wie Manche zu ihrem Schaden erfahren mußten, so beeiferten sie sich nun um so mehr, dieselbe anzuerken¬ nen. Napoleon selbst, der gegen Tettenborn immer Abneigung empfand, und dies wenig verhehlte, ließ ihn am Ende gelten.
In diese Zeit fällt das durch seinen Ausgang un¬ glücklich berühmte Fest des Fürsten von Schwarzenberg, wo mehrere der angesehensten Personen verbrannten, und viele durch die Flammen schwer beschädigt wurden. In der ersten Bestürzung konnte manchem der Anwe¬ senden wohl der Gedanke von Verrath aufsteigen; ein französischer General, von solchem Argwohn ergriffen, wandte sich heftig an Tettenborn mit einer unziemlichen Frage; doch dieser, empört durch den Verdacht und er¬ füllt vom Drange des Augenblicks, faßte statt aller Antwort den dreisten Frager an bei den Schultern, und schleuderte mit zürnender Kraft ihn rücklings zu Boden. Napoleon, Zeuge des Ursprungs und der Aus¬ breitung des Feuers, war von jedem Mißtrauen ent¬ fernt, und glaubte vielmehr die Anstrengung und Beei¬ ferung, welche mehrere Mitglieder der Botschaft bei dieser Gelegenheit auch für seine und der Kaiserin Sicherheit bewiesen hatten, besonders belohnen zu müs¬ sen. So empfing denn auch Tettenborn den Orden der Ehrenlegion.
Napoleon's persönliche Stimmung aber wurde damit nicht günstiger. Im Gegentheil ging er öfters darauf aus,
wie Manche zu ihrem Schaden erfahren mußten, ſo beeiferten ſie ſich nun um ſo mehr, dieſelbe anzuerken¬ nen. Napoleon ſelbſt, der gegen Tettenborn immer Abneigung empfand, und dies wenig verhehlte, ließ ihn am Ende gelten.
In dieſe Zeit faͤllt das durch ſeinen Ausgang un¬ gluͤcklich beruͤhmte Feſt des Fuͤrſten von Schwarzenberg, wo mehrere der angeſehenſten Perſonen verbrannten, und viele durch die Flammen ſchwer beſchaͤdigt wurden. In der erſten Beſtuͤrzung konnte manchem der Anwe¬ ſenden wohl der Gedanke von Verrath aufſteigen; ein franzoͤſiſcher General, von ſolchem Argwohn ergriffen, wandte ſich heftig an Tettenborn mit einer unziemlichen Frage; doch dieſer, empoͤrt durch den Verdacht und er¬ fuͤllt vom Drange des Augenblicks, faßte ſtatt aller Antwort den dreiſten Frager an bei den Schultern, und ſchleuderte mit zuͤrnender Kraft ihn ruͤcklings zu Boden. Napoleon, Zeuge des Urſprungs und der Aus¬ breitung des Feuers, war von jedem Mißtrauen ent¬ fernt, und glaubte vielmehr die Anſtrengung und Beei¬ ferung, welche mehrere Mitglieder der Botſchaft bei dieſer Gelegenheit auch fuͤr ſeine und der Kaiſerin Sicherheit bewieſen hatten, beſonders belohnen zu muͤſ¬ ſen. So empfing denn auch Tettenborn den Orden der Ehrenlegion.
Napoleon's perſoͤnliche Stimmung aber wurde damit nicht guͤnſtiger. Im Gegentheil ging er oͤfters darauf aus,
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wie Manche zu ihrem Schaden erfahren mußten, ſo
beeiferten ſie ſich nun um ſo mehr, dieſelbe anzuerken¬
nen. Napoleon ſelbſt, der gegen Tettenborn immer
Abneigung empfand, und dies wenig verhehlte, ließ ihn
am Ende gelten.
In dieſe Zeit faͤllt das durch ſeinen Ausgang un¬
gluͤcklich beruͤhmte Feſt des Fuͤrſten von Schwarzenberg,
wo mehrere der angeſehenſten Perſonen verbrannten,
und viele durch die Flammen ſchwer beſchaͤdigt wurden.
In der erſten Beſtuͤrzung konnte manchem der Anwe¬
ſenden wohl der Gedanke von Verrath aufſteigen; ein
franzoͤſiſcher General, von ſolchem Argwohn ergriffen,
wandte ſich heftig an Tettenborn mit einer unziemlichen
Frage; doch dieſer, empoͤrt durch den Verdacht und er¬
fuͤllt vom Drange des Augenblicks, faßte ſtatt aller
Antwort den dreiſten Frager an bei den Schultern,
und ſchleuderte mit zuͤrnender Kraft ihn ruͤcklings zu
Boden. Napoleon, Zeuge des Urſprungs und der Aus¬
breitung des Feuers, war von jedem Mißtrauen ent¬
fernt, und glaubte vielmehr die Anſtrengung und Beei¬
ferung, welche mehrere Mitglieder der Botſchaft bei
dieſer Gelegenheit auch fuͤr ſeine und der Kaiſerin
Sicherheit bewieſen hatten, beſonders belohnen zu muͤſ¬
ſen. So empfing denn auch Tettenborn den Orden
der Ehrenlegion.
Napoleon's perſoͤnliche Stimmung aber wurde damit
nicht guͤnſtiger. Im Gegentheil ging er oͤfters darauf aus,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/244>, abgerufen am 24.11.2024.
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