besetzen, dort den Uebergang vertheidigen, aber nicht eher feuern, als bis der Feind ganz nahe sei. In Plänkler aufgelöst, hinter Weidenstämmen und hohem Korn, harrten wir schußfertig, gegen die Kanonenkugeln gedeckt, aber durch Flintenschüsse und Haubitzgranaten getroffen, die der Feind zahlreich auf unsre Gegend richtete. Ueber eine Stunde weilten wir hier, unter dem unaufhörlichen Krachen des Geschützes, das über uns hinwegschoß; leider mußten wir bald bemerken, daß das feindliche die Uebermacht der Zahl hatte und wenigstens doppelt so viele Schüsse lieferte, als das unsre, welches doch weit bessere Bedienung hatte, um so mehr aber bewunderten wir den thätigen Eifer und die wackre Ausdauer, durch welche der ungleiche Kampf dennoch unterhalten wurde. Da unser Geschütz batterie¬ weise vereinigt stand, so konnte der Feind sich ihm leichter entziehen, dagegen das seinige längs der ganzen Linie auf allen Punkten wie ausgesäet war, und gleich¬ sam anstatt der Plänkler überall das Gefecht eröffnete. Gegen Baumersdorf allein hatte der General Oudinot 40 Kanonen vereinigt, und wiederholt war sein Fu߬ volk, die Divisionen Grandjean und Tharreau, in den brennenden Ort eingedrungen, aber von dem tapfern General Grafen Ignaz von Hardegg immer wieder zurückgeschlagen worden.
Der Kaiser Napoleon indeß sah mit Ungeduld den Tag unentschieden hingehen, er glaubte den Hauptschlag
beſetzen, dort den Uebergang vertheidigen, aber nicht eher feuern, als bis der Feind ganz nahe ſei. In Plaͤnkler aufgeloͤſt, hinter Weidenſtaͤmmen und hohem Korn, harrten wir ſchußfertig, gegen die Kanonenkugeln gedeckt, aber durch Flintenſchuͤſſe und Haubitzgranaten getroffen, die der Feind zahlreich auf unſre Gegend richtete. Ueber eine Stunde weilten wir hier, unter dem unaufhoͤrlichen Krachen des Geſchuͤtzes, das uͤber uns hinwegſchoß; leider mußten wir bald bemerken, daß das feindliche die Uebermacht der Zahl hatte und wenigſtens doppelt ſo viele Schuͤſſe lieferte, als das unſre, welches doch weit beſſere Bedienung hatte, um ſo mehr aber bewunderten wir den thaͤtigen Eifer und die wackre Ausdauer, durch welche der ungleiche Kampf dennoch unterhalten wurde. Da unſer Geſchuͤtz batterie¬ weiſe vereinigt ſtand, ſo konnte der Feind ſich ihm leichter entziehen, dagegen das ſeinige laͤngs der ganzen Linie auf allen Punkten wie ausgeſaͤet war, und gleich¬ ſam anſtatt der Plaͤnkler uͤberall das Gefecht eroͤffnete. Gegen Baumersdorf allein hatte der General Oudinot 40 Kanonen vereinigt, und wiederholt war ſein Fu߬ volk, die Diviſionen Grandjean und Tharreau, in den brennenden Ort eingedrungen, aber von dem tapfern General Grafen Ignaz von Hardegg immer wieder zuruͤckgeſchlagen worden.
Der Kaiſer Napoleon indeß ſah mit Ungeduld den Tag unentſchieden hingehen, er glaubte den Hauptſchlag
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beſetzen, dort den Uebergang vertheidigen, aber nicht
eher feuern, als bis der Feind ganz nahe ſei. In
Plaͤnkler aufgeloͤſt, hinter Weidenſtaͤmmen und hohem
Korn, harrten wir ſchußfertig, gegen die Kanonenkugeln
gedeckt, aber durch Flintenſchuͤſſe und Haubitzgranaten
getroffen, die der Feind zahlreich auf unſre Gegend
richtete. Ueber eine Stunde weilten wir hier, unter
dem unaufhoͤrlichen Krachen des Geſchuͤtzes, das uͤber
uns hinwegſchoß; leider mußten wir bald bemerken,
daß das feindliche die Uebermacht der Zahl hatte und
wenigſtens doppelt ſo viele Schuͤſſe lieferte, als das
unſre, welches doch weit beſſere Bedienung hatte, um
ſo mehr aber bewunderten wir den thaͤtigen Eifer und
die wackre Ausdauer, durch welche der ungleiche Kampf
dennoch unterhalten wurde. Da unſer Geſchuͤtz batterie¬
weiſe vereinigt ſtand, ſo konnte der Feind ſich ihm
leichter entziehen, dagegen das ſeinige laͤngs der ganzen
Linie auf allen Punkten wie ausgeſaͤet war, und gleich¬
ſam anſtatt der Plaͤnkler uͤberall das Gefecht eroͤffnete.
Gegen Baumersdorf allein hatte der General Oudinot
40 Kanonen vereinigt, und wiederholt war ſein Fu߬
volk, die Diviſionen Grandjean und Tharreau, in den
brennenden Ort eingedrungen, aber von dem tapfern
General Grafen Ignaz von Hardegg immer wieder
zuruͤckgeſchlagen worden.
Der Kaiſer Napoleon indeß ſah mit Ungeduld den
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/228>, abgerufen am 25.11.2024.
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