Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

der Insel Wilhelmsburg. Zur Besetzung der Stadt
Hamburg selbst blieb nur das Bataillon Mecklenbur¬
ger, 700 Mann stark, von denen jedoch zwei Compag¬
nieen gleichfalls nach Wilhelmsburg beordert waren,
und dann noch ungefähr 3000 Bürgergarden übrig,
denn nur so viele hatte man von 7200 eingeschriebenen
gehörig bewaffnen können. Von dem schweren Geschütz,
das sich auf der hamburgischen Admiralität noch vor¬
räthig gefunden, waren zwei Vierundzwanzigpfünder
auf Lavetten gebracht, und einer beim Zollenspieker,
der andere auf der Spitze von Wilhelmsburg gegenüber
Haarburg, so wie an jedem dieser Punkte noch zwei
leichtere Kanonen und eine Haubitze aufgepflanzt wor¬
den. Auch Schiffe hatte man eiligst ausgerüstet und
bemannt; ein Kutter von 6 kleinen Kanonen lag bei
Haarburg, ein anderes Schiff von eben so vielen Ka¬
nonen beim Zollenspieker, die haarburgische Jacht von
8 Kanonen dicht vor dem Hafen. Die Seeleute, welche
sich auf diesen Schiffen befanden, waren eben so we¬
nig, wie ihre Anführer, mit dem Kriegsdienste ver¬
traut, und dieser Umstand verminderte sehr den Ge¬
brauch einer Waffe, bei der, mehr als bei jeder andern,
Kenntniß und Urtheil den tapfern Muth unterstützen
müssen. Die Ueberschwemmungen wurden bereit ge¬
halten, die Schanzarbeiten unablässig fortgesetzt. Tet¬
tenborn säumte nicht, die plötzlich bedrängt gewordene
Lage von Hamburg sowohl an Wallmoden und in das

der Inſel Wilhelmsburg. Zur Beſetzung der Stadt
Hamburg ſelbſt blieb nur das Bataillon Mecklenbur¬
ger, 700 Mann ſtark, von denen jedoch zwei Compag¬
nieen gleichfalls nach Wilhelmsburg beordert waren,
und dann noch ungefaͤhr 3000 Buͤrgergarden uͤbrig,
denn nur ſo viele hatte man von 7200 eingeſchriebenen
gehoͤrig bewaffnen koͤnnen. Von dem ſchweren Geſchuͤtz,
das ſich auf der hamburgiſchen Admiralitaͤt noch vor¬
raͤthig gefunden, waren zwei Vierundzwanzigpfuͤnder
auf Lavetten gebracht, und einer beim Zollenſpieker,
der andere auf der Spitze von Wilhelmsburg gegenuͤber
Haarburg, ſo wie an jedem dieſer Punkte noch zwei
leichtere Kanonen und eine Haubitze aufgepflanzt wor¬
den. Auch Schiffe hatte man eiligſt ausgeruͤſtet und
bemannt; ein Kutter von 6 kleinen Kanonen lag bei
Haarburg, ein anderes Schiff von eben ſo vielen Ka¬
nonen beim Zollenſpieker, die haarburgiſche Jacht von
8 Kanonen dicht vor dem Hafen. Die Seeleute, welche
ſich auf dieſen Schiffen befanden, waren eben ſo we¬
nig, wie ihre Anfuͤhrer, mit dem Kriegsdienſte ver¬
traut, und dieſer Umſtand verminderte ſehr den Ge¬
brauch einer Waffe, bei der, mehr als bei jeder andern,
Kenntniß und Urtheil den tapfern Muth unterſtuͤtzen
muͤſſen. Die Ueberſchwemmungen wurden bereit ge¬
halten, die Schanzarbeiten unablaͤſſig fortgeſetzt. Tet¬
tenborn ſaͤumte nicht, die ploͤtzlich bedraͤngt gewordene
Lage von Hamburg ſowohl an Wallmoden und in das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0342" n="330"/>
der In&#x017F;el Wilhelmsburg. Zur Be&#x017F;etzung der Stadt<lb/>
Hamburg &#x017F;elb&#x017F;t blieb nur das Bataillon Mecklenbur¬<lb/>
ger, <hi rendition="#b">700</hi> Mann &#x017F;tark, von denen jedoch zwei Compag¬<lb/>
nieen gleichfalls nach Wilhelmsburg beordert waren,<lb/>
und dann noch ungefa&#x0364;hr <hi rendition="#b">3000</hi> Bu&#x0364;rgergarden u&#x0364;brig,<lb/>
