſt; und nur reichere Beziehungen trifft, andere Verhältniſſe:
warum fällt es ſo Wenigen ein, daß wir durch einen einzigen
Ruck, in noch viel reichere Beziehungen geſetzt werden können:
und daß dieſe, in welchen wir uns überhaupt befinden, ſo gut
zu unſerer Organiſation gehören, als unſer Körper. Der große
Stolz läßt es gar bei Vielen nicht zu, zu denken und ſich zu
beſinnen. Ich nenne unſer tiefſtes Gewiſſen doch nur ein Ur-
theil. Es iſt die Beurtheilung unſeres eigentlichſten Willens.
Denken iſt ſo Vielen unangenehm wegen der Reſultate; ſie
haben ſie in der größten Bequemlichkeit zu beliebigem Ge-
brauche ſchon in Vorrath. Es iſt gerad, als wäre der Denk-
ſtoff der ungeheuerſte Marmorfels, der unſere Welt begränzte;
ſo ein wenig kriecht ein jeder daran umher; und viele von
den guten Arbeitern bekommen ganze Stücke ab; doch dieſe
Stücke laſſen ſie unverarbeitet gelten, als brauchten ſie nicht
aufgelöſt zu werden; das ſind die rohen Axiome, die ange-
nommen werden; davon läßt ſich dann machen was man
will. Die ganze Materie ſoll aber weg; ſonſt geht ſolcher
Stein durch die Kräfte ſeiner eigenen Natur doch wieder zum
großen Fels, als Weltgränze, zurück. Der Geiſt muß fleißig
ſein; und die Rechenſchaft ehrlich. Es will keiner mit Re-
ſultaten zufrieden ſein, die der Menſchen Fähigkeiten konzentri-
ren; und ſie glauben ſie dann kleiner, weil ſie ſich beinah
vereinfachen; und uns zur einzig wahrhaften Demuth brin-
gen: uns zum Warten zwingen; und wicklich zu der Voraus-
ſetzung eines andern höheren Geiſtes, als der des Menſchen;
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/11>, abgerufen am 24.11.2024.
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