Innehalten war das erste schlimme Zeichen, welches über den Ausgang dieses Tages bedenklich machen konnte. Der Feind ersah darin seinen ersten Vortheil, den zu ergreifen und in seinem ganzen Umfange zu entwickeln er mit rascher Kraft sogleich bereit war. Auf den Höhen von Stamersdorf blinkten die Bajonette der österreichi¬ schen Heertheile, welche gegen den französischen linken Flügel heranzogen, allein ihr Gefecht hatte noch nicht begonnen, und der Kaiser Napoleon glaubte, daß ihm nun Zeit bleiben würde, den linken Flügel der Oester¬ reicher zu schlagen, bevor sein rechter in Gefahr käme, und er sah sich stark genug, den letztern, ehe er über¬ wältigt würde, noch immer aus seiner Mittelstellung zu rechter Zeit zu unterstützen. Er ließ dem Marschall Davoust die Kürassiere von Arrighi, befahl ihm den Angriff gegen Markgrafen-Neusiedel nachdrücklich fort¬ zusetzen, und kehrte nach Rasdorf zurück. Die übrigen nach dem rechten Flügel in Bewegung gesetzten Garde¬ truppen erhielten den Befehl, gleichfalls in die Stellung bei Rasdorf zurückzumarschiren. Indeß behielt der Mar¬ schall Davoust nun Truppen genug, um starke Abthei¬ lungen immerfort rechts auszudehnen und in die linke Flanke der Oesterreicher mehr und mehr vorzudringen. Besonders wurde das französische Geschütz immer zahl¬ reicher und zertrümmerte durch sein furchtbares Feuer einige der Batterien gegenüber. Der österreichische linke
Innehalten war das erſte ſchlimme Zeichen, welches uͤber den Ausgang dieſes Tages bedenklich machen konnte. Der Feind erſah darin ſeinen erſten Vortheil, den zu ergreifen und in ſeinem ganzen Umfange zu entwickeln er mit raſcher Kraft ſogleich bereit war. Auf den Hoͤhen von Stamersdorf blinkten die Bajonette der oͤſterreichi¬ ſchen Heertheile, welche gegen den franzoͤſiſchen linken Fluͤgel heranzogen, allein ihr Gefecht hatte noch nicht begonnen, und der Kaiſer Napoleon glaubte, daß ihm nun Zeit bleiben wuͤrde, den linken Fluͤgel der Oeſter¬ reicher zu ſchlagen, bevor ſein rechter in Gefahr kaͤme, und er ſah ſich ſtark genug, den letztern, ehe er uͤber¬ waͤltigt wuͤrde, noch immer aus ſeiner Mittelſtellung zu rechter Zeit zu unterſtuͤtzen. Er ließ dem Marſchall Davouſt die Kuͤraſſiere von Arrighi, befahl ihm den Angriff gegen Markgrafen-Neuſiedel nachdruͤcklich fort¬ zuſetzen, und kehrte nach Rasdorf zuruͤck. Die uͤbrigen nach dem rechten Fluͤgel in Bewegung geſetzten Garde¬ truppen erhielten den Befehl, gleichfalls in die Stellung bei Rasdorf zuruͤckzumarſchiren. Indeß behielt der Mar¬ ſchall Davouſt nun Truppen genug, um ſtarke Abthei¬ lungen immerfort rechts auszudehnen und in die linke Flanke der Oeſterreicher mehr und mehr vorzudringen. Beſonders wurde das franzoͤſiſche Geſchuͤtz immer zahl¬ reicher und zertruͤmmerte durch ſein furchtbares Feuer einige der Batterien gegenuͤber. Der oͤſterreichiſche linke
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Innehalten war das erſte ſchlimme Zeichen, welches uͤber
den Ausgang dieſes Tages bedenklich machen konnte.
Der Feind erſah darin ſeinen erſten Vortheil, den zu
ergreifen und in ſeinem ganzen Umfange zu entwickeln
er mit raſcher Kraft ſogleich bereit war. Auf den Hoͤhen
von Stamersdorf blinkten die Bajonette der oͤſterreichi¬
ſchen Heertheile, welche gegen den franzoͤſiſchen linken
Fluͤgel heranzogen, allein ihr Gefecht hatte noch nicht
begonnen, und der Kaiſer Napoleon glaubte, daß ihm
nun Zeit bleiben wuͤrde, den linken Fluͤgel der Oeſter¬
reicher zu ſchlagen, bevor ſein rechter in Gefahr kaͤme,
und er ſah ſich ſtark genug, den letztern, ehe er uͤber¬
waͤltigt wuͤrde, noch immer aus ſeiner Mittelſtellung
zu rechter Zeit zu unterſtuͤtzen. Er ließ dem Marſchall
Davouſt die Kuͤraſſiere von Arrighi, befahl ihm den
Angriff gegen Markgrafen-Neuſiedel nachdruͤcklich fort¬
zuſetzen, und kehrte nach Rasdorf zuruͤck. Die uͤbrigen
nach dem rechten Fluͤgel in Bewegung geſetzten Garde¬
truppen erhielten den Befehl, gleichfalls in die Stellung
bei Rasdorf zuruͤckzumarſchiren. Indeß behielt der Mar¬
ſchall Davouſt nun Truppen genug, um ſtarke Abthei¬
lungen immerfort rechts auszudehnen und in die linke
Flanke der Oeſterreicher mehr und mehr vorzudringen.
Beſonders wurde das franzoͤſiſche Geſchuͤtz immer zahl¬
reicher und zertruͤmmerte durch ſein furchtbares Feuer
einige der Batterien gegenuͤber. Der oͤſterreichiſche linke
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/243>, abgerufen am 23.11.2024.
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