blieb wenigstens noch geheim, und ließ denn doch für Freund und Feind die Thatsache sichtbar werden, daß die Dänen gegen die Franzosen kämpften, und schon um deßwillen befahl Tettenborn, sobald die zwei Kom¬ panieen übergesetzt waren, rasch zum Angriff vorzu¬ rücken. Dies geschah von der Feddel her mit großem Ungestüm; Dänen, Mecklenburger, Hanseaten, Bür¬ gergarden, alles wetteiferte an Tapferkeit, und eine französische Brigade leichter Truppen unter dem Ge¬ neral Gengould wurde in die Flucht geschlagen. Ge¬ neral Vandamme eilte hierauf selbst herbei, und stürzte mit der Division Dufour auf die Verbündeten, die in zu lebhaftem Verfolgen ihre Ordnung nicht genug be¬ wahrt hatten, und nun, von der großen Uebermacht gedrängt, sie so schnell nicht wiederfinden konnten. Das Gewehrfeuer war sehr heftig, kaum eine Viertel¬ stunde hielten die kleinen Schaaren den Andrang der großen Massen zurück, dann aber mußten sie den Rück¬ zug nach der Feddel nehmen. Hier war eine Kanone auf dem Deiche aufgepflanzt, die aber den Feind nicht beschießen konnte, weil die eignen zurückkommenden Truppen den Weg versperrten. Eine Schanze lag seit¬ wärts des Deiches, um die Rückkehrenden aufzuneh¬ men, die von hieraus dem Feinde, der auf dem Deiche marschiren mußte, jedes weitere Vordringen untersagen, und sich gegen eine viel größere Uebermacht halten konnten. Unglücklicherweise ergriff der Schrecken des
blieb wenigſtens noch geheim, und ließ denn doch fuͤr Freund und Feind die Thatſache ſichtbar werden, daß die Daͤnen gegen die Franzoſen kaͤmpften, und ſchon um deßwillen befahl Tettenborn, ſobald die zwei Kom¬ panieen uͤbergeſetzt waren, raſch zum Angriff vorzu¬ ruͤcken. Dies geſchah von der Feddel her mit großem Ungeſtuͤm; Daͤnen, Mecklenburger, Hanſeaten, Buͤr¬ gergarden, alles wetteiferte an Tapferkeit, und eine franzoͤſiſche Brigade leichter Truppen unter dem Ge¬ neral Gengould wurde in die Flucht geſchlagen. Ge¬ neral Vandamme eilte hierauf ſelbſt herbei, und ſtuͤrzte mit der Diviſion Dufour auf die Verbuͤndeten, die in zu lebhaftem Verfolgen ihre Ordnung nicht genug be¬ wahrt hatten, und nun, von der großen Uebermacht gedraͤngt, ſie ſo ſchnell nicht wiederfinden konnten. Das Gewehrfeuer war ſehr heftig, kaum eine Viertel¬ ſtunde hielten die kleinen Schaaren den Andrang der großen Maſſen zuruͤck, dann aber mußten ſie den Ruͤck¬ zug nach der Feddel nehmen. Hier war eine Kanone auf dem Deiche aufgepflanzt, die aber den Feind nicht beſchießen konnte, weil die eignen zuruͤckkommenden Truppen den Weg verſperrten. Eine Schanze lag ſeit¬ waͤrts des Deiches, um die Ruͤckkehrenden aufzuneh¬ men, die von hieraus dem Feinde, der auf dem Deiche marſchiren mußte, jedes weitere Vordringen unterſagen, und ſich gegen eine viel groͤßere Uebermacht halten konnten. Ungluͤcklicherweiſe ergriff der Schrecken des
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blieb wenigſtens noch geheim, und ließ denn doch fuͤr
Freund und Feind die Thatſache ſichtbar werden, daß
die Daͤnen gegen die Franzoſen kaͤmpften, und ſchon
um deßwillen befahl Tettenborn, ſobald die zwei Kom¬
panieen uͤbergeſetzt waren, raſch zum Angriff vorzu¬
ruͤcken. Dies geſchah von der Feddel her mit großem
Ungeſtuͤm; Daͤnen, Mecklenburger, Hanſeaten, Buͤr¬
gergarden, alles wetteiferte an Tapferkeit, und eine
franzoͤſiſche Brigade leichter Truppen unter dem Ge¬
neral Gengould wurde in die Flucht geſchlagen. Ge¬
neral Vandamme eilte hierauf ſelbſt herbei, und ſtuͤrzte
mit der Diviſion Dufour auf die Verbuͤndeten, die in
zu lebhaftem Verfolgen ihre Ordnung nicht genug be¬
wahrt hatten, und nun, von der großen Uebermacht
gedraͤngt, ſie ſo ſchnell nicht wiederfinden konnten.
Das Gewehrfeuer war ſehr heftig, kaum eine Viertel¬
ſtunde hielten die kleinen Schaaren den Andrang der
großen Maſſen zuruͤck, dann aber mußten ſie den Ruͤck¬
zug nach der Feddel nehmen. Hier war eine Kanone
auf dem Deiche aufgepflanzt, die aber den Feind nicht
beſchießen konnte, weil die eignen zuruͤckkommenden
Truppen den Weg verſperrten. Eine Schanze lag ſeit¬
waͤrts des Deiches, um die Ruͤckkehrenden aufzuneh¬
men, die von hieraus dem Feinde, der auf dem Deiche
marſchiren mußte, jedes weitere Vordringen unterſagen,
und ſich gegen eine viel groͤßere Uebermacht halten
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/360>, abgerufen am 25.11.2024.
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