gehören, die von Offizieren aus ihrer Mitte befehligt, und zunächst zur Vertheidigung der Stadt bestimmt wurde. Als ein eigenthümlicher Kopf wußte Heß die Gemüther, auch ohne äußerliche Beredsamkeit, durch glückliche Gedanken kräftig zu fassen, und füllte eine geraume Zeit die Lücken, welche die Neuheit der Sache überall übrig ließ, durch geistigen Antrieb aus, bis späterhin leider das Sinken seiner persönlichen Kraft dem allgemeinen Sinken der Meinung weniger nach¬ folgte als voranging. Ihm kräftig zur Seite stand Friedrich Perthes, ein edler deutscher Mann, voll be¬ weglichen Geistes, der in einem lautern und empfin¬ dungsreichen Gemüth wurzelt. Seine unermüdliche Thätigkeit im Anregen, Berathen, Ausgleichen und Zurechtsprechen, wirkten mehr, als äußerlich in die Au¬ gen fiel. Die anerkannte, untadliche Rechtschaffenheit des Mannes, und die ihm eigne Mäßigung im Han¬ deln, hatte schon früher seinem stillen Thun großen Einfluß bei den Mitbürgern, seiner Person Zuneigung und Vertrauen bei den Wohlgesinnten und Edlen ver¬ schafft. Als einen wackern Förderer der deutschen Sache müssen wir auch hier den geschäfts- und staatskundigen Bankier Dehn aus Altona nennen, dessen vielfache Kenntnisse und einflußreiche Verbindungen großen Vor¬ theil brachten. Nicht vergessen dürfen wir hier des Eifers, womit fast alle hamburgischen Prediger in ihren Kanzelreden die Sache des Vaterlandes zu fördern
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gehoͤren, die von Offizieren aus ihrer Mitte befehligt, und zunaͤchſt zur Vertheidigung der Stadt beſtimmt wurde. Als ein eigenthuͤmlicher Kopf wußte Heß die Gemuͤther, auch ohne aͤußerliche Beredſamkeit, durch gluͤckliche Gedanken kraͤftig zu faſſen, und fuͤllte eine geraume Zeit die Luͤcken, welche die Neuheit der Sache uͤberall uͤbrig ließ, durch geiſtigen Antrieb aus, bis ſpaͤterhin leider das Sinken ſeiner perſoͤnlichen Kraft dem allgemeinen Sinken der Meinung weniger nach¬ folgte als voranging. Ihm kraͤftig zur Seite ſtand Friedrich Perthes, ein edler deutſcher Mann, voll be¬ weglichen Geiſtes, der in einem lautern und empfin¬ dungsreichen Gemuͤth wurzelt. Seine unermuͤdliche Thaͤtigkeit im Anregen, Berathen, Ausgleichen und Zurechtſprechen, wirkten mehr, als aͤußerlich in die Au¬ gen fiel. Die anerkannte, untadliche Rechtſchaffenheit des Mannes, und die ihm eigne Maͤßigung im Han¬ deln, hatte ſchon fruͤher ſeinem ſtillen Thun großen Einfluß bei den Mitbuͤrgern, ſeiner Perſon Zuneigung und Vertrauen bei den Wohlgeſinnten und Edlen ver¬ ſchafft. Als einen wackern Foͤrderer der deutſchen Sache muͤſſen wir auch hier den geſchaͤfts- und ſtaatskundigen Bankier Dehn aus Altona nennen, deſſen vielfache Kenntniſſe und einflußreiche Verbindungen großen Vor¬ theil brachten. Nicht vergeſſen duͤrfen wir hier des Eifers, womit faſt alle hamburgiſchen Prediger in ihren Kanzelreden die Sache des Vaterlandes zu foͤrdern
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gehoͤren, die von Offizieren aus ihrer Mitte befehligt,
und zunaͤchſt zur Vertheidigung der Stadt beſtimmt
wurde. Als ein eigenthuͤmlicher Kopf wußte Heß die
Gemuͤther, auch ohne aͤußerliche Beredſamkeit, durch
gluͤckliche Gedanken kraͤftig zu faſſen, und fuͤllte eine
geraume Zeit die Luͤcken, welche die Neuheit der Sache
uͤberall uͤbrig ließ, durch geiſtigen Antrieb aus, bis
ſpaͤterhin leider das Sinken ſeiner perſoͤnlichen Kraft
dem allgemeinen Sinken der Meinung weniger nach¬
folgte als voranging. Ihm kraͤftig zur Seite ſtand
Friedrich Perthes, ein edler deutſcher Mann, voll be¬
weglichen Geiſtes, der in einem lautern und empfin¬
dungsreichen Gemuͤth wurzelt. Seine unermuͤdliche
Thaͤtigkeit im Anregen, Berathen, Ausgleichen und
Zurechtſprechen, wirkten mehr, als aͤußerlich in die Au¬
gen fiel. Die anerkannte, untadliche Rechtſchaffenheit
des Mannes, und die ihm eigne Maͤßigung im Han¬
deln, hatte ſchon fruͤher ſeinem ſtillen Thun großen
Einfluß bei den Mitbuͤrgern, ſeiner Perſon Zuneigung
und Vertrauen bei den Wohlgeſinnten und Edlen ver¬
ſchafft. Als einen wackern Foͤrderer der deutſchen Sache
muͤſſen wir auch hier den geſchaͤfts- und ſtaatskundigen
Bankier Dehn aus Altona nennen, deſſen vielfache
Kenntniſſe und einflußreiche Verbindungen großen Vor¬
theil brachten. Nicht vergeſſen duͤrfen wir hier des
Eifers, womit faſt alle hamburgiſchen Prediger in ihren
Kanzelreden die Sache des Vaterlandes zu foͤrdern
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/303>, abgerufen am 24.11.2024.
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