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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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indem sie von demselben Land herkommen/ deßhalben kommen die Mooren und Maleyer allhier auff Batavia meist alle darinnen überein/ daß das Caliatoers - Holtz das rothe Sandel - Holtz sey/ welches sonsten im Sanskrietsen Rahka Tsandanam und in der Hindostanischen Sprach mit denselben Worten Rahat Tsiandan, das ist: Blut-Sandel nach seiner Farb/ die wie Blut außstehet/ von andern aber roth Sandel genennet wird. Es ist auch dieser rothe Sandeleben so wohl/ als der gelbe und weisse Sandel (welche von einerley Bäumen herkommen) das in nerste Hertz von denselben und ist das Holtz an dem rothen Sandel-Baum erst weiß/ nachgehends bleich-roth/ so endlich eine desto höhere Farb bekombt/ auch ein grössere Krafft gewinnet/ je älter es wird; dahero der rothe Sandel/ welchen man in Golkonda und andern Oertern von Indien in den Apothecken findet/ viel brauner und einfolglich auch viel kräfftiger ist/ als das gemeine Caliatoers - Holtz/ gleichwie ich noch ein Stälgen davon habe / so jetzo nicht bey der Hand ist/ aber so bald ich es finde/ Meinem Hochgeehrten Herrn auch zu Diensten stehen soll. Daß aber dieser rothe Sandel in einem oder anderem Land viel Kräfftiger und schöner als anderstwo fället/ befindet sich meistens an allen andern Materialien, worzu das Erdreich und die Lufft das meiste zu contribuiren scheinen/ welches an den Nägelein zu sehen/ so nirgends von solcher Krafft und Stärcke wachsen/ als in den Moluccischen Insulen und in Amboina, ob man schon die Pflantzen von dar auff hiestge und andere Orten gebracht hat/ auch solchen mit grösten Fleiß abgewartet wird. Gleicher Gestalt gehet der weisse und gelbe Sandel von Timor allen andern/ die sonsten an andern Orten wachsen/ so wohl im Geruch/ als an Kräfften weit vor/ welchem der ordinaire Coromandelse nicht beykommet/ ob gleich dieser ein Species von denjenigen Bäumen ist/ welche man auff Timor findet: und befindet sich an dem Coromandelischen ein etwas wiedriger und wilder Geruch/ welcher fast zeiget/ das der selbe in dem freyen und hohen Gebürge in solchem Uberfluß zu finden/ daß sie solches auch zu Brenn-Holtzgebrauchen/ wie ich mit meinen Augen gesehen hab. Unterdessen lauffet auch an demselben zuweilen ein Stück mit unter/ so ziemlich gut ist/ dem Timonischen ziemlich nahe kommet und darunter auch wohl vermenget wird/ absonderlich derjenige/ welchen man auff den Bergen zwischen den Meisoerschen und Tzjinsischen Landen/ wie auch auff dem berühmten Berg de Gattam, oder wie ihn die Portugiesen nennen/ de Gatto antrifft; daß also das rothe Sandel- Holß nicht an den See-Plätzen unten an den hohen Gebürgen wächset/ wie Garcias ab Orta vorgeben will/ sondern tieff in dem Land und allein auff hohen Bergen/ zum wenigsten 25. biß 30. oder wohl mehr Meilen von der See. Weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr sich nicht durch die Benennung des Caliatoers-Holtz/ nach dem Ort Caliatoer, so an der See ligt/ wolle dahin verleiten lassen/ als ob es darum wachse/ mit nichten/ sondern diese denomination kombt daher/ weilen in den vorigen Zeiten die Portugiesen dieses Holtz auß dem Gebürge nach diesem See-Plag gebracht haben/ und zwar wegen der guten Gelegenhett solches in ihre Schiffe zu embarquiren und weiter fortzubringen; welches doch schon vor vielen Jahren auffgehöret und ist auch dieser Ort nicht mehr unter diesem Nahmen bey den Einwohnern bekandt/ sondern wird schon von vielen Jahren Kristnampatan oder Histnampatan geheissen/ ausser daß der vorige Nahme allein bey den Europöern noch in unsern Carten erhalten wird. Ich kan auch so schlechter Dings nicht zu geben/ was Garcias ab Orta und Matthiolus sagen/ daß dieses Holtz ohne Geruch solte seyn/ worinnen der letzte so weit gehet/ daß er vorgeben mag/ der Geruch/ so zuweilen daran zu finden wäre/ käme von dem weissen und gelben Sandel her/ wo er etwa beygelegen hat: da doch dieses Holtz von Natur Geruchs gnug