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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834.

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nicht zu Stande, so viel Menschen lassen sich anwerben: die
wohlerzogensten; Juden und alles; ach! es möchte jeder den
alten Ruhm wieder aus der Erde graben. Wie die seigneurs
sehen unsere Soldaten aus: höflich, comme il faut: wie die
Franzosen. Sie bekommen keine Schläge mehr!! --



An Varnhagen, in Tübingen.


Drei Posttage sind vergangen, ohne daß ich dir schrieb:
auch habe ich in dreien keinen Brief von dir erhalten: und
es ist mir, als schrieben wir uns gar nicht mehr. So fremd
ist mir das! So viel Affekte sind in der Zeit durch meine
Seele gegangen. Ich glaube, du bist schon in Hamburg: und
schreibe diesen Brief nur auf gerathewohl, damit du dich nicht
ängstigen mögest: solche Briefe werden immer schlecht: auch
bin ich in der schlechtesten Stimmung. Ich bin endlich her-
unter. Seit dem letzten Dienstag vor vierzehn Tagen war
ich Morgen und Abend bis gestern bei Ludwig Robert; nur
vorgestern Abend nicht. Und nun nicht mehr: morgen fährt
er aus. Ich habe viel gelitten. Ich sage das nicht leicht;
und geleistet. Alles in den Wind; oder wieder in meine eigene
Seele hinein! -- Ich habe heute an Campan wegen der Gu-
ten ihrer abscheulichen Korrespondenz schreiben müssen: die,
obgleich sie mir mit Worten auf Worten hat gestehen müssen,
daß es keine ist, doch nicht unterläßt die Passion aufzuführen
fünf Akte durch; mit der kleinen piece! diable! Lies diesen
einliegenden Zettel. Ewig will sie Theilnahme an dem, wor-

nicht zu Stande, ſo viel Menſchen laſſen ſich anwerben: die
wohlerzogenſten; Juden und alles; ach! es möchte jeder den
alten Ruhm wieder aus der Erde graben. Wie die seigneurs
ſehen unſere Soldaten aus: höflich, comme il faut: wie die
Franzoſen. Sie bekommen keine Schläge mehr!! —



An Varnhagen, in Tübingen.


Drei Poſttage ſind vergangen, ohne daß ich dir ſchrieb:
auch habe ich in dreien keinen Brief von dir erhalten: und
es iſt mir, als ſchrieben wir uns gar nicht mehr. So fremd
iſt mir das! So viel Affekte ſind in der Zeit durch meine
Seele gegangen. Ich glaube, du biſt ſchon in Hamburg: und
ſchreibe dieſen Brief nur auf gerathewohl, damit du dich nicht
ängſtigen mögeſt: ſolche Briefe werden immer ſchlecht: auch
bin ich in der ſchlechteſten Stimmung. Ich bin endlich her-
unter. Seit dem letzten Dienstag vor vierzehn Tagen war
ich Morgen und Abend bis geſtern bei Ludwig Robert; nur
vorgeſtern Abend nicht. Und nun nicht mehr: morgen fährt
er aus. Ich habe viel gelitten. Ich ſage das nicht leicht;
und geleiſtet. Alles in den Wind; oder wieder in meine eigene
Seele hinein! — Ich habe heute an Campan wegen der Gu-
ten ihrer abſcheulichen Korreſpondenz ſchreiben müſſen: die,
obgleich ſie mir mit Worten auf Worten hat geſtehen müſſen,
daß es keine iſt, doch nicht unterläßt die Paſſion aufzuführen
fünf Akte durch; mit der kleinen pièce! diable! Lies dieſen
einliegenden Zettel. Ewig will ſie Theilnahme an dem, wor-

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[391/0405] nicht zu Stande, ſo viel Menſchen laſſen ſich anwerben: die wohlerzogenſten; Juden und alles; ach! es möchte jeder den alten Ruhm wieder aus der Erde graben. Wie die seigneurs ſehen unſere Soldaten aus: höflich, comme il faut: wie die Franzoſen. Sie bekommen keine Schläge mehr!! — An Varnhagen, in Tübingen. Sonnabend, den 28. Januar 1809. Drei Poſttage ſind vergangen, ohne daß ich dir ſchrieb: auch habe ich in dreien keinen Brief von dir erhalten: und es iſt mir, als ſchrieben wir uns gar nicht mehr. So fremd iſt mir das! So viel Affekte ſind in der Zeit durch meine Seele gegangen. Ich glaube, du biſt ſchon in Hamburg: und ſchreibe dieſen Brief nur auf gerathewohl, damit du dich nicht ängſtigen mögeſt: ſolche Briefe werden immer ſchlecht: auch bin ich in der ſchlechteſten Stimmung. Ich bin endlich her- unter. Seit dem letzten Dienstag vor vierzehn Tagen war ich Morgen und Abend bis geſtern bei Ludwig Robert; nur vorgeſtern Abend nicht. Und nun nicht mehr: morgen fährt er aus. Ich habe viel gelitten. Ich ſage das nicht leicht; und geleiſtet. Alles in den Wind; oder wieder in meine eigene Seele hinein! — Ich habe heute an Campan wegen der Gu- ten ihrer abſcheulichen Korreſpondenz ſchreiben müſſen: die, obgleich ſie mir mit Worten auf Worten hat geſtehen müſſen, daß es keine iſt, doch nicht unterläßt die Paſſion aufzuführen fünf Akte durch; mit der kleinen pièce! diable! Lies dieſen einliegenden Zettel. Ewig will ſie Theilnahme an dem, wor-

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/405>, abgerufen am 28.11.2024.