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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

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reihen, ist nicht schwer zu errathen, und wir finden es
glaublich genug, daß der Text, der vor uns liegt,
größtentheils aus des Mannes eignen Aufzeichnungen
stamme. Nach diesen vorausgeschickten Angaben sollte
man nun meinen, daß eine für Unterhaltung und Be¬
lehrung ergiebige Ausbeute erfolgen müßte. Das ist
aber nicht der Fall. Zwar langweilig kann man diese
Memoiren nicht nennen, es wird immerfort rasch erzählt,
und auf jeder Seite stehen einige Thatsachen, so daß
man so viele Mannigfaltigkeiten sich nicht eben verdrießen
läßt. Aber im Ganzen ist doch die Bearbeitung gar
zu oberflächlich, und die wichtigsten Ereignisse und merk¬
würdigsten Personen werden aufgenommen und entlassen,
ohne daß etwas Sonderliches dabei gewonnen würde,
weder allgemeine Schilderungen, noch einzelne Züge,
wodurch eine hellere Beleuchtung der Gegenstände und
eine bestimmtere Einsicht in ihre Beschaffenheit und ihren
Zusammenhang hervorginge. Eben so, wo gesellige
Verhältnisse berührt und die kleinen Geheimnisse des
Privatlebens enthüllt sind, erkennt man zwar genugsam
den Stoff, der durch Aergerliches und Beißendes ergötzen
könnte, aber aus Mangel gehöriger Behandlung bleibt
dieser Stoff größtentheils ohne Wirkung, und man
genießt ihn ohne rechten Geschmack und Dank. Der
Verfasser hat es doch sogar für einen bloßen Weltmann
etwas zu leicht genommen, sowohl mit dem Aufschreiben,
als auch wie es scheint mit dem Leben selbst, das wenig

reihen, iſt nicht ſchwer zu errathen, und wir finden es
glaublich genug, daß der Text, der vor uns liegt,
groͤßtentheils aus des Mannes eignen Aufzeichnungen
ſtamme. Nach dieſen vorausgeſchickten Angaben ſollte
man nun meinen, daß eine fuͤr Unterhaltung und Be¬
lehrung ergiebige Ausbeute erfolgen muͤßte. Das iſt
aber nicht der Fall. Zwar langweilig kann man dieſe
Memoiren nicht nennen, es wird immerfort raſch erzaͤhlt,
und auf jeder Seite ſtehen einige Thatſachen, ſo daß
man ſo viele Mannigfaltigkeiten ſich nicht eben verdrießen
laͤßt. Aber im Ganzen iſt doch die Bearbeitung gar
zu oberflaͤchlich, und die wichtigſten Ereigniſſe und merk¬
wuͤrdigſten Perſonen werden aufgenommen und entlaſſen,
ohne daß etwas Sonderliches dabei gewonnen wuͤrde,
weder allgemeine Schilderungen, noch einzelne Zuͤge,
wodurch eine hellere Beleuchtung der Gegenſtaͤnde und
eine beſtimmtere Einſicht in ihre Beſchaffenheit und ihren
Zuſammenhang hervorginge. Eben ſo, wo geſellige
Verhaͤltniſſe beruͤhrt und die kleinen Geheimniſſe des
Privatlebens enthuͤllt ſind, erkennt man zwar genugſam
den Stoff, der durch Aergerliches und Beißendes ergoͤtzen
koͤnnte, aber aus Mangel gehoͤriger Behandlung bleibt
dieſer Stoff groͤßtentheils ohne Wirkung, und man
genießt ihn ohne rechten Geſchmack und Dank. Der
Verfaſſer hat es doch ſogar fuͤr einen bloßen Weltmann
etwas zu leicht genommen, ſowohl mit dem Aufſchreiben,
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[392/0406] reihen, iſt nicht ſchwer zu errathen, und wir finden es glaublich genug, daß der Text, der vor uns liegt, groͤßtentheils aus des Mannes eignen Aufzeichnungen ſtamme. Nach dieſen vorausgeſchickten Angaben ſollte man nun meinen, daß eine fuͤr Unterhaltung und Be¬ lehrung ergiebige Ausbeute erfolgen muͤßte. Das iſt aber nicht der Fall. Zwar langweilig kann man dieſe Memoiren nicht nennen, es wird immerfort raſch erzaͤhlt, und auf jeder Seite ſtehen einige Thatſachen, ſo daß man ſo viele Mannigfaltigkeiten ſich nicht eben verdrießen laͤßt. Aber im Ganzen iſt doch die Bearbeitung gar zu oberflaͤchlich, und die wichtigſten Ereigniſſe und merk¬ wuͤrdigſten Perſonen werden aufgenommen und entlaſſen, ohne daß etwas Sonderliches dabei gewonnen wuͤrde, weder allgemeine Schilderungen, noch einzelne Zuͤge, wodurch eine hellere Beleuchtung der Gegenſtaͤnde und eine beſtimmtere Einſicht in ihre Beſchaffenheit und ihren Zuſammenhang hervorginge. Eben ſo, wo geſellige Verhaͤltniſſe beruͤhrt und die kleinen Geheimniſſe des Privatlebens enthuͤllt ſind, erkennt man zwar genugſam den Stoff, der durch Aergerliches und Beißendes ergoͤtzen koͤnnte, aber aus Mangel gehoͤriger Behandlung bleibt dieſer Stoff groͤßtentheils ohne Wirkung, und man genießt ihn ohne rechten Geſchmack und Dank. Der Verfaſſer hat es doch ſogar fuͤr einen bloßen Weltmann etwas zu leicht genommen, ſowohl mit dem Aufſchreiben, als auch wie es ſcheint mit dem Leben ſelbſt, das wenig

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/406>, abgerufen am 23.11.2024.