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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

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glaubte Hülfe und Unterstützung zu erlangen, während
er zugleich eifrig daran dachte, die vorhandenen Mittel
in sich selbst zu verstärken. So abgeneigt von jeher
alle Kriegsleute sind, den Befehl von Landstürmen,
Aufgeboten und andern, mehr durch Willen und Eifer,
als Zucht und Uebung, bestehenden Bewaffnungen zu
übernehmen, so gab doch Tettenborn sich der Noth¬
wendigkeit des Augenblicks willig hin, und versuchte,
sich auf die Bürgergarden zu stützen, die seinem Wunsche
allerdings begierig entgegenkamen, und laut begehrten,
an der Vertheidigung der Stadt Theil zu nehmen, ja
gegen den Feind auszumarschiren. Heß hatte in der
kurzen Zeit dennoch eine gewisse Ordnung und Haltung
eingeführt; der Ernst und das Gewicht der Ueberlegung
ihres Zustandes entfernten jeden Uebermuth, und mach¬
ten Gesetzmäßigkeit und Eintracht wünschen und fördern.
Sie mußten dem Feinde furchtbar sein, da dem ein¬
zelnen Soldaten der Volksaufstand schrecklicher und ver¬
derblicher ist, als geregelte Truppen, und da jedem
bekannt war, daß diese Bürger genug gegen ihren
ehemaligen Herrscher verbrochen hatten, um wohl zu
fühlen, welche Strafen sie abzuwehren hätten.

Die neuen Vorkehrungen fanden schnell Gelegenheit
sich zu bewähren. Nachdem es nämlich den Vormittag
des 10. Mai's ruhig geblieben war, entstand plötzlich
gegen Mittag ein großer Allarm, es hieß, die Franzosen
wären 7000 Mann stark in Billwärder eingedrungen,

glaubte Huͤlfe und Unterſtuͤtzung zu erlangen, waͤhrend
er zugleich eifrig daran dachte, die vorhandenen Mittel
in ſich ſelbſt zu verſtaͤrken. So abgeneigt von jeher
alle Kriegsleute ſind, den Befehl von Landſtuͤrmen,
Aufgeboten und andern, mehr durch Willen und Eifer,
als Zucht und Uebung, beſtehenden Bewaffnungen zu
uͤbernehmen, ſo gab doch Tettenborn ſich der Noth¬
wendigkeit des Augenblicks willig hin, und verſuchte,
ſich auf die Buͤrgergarden zu ſtuͤtzen, die ſeinem Wunſche
allerdings begierig entgegenkamen, und laut begehrten,
an der Vertheidigung der Stadt Theil zu nehmen, ja
gegen den Feind auszumarſchiren. Heß hatte in der
kurzen Zeit dennoch eine gewiſſe Ordnung und Haltung
eingefuͤhrt; der Ernſt und das Gewicht der Ueberlegung
ihres Zuſtandes entfernten jeden Uebermuth, und mach¬
ten Geſetzmaͤßigkeit und Eintracht wuͤnſchen und foͤrdern.
Sie mußten dem Feinde furchtbar ſein, da dem ein¬
zelnen Soldaten der Volksaufſtand ſchrecklicher und ver¬
derblicher iſt, als geregelte Truppen, und da jedem
bekannt war, daß dieſe Buͤrger genug gegen ihren
ehemaligen Herrſcher verbrochen hatten, um wohl zu
fuͤhlen, welche Strafen ſie abzuwehren haͤtten.

Die neuen Vorkehrungen fanden ſchnell Gelegenheit
ſich zu bewaͤhren. Nachdem es naͤmlich den Vormittag
des 10. Mai's ruhig geblieben war, entſtand ploͤtzlich
gegen Mittag ein großer Allarm, es hieß, die Franzoſen
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[342/0354] glaubte Huͤlfe und Unterſtuͤtzung zu erlangen, waͤhrend er zugleich eifrig daran dachte, die vorhandenen Mittel in ſich ſelbſt zu verſtaͤrken. So abgeneigt von jeher alle Kriegsleute ſind, den Befehl von Landſtuͤrmen, Aufgeboten und andern, mehr durch Willen und Eifer, als Zucht und Uebung, beſtehenden Bewaffnungen zu uͤbernehmen, ſo gab doch Tettenborn ſich der Noth¬ wendigkeit des Augenblicks willig hin, und verſuchte, ſich auf die Buͤrgergarden zu ſtuͤtzen, die ſeinem Wunſche allerdings begierig entgegenkamen, und laut begehrten, an der Vertheidigung der Stadt Theil zu nehmen, ja gegen den Feind auszumarſchiren. Heß hatte in der kurzen Zeit dennoch eine gewiſſe Ordnung und Haltung eingefuͤhrt; der Ernſt und das Gewicht der Ueberlegung ihres Zuſtandes entfernten jeden Uebermuth, und mach¬ ten Geſetzmaͤßigkeit und Eintracht wuͤnſchen und foͤrdern. Sie mußten dem Feinde furchtbar ſein, da dem ein¬ zelnen Soldaten der Volksaufſtand ſchrecklicher und ver¬ derblicher iſt, als geregelte Truppen, und da jedem bekannt war, daß dieſe Buͤrger genug gegen ihren ehemaligen Herrſcher verbrochen hatten, um wohl zu fuͤhlen, welche Strafen ſie abzuwehren haͤtten. Die neuen Vorkehrungen fanden ſchnell Gelegenheit ſich zu bewaͤhren. Nachdem es naͤmlich den Vormittag des 10. Mai's ruhig geblieben war, entſtand ploͤtzlich gegen Mittag ein großer Allarm, es hieß, die Franzoſen waͤren 7000 Mann ſtark in Billwaͤrder eingedrungen,

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/354>, abgerufen am 25.11.2024.