denn nur &#x017F;o viele hatte man von <hi rendition="#b">7200</hi> einge&#x017F;chriebenen<lb/>
geho&#x0364;rig bewaffnen ko&#x0364;nnen. Von dem &#x017F;chweren Ge&#x017F;chu&#x0364;tz,<lb/>
das &#x017F;ich auf der hamburgi&#x017F;chen Admiralita&#x0364;t noch vor¬<lb/>
ra&#x0364;thig gefunden, waren zwei Vierundzwanzigpfu&#x0364;nder<lb/>
auf Lavetten gebracht, und einer beim Zollen&#x017F;pieker,<lb/>
der andere auf der Spitze von Wilhelmsburg gegenu&#x0364;ber<lb/>
Haarburg, &#x017F;o wie an jedem die&#x017F;er Punkte noch zwei<lb/>
leichtere Kanonen und eine Haubitze aufgepflanzt wor¬<lb/>
den. Auch Schiffe hatte man eilig&#x017F;t ausgeru&#x0364;&#x017F;tet und<lb/>
bemannt; ein Kutter von <hi rendition="#b">6</hi> kleinen Kanonen lag bei<lb/>
Haarburg, ein anderes Schiff von eben &#x017F;o vielen Ka¬<lb/>
nonen beim Zollen&#x017F;pieker, die haarburgi&#x017F;che Jacht von<lb/><hi rendition="#b">8</hi> Kanonen dicht vor dem Hafen. Die Seeleute, welche<lb/>
&#x017F;ich auf die&#x017F;en Schiffen befanden, waren eben &#x017F;o we¬<lb/>
nig, wie ihre Anfu&#x0364;hrer, mit dem Kriegsdien&#x017F;te ver¬<lb/>
traut, und die&#x017F;er Um&#x017F;tand verminderte &#x017F;ehr den Ge¬<lb/>
brauch einer Waffe, bei der, mehr als bei jeder andern,<lb/>
Kenntniß und Urtheil den tapfern Muth unter&#x017F;tu&#x0364;tzen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die Ueber&#x017F;chwemmungen wurden bereit ge¬<lb/>
halten, die Schanzarbeiten unabla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig fortge&#x017F;etzt. Tet¬<lb/>
tenborn &#x017F;a&#x0364;umte nicht, die plo&#x0364;tzlich bedra&#x0364;ngt gewordene<lb/>
Lage von Hamburg &#x017F;owohl an Wallmoden und in das<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0342] der Inſel Wilhelmsburg. Zur Beſetzung der Stadt Hamburg ſelbſt blieb nur das Bataillon Mecklenbur¬ ger, 700 Mann ſtark, von denen jedoch zwei Compag¬ nieen gleichfalls nach Wilhelmsburg beordert waren, und dann noch ungefaͤhr 3000 Buͤrgergarden uͤbrig, denn nur ſo viele hatte man von 7200 eingeſchriebenen gehoͤrig bewaffnen koͤnnen. Von dem ſchweren Geſchuͤtz, das ſich auf der hamburgiſchen Admiralitaͤt noch vor¬ raͤthig gefunden, waren zwei Vierundzwanzigpfuͤnder auf Lavetten gebracht, und einer beim Zollenſpieker, der andere auf der Spitze von Wilhelmsburg gegenuͤber Haarburg, ſo wie an jedem dieſer Punkte noch zwei leichtere Kanonen und eine Haubitze aufgepflanzt wor¬ den. Auch Schiffe hatte man eiligſt ausgeruͤſtet und bemannt; ein Kutter von 6 kleinen Kanonen lag bei Haarburg, ein anderes Schiff von eben ſo vielen Ka¬ nonen beim Zollenſpieker, die haarburgiſche Jacht von 8 Kanonen dicht vor dem Hafen. Die Seeleute, welche ſich auf dieſen Schiffen befanden, waren eben ſo we¬ nig, wie ihre Anfuͤhrer, mit dem Kriegsdienſte ver¬ traut, und dieſer Umſtand verminderte ſehr den Ge¬ brauch einer Waffe, bei der, mehr als bei jeder andern, Kenntniß und Urtheil den tapfern Muth unterſtuͤtzen muͤſſen. Die Ueberſchwemmungen wurden bereit ge¬ halten, die Schanzarbeiten unablaͤſſig fortgeſetzt. Tet¬ tenborn ſaͤumte nicht, die ploͤtzlich bedraͤngt gewordene Lage von Hamburg ſowohl an Wallmoden und in das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/342
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/342>, abgerufen am 15.06.2024.