Häuser und einer Mühle zu decken suchte. Während des Verfolgens traf Canitz unerwartet den dänischen Oberstlieutenant von Haffner, der als Parlementair zu den Franzosen gegangen war, angeblich um sie zu be¬ nachrichtigen, daß die Dänen ihnen nicht gestatten wür¬ den, sich wieder in den Besitz von Hamburg zu setzen. Er war von ungefähr 20 Franzosen umgeben, mit denen er in die Hände der Russen fiel, und dies Zwi¬ schenereigniß veranlaßte einen kurzen Waffenstillstand, während dessen man sich wechselseitig erklärte. Der Oberstlieutenant von Haffner wurde sogleich freigegeben, die ihn begleitenden Franzosen aber gefangen genom¬ men, weil auch auf deren Seite einige Hanseaten, die dem Stillstande vertraut hatten, hinterlistig waren fest¬ gehalten worden. Der Feind wurde darauf wieder unter das Feuer seiner jenseitigen Kanonen verfolgt, und in weniger Zeit die ganze Insel gereinigt, bis auf die südliche Spitze, die von dem feindlichen Ge¬ schütz bestrichen wurde. Dies Gefecht hatte dem Feinde an Todten, Verwundeten und Gefangenen gegen 300 Mann gekostet. Die Hanseaten und Mecklenburger hatten 150 Mann verloren, worunter 13 Offiziere. Die Kanonen, altes hamburgisches Geschütz, waren vernagelt zurückgelassen worden.
Die Franzosen hatten gleichzeitig einen Angriff auf den Ochsenwärder gemacht, und fingen an, hier sich allmählig auszubreiten, indem sie die 600 Hanseaten,
Haͤuſer und einer Muͤhle zu decken ſuchte. Waͤhrend des Verfolgens traf Canitz unerwartet den daͤniſchen Oberſtlieutenant von Haffner, der als Parlementair zu den Franzoſen gegangen war, angeblich um ſie zu be¬ nachrichtigen, daß die Daͤnen ihnen nicht geſtatten wuͤr¬ den, ſich wieder in den Beſitz von Hamburg zu ſetzen. Er war von ungefaͤhr 20 Franzoſen umgeben, mit denen er in die Haͤnde der Ruſſen fiel, und dies Zwi¬ ſchenereigniß veranlaßte einen kurzen Waffenſtillſtand, waͤhrend deſſen man ſich wechſelſeitig erklaͤrte. Der Oberſtlieutenant von Haffner wurde ſogleich freigegeben, die ihn begleitenden Franzoſen aber gefangen genom¬ men, weil auch auf deren Seite einige Hanſeaten, die dem Stillſtande vertraut hatten, hinterliſtig waren feſt¬ gehalten worden. Der Feind wurde darauf wieder unter das Feuer ſeiner jenſeitigen Kanonen verfolgt, und in weniger Zeit die ganze Inſel gereinigt, bis auf die ſuͤdliche Spitze, die von dem feindlichen Ge¬ ſchuͤtz beſtrichen wurde. Dies Gefecht hatte dem Feinde an Todten, Verwundeten und Gefangenen gegen 300 Mann gekoſtet. Die Hanſeaten und Mecklenburger hatten 150 Mann verloren, worunter 13 Offiziere. Die Kanonen, altes hamburgiſches Geſchuͤtz, waren vernagelt zuruͤckgelaſſen worden.
Die Franzoſen hatten gleichzeitig einen Angriff auf den Ochſenwaͤrder gemacht, und fingen an, hier ſich allmaͤhlig auszubreiten, indem ſie die 600 Hanſeaten,
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Haͤuſer und einer Muͤhle zu decken ſuchte. Waͤhrend
des Verfolgens traf Canitz unerwartet den daͤniſchen
Oberſtlieutenant von Haffner, der als Parlementair zu
den Franzoſen gegangen war, angeblich um ſie zu be¬
nachrichtigen, daß die Daͤnen ihnen nicht geſtatten wuͤr¬
den, ſich wieder in den Beſitz von Hamburg zu ſetzen.
Er war von ungefaͤhr 20 Franzoſen umgeben, mit
denen er in die Haͤnde der Ruſſen fiel, und dies Zwi¬
ſchenereigniß veranlaßte einen kurzen Waffenſtillſtand,
waͤhrend deſſen man ſich wechſelſeitig erklaͤrte. Der
Oberſtlieutenant von Haffner wurde ſogleich freigegeben,
die ihn begleitenden Franzoſen aber gefangen genom¬
men, weil auch auf deren Seite einige Hanſeaten, die
dem Stillſtande vertraut hatten, hinterliſtig waren feſt¬
gehalten worden. Der Feind wurde darauf wieder
unter das Feuer ſeiner jenſeitigen Kanonen verfolgt,
und in weniger Zeit die ganze Inſel gereinigt, bis
auf die ſuͤdliche Spitze, die von dem feindlichen Ge¬
ſchuͤtz beſtrichen wurde. Dies Gefecht hatte dem Feinde
an Todten, Verwundeten und Gefangenen gegen 300
Mann gekoſtet. Die Hanſeaten und Mecklenburger
hatten 150 Mann verloren, worunter 13 Offiziere.
Die Kanonen, altes hamburgiſches Geſchuͤtz, waren
vernagelt zuruͤckgelaſſen worden.
Die Franzoſen hatten gleichzeitig einen Angriff auf
den Ochſenwaͤrder gemacht, und fingen an, hier ſich
allmaͤhlig auszubreiten, indem ſie die 600 Hanſeaten,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/352>, abgerufen am 22.11.2024.
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