hielt Tettenborn zugleich Nachricht. Die Schweden, statt in Bergedorf einzutreffen, hatten sich tiefer in das Innere des Landes zurückgezogen; die Dänen da¬ gegen waren vorgegangen, und standen schlagfertig in Altona und in Schiffbeck, so daß ihre Stellung eben so drohend erschien, als ihre Absicht feindlich zu ver¬ muthen war, sie brauchten nur noch einen Schritt zu thun, um Hamburg selbst und alle dortigen Truppen unrettbar einzuschließen.
Auf das Verlangen des Generals von Boye hatte der, statt des abgerufenen Generals von Wegener in Holstein jetzt den Befehl führende Generalmajor von der Schulenburg geantwortet, nur zwei Stunden vor¬ her, ehe er zu Feindseligkeiten überginge, würde er die Anzeige davon machen. Zugleich erhielt man durch wohlunterrichtete Personen die Gewißheit, daß zwischen den Dänen und Franzosen ein Vertrag abgeschlossen, und die dänische Kriegsmacht in Holstein ganz den Verfügungen des Marschalls Davoust überlassen sei, daß also jeden Augenblick ein förmlicher Angriff, von ihnen selbst, oder über das dänische Gebiet von den Franzosen, zu erwarten stehe. Der schwedische General erklärte hierauf, in diesem Fall hieße es die schwedischen Truppen, die nach Hamburg kämen, gradezu dem Feind als Gefangene überliefern, und ihre rückgängige Bewegung, schon durch das Vorgehen der Dänen ver¬ anlaßt, könne nur fortzusetzen sein. Unter diesen Um¬
hielt Tettenborn zugleich Nachricht. Die Schweden, ſtatt in Bergedorf einzutreffen, hatten ſich tiefer in das Innere des Landes zuruͤckgezogen; die Daͤnen da¬ gegen waren vorgegangen, und ſtanden ſchlagfertig in Altona und in Schiffbeck, ſo daß ihre Stellung eben ſo drohend erſchien, als ihre Abſicht feindlich zu ver¬ muthen war, ſie brauchten nur noch einen Schritt zu thun, um Hamburg ſelbſt und alle dortigen Truppen unrettbar einzuſchließen.
Auf das Verlangen des Generals von Boye hatte der, ſtatt des abgerufenen Generals von Wegener in Holſtein jetzt den Befehl fuͤhrende Generalmajor von der Schulenburg geantwortet, nur zwei Stunden vor¬ her, ehe er zu Feindſeligkeiten uͤberginge, wuͤrde er die Anzeige davon machen. Zugleich erhielt man durch wohlunterrichtete Perſonen die Gewißheit, daß zwiſchen den Daͤnen und Franzoſen ein Vertrag abgeſchloſſen, und die daͤniſche Kriegsmacht in Holſtein ganz den Verfuͤgungen des Marſchalls Davouſt uͤberlaſſen ſei, daß alſo jeden Augenblick ein foͤrmlicher Angriff, von ihnen ſelbſt, oder uͤber das daͤniſche Gebiet von den Franzoſen, zu erwarten ſtehe. Der ſchwediſche General erklaͤrte hierauf, in dieſem Fall hieße es die ſchwediſchen Truppen, die nach Hamburg kaͤmen, gradezu dem Feind als Gefangene uͤberliefern, und ihre ruͤckgaͤngige Bewegung, ſchon durch das Vorgehen der Daͤnen ver¬ anlaßt, koͤnne nur fortzuſetzen ſein. Unter dieſen Um¬
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hielt Tettenborn zugleich Nachricht. Die Schweden,
ſtatt in Bergedorf einzutreffen, hatten ſich tiefer in
das Innere des Landes zuruͤckgezogen; die Daͤnen da¬
gegen waren vorgegangen, und ſtanden ſchlagfertig in
Altona und in Schiffbeck, ſo daß ihre Stellung eben
ſo drohend erſchien, als ihre Abſicht feindlich zu ver¬
muthen war, ſie brauchten nur noch einen Schritt zu
thun, um Hamburg ſelbſt und alle dortigen Truppen
unrettbar einzuſchließen.
Auf das Verlangen des Generals von Boye hatte
der, ſtatt des abgerufenen Generals von Wegener in
Holſtein jetzt den Befehl fuͤhrende Generalmajor von
der Schulenburg geantwortet, nur zwei Stunden vor¬
her, ehe er zu Feindſeligkeiten uͤberginge, wuͤrde er die
Anzeige davon machen. Zugleich erhielt man durch
wohlunterrichtete Perſonen die Gewißheit, daß zwiſchen
den Daͤnen und Franzoſen ein Vertrag abgeſchloſſen,
und die daͤniſche Kriegsmacht in Holſtein ganz den
Verfuͤgungen des Marſchalls Davouſt uͤberlaſſen ſei,
daß alſo jeden Augenblick ein foͤrmlicher Angriff, von
ihnen ſelbſt, oder uͤber das daͤniſche Gebiet von den
Franzoſen, zu erwarten ſtehe. Der ſchwediſche General
erklaͤrte hierauf, in dieſem Fall hieße es die ſchwediſchen
Truppen, die nach Hamburg kaͤmen, gradezu dem
Feind als Gefangene uͤberliefern, und ihre ruͤckgaͤngige
Bewegung, ſchon durch das Vorgehen der Daͤnen ver¬
anlaßt, koͤnne nur fortzuſetzen ſein. Unter dieſen Um¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/390>, abgerufen am 22.11.2024.
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