ist es vorbehalten, mich über alles rechtfertigen zu können, wenn ich will.
Ich will, weil ich kann: weil ich kann, brauchte ich nicht. Aber Sie brauchen es; und in diesem Sinne, aus dieser Ur- sach brauch ich's auch. Dies ist der Ruf in mir, und noch um einen leiseren folg' ich diesem Rufe.
Adieu! R. L.
An Rose, in Amsterdam.
Berlin, den 9. Februar 1802.
Vorgestern Abend aßen Markus'ens bei uns und Christel -- die jetzt während einer Spiel-Reise alle Abend kömmt -- Mama prätendirte de but en blanc, sie sollten den andern Mittag mit den Kindern bei uns essen: Fragen, die gescha- hen, blieben unbefruchtet. Christel invitirte sich, Mama nahm sie mit einer Festeslaune an. Gestern Morgen steh' ich auf, und geh' in einem mild-himmelumzogenen Wetter in Geschäf- ten aus; Line predigt mir während dem Anziehen vor, Mama habe Marktorte, und Sardellensalat, und "ließen --! in der rothen Stube decken." Ich verschwobe! Ich sage: "Ach Gott! es wird Purim sein," denn den Hahn hatt' ich schon den Abend geahndet. Poin du tout -- sag' ich, als Epiker, -- "Ne, der ist erst in vierzehn Tagen." Meine Konjekturen und Gedanken gingen mir aus: ich that dasselbe. Als ich ganz zuletzt zur Unzelmann komme, erzähle ich ihr die Bege- benheit, und die Marktorte, versprech' ihr davon; sie kann auch nichts ergründen, ich behaupte es muß ein anniversaire sein, etwa eine silberne Hochzeit, oder Papa's seliger Geburts-
iſt es vorbehalten, mich über alles rechtfertigen zu können, wenn ich will.
Ich will, weil ich kann: weil ich kann, brauchte ich nicht. Aber Sie brauchen es; und in dieſem Sinne, aus dieſer Ur- ſach brauch ich’s auch. Dies iſt der Ruf in mir, und noch um einen leiſeren folg’ ich dieſem Rufe.
Adieu! R. L.
An Roſe, in Amſterdam.
Berlin, den 9. Februar 1802.
Vorgeſtern Abend aßen Markus’ens bei uns und Chriſtel — die jetzt während einer Spiel-Reiſe alle Abend kömmt — Mama prätendirte de but en blanc, ſie ſollten den andern Mittag mit den Kindern bei uns eſſen: Fragen, die geſcha- hen, blieben unbefruchtet. Chriſtel invitirte ſich, Mama nahm ſie mit einer Feſteslaune an. Geſtern Morgen ſteh’ ich auf, und geh’ in einem mild-himmelumzogenen Wetter in Geſchäf- ten aus; Line predigt mir während dem Anziehen vor, Mama habe Marktorte, und Sardellenſalat, und „ließen —! in der rothen Stube decken.“ Ich verſchwobe! Ich ſage: „Ach Gott! es wird Purim ſein,“ denn den Hahn hatt’ ich ſchon den Abend geahndet. Poin du tout — ſag’ ich, als Epiker, — „Ne, der iſt erſt in vierzehn Tagen.“ Meine Konjekturen und Gedanken gingen mir aus: ich that daſſelbe. Als ich ganz zuletzt zur Unzelmann komme, erzähle ich ihr die Bege- benheit, und die Marktorte, verſprech’ ihr davon; ſie kann auch nichts ergründen, ich behaupte es muß ein anniversaire ſein, etwa eine ſilberne Hochzeit, oder Papa’s ſeliger Geburts-
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iſt es vorbehalten, mich über alles rechtfertigen zu können,
wenn ich will.
Ich will, weil ich kann: weil ich kann, brauchte ich nicht.
Aber Sie brauchen es; und in dieſem Sinne, aus dieſer Ur-
ſach brauch ich’s auch. Dies iſt der Ruf in mir, und noch
um einen leiſeren folg’ ich dieſem Rufe.
Adieu! R. L.
An Roſe, in Amſterdam.
Berlin, den 9. Februar 1802.
Vorgeſtern Abend aßen Markus’ens bei uns und Chriſtel
— die jetzt während einer Spiel-Reiſe alle Abend kömmt —
Mama prätendirte de but en blanc, ſie ſollten den andern
Mittag mit den Kindern bei uns eſſen: Fragen, die geſcha-
hen, blieben unbefruchtet. Chriſtel invitirte ſich, Mama nahm
ſie mit einer Feſteslaune an. Geſtern Morgen ſteh’ ich auf,
und geh’ in einem mild-himmelumzogenen Wetter in Geſchäf-
ten aus; Line predigt mir während dem Anziehen vor, Mama
habe Marktorte, und Sardellenſalat, und „ließen —! in der
rothen Stube decken.“ Ich verſchwobe! Ich ſage: „Ach
Gott! es wird Purim ſein,“ denn den Hahn hatt’ ich ſchon
den Abend geahndet. Poin du tout — ſag’ ich, als Epiker, —
„Ne, der iſt erſt in vierzehn Tagen.“ Meine Konjekturen
und Gedanken gingen mir aus: ich that daſſelbe. Als ich
ganz zuletzt zur Unzelmann komme, erzähle ich ihr die Bege-
benheit, und die Marktorte, verſprech’ ihr davon; ſie kann
auch nichts ergründen, ich behaupte es muß ein anniversaire
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/265>, abgerufen am 26.11.2024.
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