ständen, bei der Mißstimmung der Bürgerschaft, dem Mangel an Schießbedarf der geringen Truppenzahl, der Entfernung der Schweden und Feindlichkeit der Dänen, mußte Tettenborn, der noch immer außerhalb der Stadt bei der Billkirche dem stets sich verstärken¬ den Feinde kämpfend entgegenstand, in der Nacht auf den 30. Mai dem Major von Pfuel nach Hamburg den Befehl senden, die Stadt zu räumen, und mit den wenigen dort noch befindlichen Truppen durch den Billwärder den Rückzug nach Bergedorf anzutreten. Der Senat hatte schon früher aus eignem Antrieb die Uebergabe der Stadt berathschlagt, und sandte jetzt Abgeordnete nach Altona, um die dänische Vermittelung zu erbitten.
Heß löste durch eine schon für solchen unglücklichen Fall im voraus gedruckte Bekanntmachung die Bürger¬ garde förmlich auf, die der That nach schon nicht mehr beisammen war, und sich in den letzten Tagen nur in sehr geringer Zahl auf den Sammelplätzen eingefunden hatte. Die angesehensten Einwohner, besonders solche, die sich auf irgend eine Weise für die Freiheit Ham¬ burgs hervorgethan hatten, befanden sich zum Theil schon im Dänischen, theils begaben sie sich jetzt dahin. Der Abzug der Truppen, ungefähr 800 Mann, ge¬ schah in aller Stille und mit der größten Ordnung, einige Schüsse, welche die Franzosen gegen Morgen
ſtaͤnden, bei der Mißſtimmung der Buͤrgerſchaft, dem Mangel an Schießbedarf der geringen Truppenzahl, der Entfernung der Schweden und Feindlichkeit der Daͤnen, mußte Tettenborn, der noch immer außerhalb der Stadt bei der Billkirche dem ſtets ſich verſtaͤrken¬ den Feinde kaͤmpfend entgegenſtand, in der Nacht auf den 30. Mai dem Major von Pfuel nach Hamburg den Befehl ſenden, die Stadt zu raͤumen, und mit den wenigen dort noch befindlichen Truppen durch den Billwaͤrder den Ruͤckzug nach Bergedorf anzutreten. Der Senat hatte ſchon fruͤher aus eignem Antrieb die Uebergabe der Stadt berathſchlagt, und ſandte jetzt Abgeordnete nach Altona, um die daͤniſche Vermittelung zu erbitten.
Heß loͤſte durch eine ſchon fuͤr ſolchen ungluͤcklichen Fall im voraus gedruckte Bekanntmachung die Buͤrger¬ garde foͤrmlich auf, die der That nach ſchon nicht mehr beiſammen war, und ſich in den letzten Tagen nur in ſehr geringer Zahl auf den Sammelplaͤtzen eingefunden hatte. Die angeſehenſten Einwohner, beſonders ſolche, die ſich auf irgend eine Weiſe fuͤr die Freiheit Ham¬ burgs hervorgethan hatten, befanden ſich zum Theil ſchon im Daͤniſchen, theils begaben ſie ſich jetzt dahin. Der Abzug der Truppen, ungefaͤhr 800 Mann, ge¬ ſchah in aller Stille und mit der groͤßten Ordnung, einige Schuͤſſe, welche die Franzoſen gegen Morgen
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ſtaͤnden, bei der Mißſtimmung der Buͤrgerſchaft, dem
Mangel an Schießbedarf der geringen Truppenzahl,
der Entfernung der Schweden und Feindlichkeit der
Daͤnen, mußte Tettenborn, der noch immer außerhalb
der Stadt bei der Billkirche dem ſtets ſich verſtaͤrken¬
den Feinde kaͤmpfend entgegenſtand, in der Nacht auf
den 30. Mai dem Major von Pfuel nach Hamburg
den Befehl ſenden, die Stadt zu raͤumen, und mit
den wenigen dort noch befindlichen Truppen durch den
Billwaͤrder den Ruͤckzug nach Bergedorf anzutreten.
Der Senat hatte ſchon fruͤher aus eignem Antrieb die
Uebergabe der Stadt berathſchlagt, und ſandte jetzt
Abgeordnete nach Altona, um die daͤniſche Vermittelung
zu erbitten.
Heß loͤſte durch eine ſchon fuͤr ſolchen ungluͤcklichen
Fall im voraus gedruckte Bekanntmachung die Buͤrger¬
garde foͤrmlich auf, die der That nach ſchon nicht mehr
beiſammen war, und ſich in den letzten Tagen nur in
ſehr geringer Zahl auf den Sammelplaͤtzen eingefunden
hatte. Die angeſehenſten Einwohner, beſonders ſolche,
die ſich auf irgend eine Weiſe fuͤr die Freiheit Ham¬
burgs hervorgethan hatten, befanden ſich zum Theil
ſchon im Daͤniſchen, theils begaben ſie ſich jetzt dahin.
Der Abzug der Truppen, ungefaͤhr 800 Mann, ge¬
ſchah in aller Stille und mit der groͤßten Ordnung,
einige Schuͤſſe, welche die Franzoſen gegen Morgen
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/391>, abgerufen am 22.11.2024.
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