Gestalt und auf noch unbetretenem Pfade erscheint. So wurde denn jene Aeußerung, obwohl von einer Seite her kommend, der man sonst gern ursprüngliche und lichte Wahrheit, einfaches und gradedurchgehendes Er¬ schauen anzuerkennen gewohnt war, von den Meisten als ein seltsames, nicht zu verstehendes Paradoxon mit bloßem Verwundern angehört, oder als ein willkür¬ licher, nicht begründbarer Einfall mit Kopfschütteln beseitigt.
Doch hätte schon damals ein weiteres Entfalten der hier zum Grunde liegenden Gedankenverbindung sehr gut geschehen und der Eingang zu allgemeinerem Verständnisse sich leicht eröffnen lassen, wenn jemand des Sinnes gewesen wäre, auf den Gehalt jenes Werkes eben so kritisch Augenmerk und Fleiß zu rich¬ ten, als bis dahin vorzugsweise nur dem Stoffe und der Gestalt desselben zu Theil geworden war. In dem Buche selbst lagen noch Elemente und Beziehun¬ gen genug aufzufinden und zu vereinigen, welche jenen Gedanken tragen und haben mußten, und die beiden Textstellen konnten in mehr oder minder verhüllten Variationen dem leisen Aufmerken noch oft vernehmbar durchklingen. Wessen Sinn auf inneren Zusammenhang und tiefere Bedeutung gerichtet war, mußte wohl dun¬ kel fühlen, daß es mit den merkwürdigen Bekenntnissen und Ausbrüchen, welchen die Alte bei Erzählung von Marianens Tod über deren und ihre eignen Verhält¬
Geſtalt und auf noch unbetretenem Pfade erſcheint. So wurde denn jene Aeußerung, obwohl von einer Seite her kommend, der man ſonſt gern urſpruͤngliche und lichte Wahrheit, einfaches und gradedurchgehendes Er¬ ſchauen anzuerkennen gewohnt war, von den Meiſten als ein ſeltſames, nicht zu verſtehendes Paradoxon mit bloßem Verwundern angehoͤrt, oder als ein willkuͤr¬ licher, nicht begruͤndbarer Einfall mit Kopfſchuͤtteln beſeitigt.
Doch haͤtte ſchon damals ein weiteres Entfalten der hier zum Grunde liegenden Gedankenverbindung ſehr gut geſchehen und der Eingang zu allgemeinerem Verſtaͤndniſſe ſich leicht eroͤffnen laſſen, wenn jemand des Sinnes geweſen waͤre, auf den Gehalt jenes Werkes eben ſo kritiſch Augenmerk und Fleiß zu rich¬ ten, als bis dahin vorzugsweiſe nur dem Stoffe und der Geſtalt deſſelben zu Theil geworden war. In dem Buche ſelbſt lagen noch Elemente und Beziehun¬ gen genug aufzufinden und zu vereinigen, welche jenen Gedanken tragen und haben mußten, und die beiden Textſtellen konnten in mehr oder minder verhuͤllten Variationen dem leiſen Aufmerken noch oft vernehmbar durchklingen. Weſſen Sinn auf inneren Zuſammenhang und tiefere Bedeutung gerichtet war, mußte wohl dun¬ kel fuͤhlen, daß es mit den merkwuͤrdigen Bekenntniſſen und Ausbruͤchen, welchen die Alte bei Erzaͤhlung von Marianens Tod uͤber deren und ihre eignen Verhaͤlt¬
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Geſtalt und auf noch unbetretenem Pfade erſcheint. So
wurde denn jene Aeußerung, obwohl von einer Seite
her kommend, der man ſonſt gern urſpruͤngliche und
lichte Wahrheit, einfaches und gradedurchgehendes Er¬
ſchauen anzuerkennen gewohnt war, von den Meiſten
als ein ſeltſames, nicht zu verſtehendes Paradoxon mit
bloßem Verwundern angehoͤrt, oder als ein willkuͤr¬
licher, nicht begruͤndbarer Einfall mit Kopfſchuͤtteln
beſeitigt.
Doch haͤtte ſchon damals ein weiteres Entfalten
der hier zum Grunde liegenden Gedankenverbindung
ſehr gut geſchehen und der Eingang zu allgemeinerem
Verſtaͤndniſſe ſich leicht eroͤffnen laſſen, wenn jemand
des Sinnes geweſen waͤre, auf den Gehalt jenes
Werkes eben ſo kritiſch Augenmerk und Fleiß zu rich¬
ten, als bis dahin vorzugsweiſe nur dem Stoffe und
der Geſtalt deſſelben zu Theil geworden war. In
dem Buche ſelbſt lagen noch Elemente und Beziehun¬
gen genug aufzufinden und zu vereinigen, welche jenen
Gedanken tragen und haben mußten, und die beiden
Textſtellen konnten in mehr oder minder verhuͤllten
Variationen dem leiſen Aufmerken noch oft vernehmbar
durchklingen. Weſſen Sinn auf inneren Zuſammenhang
und tiefere Bedeutung gerichtet war, mußte wohl dun¬
kel fuͤhlen, daß es mit den merkwuͤrdigen Bekenntniſſen
und Ausbruͤchen, welchen die Alte bei Erzaͤhlung von
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/428>, abgerufen am 23.11.2024.
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