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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

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man auch späterhin wünschen durfte, daß der linke
Flügel auf Verschanzungen der Hohenleithen sich gestützt,
daß bewaffnete Schiffe die Donau beherrscht, und daß
eine Telegraphenlinie zur schleunigen Verbindung zwi¬
schen den getrennten Heerestheilen bestanden hätte!

Sehr hatte mich verlangt den Erzherzog selbst end¬
lich zu sehen, wozu die Gelegenheit sich bald darbot,
und dann vielmals wiederholte. Schon am ersten Vor¬
mittage konnte ich vor seinen Fenstern ihm zuhören,
wie er eine Stunde der Muße damit verbrachte, auf
dem Fortepiano zu phantasiren, worin er meisterhafte
Geschicklichkeit hatte. Nicht lange darauf trat er hervor,
stieg zu Pferde und ritt in das Lager hinaus, kehrte
zurück, und machte dann einen Gang zu Fuß. Sein
Anblick war vortheilhaft und erfreuend. Er sah aus,
wie ein tapfrer, biedrer und menschenfreundlicher Mann,
der sogleich Zutrauen erweckte, aber auch Scheu und
Ehrfurcht gebot, denn aus dem Feldherrnblick leuchtete
die Macht und die Gewohnheit des Befehlens hervor,
wie aus den freundlichen Mienen Ernst und Hoheit.
Seine kleine schmächtige Gestalt erschien kräftig und
gewandt genug, vielleicht durfte man aber aus ihr auch
die feinnervige Beschaffenheit erkennen, die man ihm
allgemein beimaß. Der Krieg mit seinen Anstrengungen
und Rauhigkeiten hatte eine sanfte Anmuth aus diesen
Gliedern nicht verdrängen können, wie auch Napoleon
bei seinem ersten Auftreten gehabt haben soll, der im

man auch ſpaͤterhin wuͤnſchen durfte, daß der linke
Fluͤgel auf Verſchanzungen der Hohenleithen ſich geſtuͤtzt,
daß bewaffnete Schiffe die Donau beherrſcht, und daß
eine Telegraphenlinie zur ſchleunigen Verbindung zwi¬
ſchen den getrennten Heerestheilen beſtanden haͤtte!

Sehr hatte mich verlangt den Erzherzog ſelbſt end¬
lich zu ſehen, wozu die Gelegenheit ſich bald darbot,
und dann vielmals wiederholte. Schon am erſten Vor¬
mittage konnte ich vor ſeinen Fenſtern ihm zuhoͤren,
wie er eine Stunde der Muße damit verbrachte, auf
dem Fortepiano zu phantaſiren, worin er meiſterhafte
Geſchicklichkeit hatte. Nicht lange darauf trat er hervor,
ſtieg zu Pferde und ritt in das Lager hinaus, kehrte
zuruͤck, und machte dann einen Gang zu Fuß. Sein
Anblick war vortheilhaft und erfreuend. Er ſah aus,
wie ein tapfrer, biedrer und menſchenfreundlicher Mann,
der ſogleich Zutrauen erweckte, aber auch Scheu und
Ehrfurcht gebot, denn aus dem Feldherrnblick leuchtete
die Macht und die Gewohnheit des Befehlens hervor,
wie aus den freundlichen Mienen Ernſt und Hoheit.
Seine kleine ſchmaͤchtige Geſtalt erſchien kraͤftig und
gewandt genug, vielleicht durfte man aber aus ihr auch
die feinnervige Beſchaffenheit erkennen, die man ihm
allgemein beimaß. Der Krieg mit ſeinen Anſtrengungen
und Rauhigkeiten hatte eine ſanfte Anmuth aus dieſen
Gliedern nicht verdraͤngen koͤnnen, wie auch Napoleon
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[194/0208] man auch ſpaͤterhin wuͤnſchen durfte, daß der linke Fluͤgel auf Verſchanzungen der Hohenleithen ſich geſtuͤtzt, daß bewaffnete Schiffe die Donau beherrſcht, und daß eine Telegraphenlinie zur ſchleunigen Verbindung zwi¬ ſchen den getrennten Heerestheilen beſtanden haͤtte! Sehr hatte mich verlangt den Erzherzog ſelbſt end¬ lich zu ſehen, wozu die Gelegenheit ſich bald darbot, und dann vielmals wiederholte. Schon am erſten Vor¬ mittage konnte ich vor ſeinen Fenſtern ihm zuhoͤren, wie er eine Stunde der Muße damit verbrachte, auf dem Fortepiano zu phantaſiren, worin er meiſterhafte Geſchicklichkeit hatte. Nicht lange darauf trat er hervor, ſtieg zu Pferde und ritt in das Lager hinaus, kehrte zuruͤck, und machte dann einen Gang zu Fuß. Sein Anblick war vortheilhaft und erfreuend. Er ſah aus, wie ein tapfrer, biedrer und menſchenfreundlicher Mann, der ſogleich Zutrauen erweckte, aber auch Scheu und Ehrfurcht gebot, denn aus dem Feldherrnblick leuchtete die Macht und die Gewohnheit des Befehlens hervor, wie aus den freundlichen Mienen Ernſt und Hoheit. Seine kleine ſchmaͤchtige Geſtalt erſchien kraͤftig und gewandt genug, vielleicht durfte man aber aus ihr auch die feinnervige Beſchaffenheit erkennen, die man ihm allgemein beimaß. Der Krieg mit ſeinen Anſtrengungen und Rauhigkeiten hatte eine ſanfte Anmuth aus dieſen Gliedern nicht verdraͤngen koͤnnen, wie auch Napoleon bei ſeinem erſten Auftreten gehabt haben ſoll, der im

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/208>, abgerufen am 27.11.2024.