hat: hergegen die andere zwey Sorten offt ohne Geruch sind/ wie ich selbsten erfahren/ und solches vielleicht daher/ wann deren Bäume gar zu alt sind/ worvon ich doch nichts gewisses sagen kan/ weilen so genaue nicht Achtung darauff gegeben hab. Zum wenigsten kan mich derjenigen Gedancken noch nicht entschlagen/ daß das rothe Sandel - Holtz nicht auch auff Timor oder auff den darum liegenden Jusulen fallen solte/ ob schon Garcias ab Orta solches negiret/ indem eine Mestica Frau/ so von einem Portugiesischen Vatter gezeuget/ und einen Capitain zur Ehe gehabt/ auch ziemliche Wissenschafft von den Einländischen Gewächsen hatte/ und auß diesen Quartiren gebürgit war/ mich sehr starck auß eigener Erfahrung versichert/ daß der sothanige Sandel alda wachse; wie ich dann auch von einigen Macassarischen Grosen verstanden hab/ daß dieser oder der vorige König ein Stück davon gehabt habe/ so Timor außgelieffert hätte/ und dorten in sehr grossem werth gehalten würde / welches sie nicht ohne Beyfügung vieler fabulösen Erzehlungen von dessen Kräsften/ und daß dasselbe schier auff eine sehr außerordentlichen Weiß per miraculum und zwar bey Nacht/ durch ein Liecht/ so der Baum von sich gegeben/ entdeckt worden seye/ referirten/ nachdem die Orientalische Nation diese Manier hat/ daß sie denjenigen Dingen/ die sie vor köstlich wollen gehalten haben/ dergleichen extraordinaire Umbstände und Kräfften beylegen. So wissen sie auch auff dieser Küste noch von einem andern Sandel zu sagen/ dessen Würde nicht mit Geld zu zahlen seye/ und den Nahmen von Sri Gandam, das ist heiligen Sandel führe/ welcher mit dem Wort Sercanda des Garcias überreinkommet/ so allein von dem Timorischen Sandel - Holtz verstanden wird; worbey

indem sie von demselben Land herkommen/ deßhalben kommen die Mooren und Maleyer allhier auff Batavia meist alle darinnen überein/ daß das Caliatoers - Holtz das rothe Sandel - Holtz sey/ welches sonsten im Sanskrietsen Rahka Tsandanam und in der Hindostanischen Sprach mit denselben Worten Rahat Tsiandan, das ist: Blut-Sandel nach seiner Farb/ die wie Blut außstehet/ von andern aber roth Sandel genennet wird. Es ist auch dieser rothe Sandeleben so wohl/ als der gelbe und weisse Sandel (welche von einerley Bäumen herkommen) das in nerste Hertz von denselben und ist das Holtz an dem rothen Sandel-Baum erst weiß/ nachgehends bleich-roth/ so endlich eine desto höhere Farb bekombt/ auch ein grössere Krafft gewinnet/ je älter es wird; dahero der rothe Sandel/ welchen man in Golkonda und andern Oertern von Indien in den Apothecken findet/ viel brauner und einfolglich auch viel kräfftiger ist/ als das gemeine Caliatoers - Holtz/ gleichwie ich noch ein Stälgen davon habe / so jetzo nicht bey der Hand ist/ aber so bald ich es finde/ Meinem Hochgeehrten Herrn auch zu Diensten stehen soll. Daß aber dieser rothe Sandel in einem oder anderem Land viel Kräfftiger und schöner als anderstwo fället/ befindet sich meistens an allen andern Materialien, worzu das Erdreich und die Lufft das meiste zu contribuiren scheinen/ welches an den Nägelein zu sehen/ so nirgends von solcher Krafft und Stärcke wachsen/ als in den Moluccischen Insulen und in Amboina, ob man schon die Pflantzen von dar auff hiestge und andere Orten gebracht hat/ auch solchen mit grösten Fleiß abgewartet wird. Gleicher Gestalt gehet der weisse und gelbe Sandel von Timor allen andern/ die sonsten an andern Orten wachsen/ so wohl im Geruch/ als an Kräfften weit vor/ welchem der ordinaire Coromandelse nicht beykommet/ ob gleich dieser ein Species von denjenigen Bäumen ist/ welche man auff Timor findet: und befindet sich an dem Coromandelischen ein etwas wiedriger und wilder Geruch/ welcher fast zeiget/ das der selbe in dem freyen und hohen Gebürge in solchem Uberfluß zu finden/ daß sie solches auch zu Brenn-Holtzgebrauchen/ wie ich mit meinen Augen gesehen hab. Unterdessen lauffet auch an demselben zuweilen ein Stück mit unter/ so ziemlich gut ist/ dem Timonischen ziemlich nahe kommet und darunter auch wohl vermenget wird/ absonderlich derjenige/ welchen man auff den Bergen zwischen den Meisoerschen und Tzjinsischen Landen/ wie auch auff dem berühmten Berg de Gattam, oder wie ihn die Portugiesen nennen/ de Gatto antrifft; daß also das rothe Sandel- Holß nicht an den See-Plätzen unten an den hohen Gebürgen wächset/ wie Garcias ab Orta vorgeben will/ sondern tieff in dem Land und allein auff hohen Bergen/ zum wenigsten 25. biß 30. oder wohl mehr Meilen von der See. Weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr sich nicht durch die Benennung des Caliatoers-Holtz/ nach dem Ort Caliatoer, so an der See ligt/ wolle dahin verleiten lassen/ als ob es darum wachse/ mit nichten/ sondern diese denomination kombt daher/ weilen in den vorigen Zeiten die Portugiesen dieses Holtz auß dem Gebürge nach diesem See-Plag gebracht haben/ und zwar wegen der guten Gelegenhett solches in ihre Schiffe zu embarquiren und weiter fortzubringen; welches doch schon vor vielen Jahren auffgehöret und ist auch dieser Ort nicht mehr unter diesem Nahmen bey den Einwohnern bekandt/ sondern wird schon von vielen Jahren Kristnampatan oder Histnampatan geheissen/ ausser daß der vorige Nahme allein bey den Europöern noch in unsern Carten erhalten wird. Ich kan auch so schlechter Dings nicht zu geben/ was Garcias ab Orta und Matthiolus sagen/ daß dieses Holtz ohne Geruch solte seyn/ worinnen der letzte so weit gehet/ daß er vorgeben mag/ der Geruch/ so zuweilen daran zu finden wäre/ käme von dem weissen und gelben Sandel her/ wo er etwa beygelegen hat: da doch dieses Holtz von Natur Geruchs gnug hat: hergegen die andere zwey Sorten offt ohne Geruch sind/ wie ich selbsten erfahren/ und solches vielleicht daher/ wann deren Bäume gar zu alt sind/ worvon ich doch nichts gewisses sagen kan/ weilen so genaue nicht Achtung darauff gegeben hab. Zum wenigsten kan mich derjenigen Gedancken noch nicht entschlagen/ daß das rothe Sandel - Holtz nicht auch auff Timor oder auff den darum liegenden Jusulen fallen solte/ ob schon Garcias ab Orta solches negiret/ indem eine Mestiça Frau/ so von einem Portugiesischen Vatter gezeuget/ und einen Capitain zur Ehe gehabt/ auch ziemliche Wissenschafft von den Einländischen Gewächsen hatte/ und auß diesen Quartiren gebürgit war/ mich sehr starck auß eigener Erfahrung versichert/ daß der sothanige Sandel alda wachse; wie ich dann auch von einigen Macassarischen Grosen verstanden hab/ daß dieser oder der vorige König ein Stück davon gehabt habe/ so Timor außgelieffert hätte/ und dorten in sehr grossem werth gehalten würde / welches sie nicht ohne Beyfügung vieler fabulösen Erzehlungen von dessen Kräsften/ und daß dasselbe schier auff eine sehr außerordentlichen Weiß per miraculum und zwar bey Nacht/ durch ein Liecht/ so der Baum von sich gegeben/ entdeckt worden seye/ referirten/ nachdem die Orientalische Nation diese Manier hat/ daß sie denjenigen Dingen/ die sie vor köstlich wollen gehalten haben/ dergleichen extraordinaire Umbstände und Kräfften beylegen. So wissen sie auch auff dieser Küste noch von einem andern Sandel zu sagen/ dessen Würde nicht mit Geld zu zahlen seye/ und den Nahmen von Sri Gandam, das ist heiligen Sandel führe/ welcher mit dem Wort Sercanda des Garcias überreinkommet/ so allein von dem Timorischen Sandel - Holtz verstanden wird; worbey

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Es ist auch dieser       rothe Sandeleben so wohl/ als der gelbe und weisse Sandel (welche von einerley Bäumen       herkommen) das in nerste Hertz von denselben und ist das Holtz an dem rothen Sandel-Baum erst       weiß/ nachgehends bleich-roth/ so endlich eine desto höhere Farb bekombt/ auch ein grössere       Krafft gewinnet/ je älter es wird; dahero der rothe Sandel/ welchen man in Golkonda und       andern Oertern von Indien in den Apothecken findet/ viel brauner und einfolglich auch viel       kräfftiger ist/ als das gemeine Caliatoers - Holtz/ gleichwie ich noch ein Stälgen davon habe      / so jetzo nicht bey der Hand ist/ aber so bald ich es finde/ Meinem Hochgeehrten Herrn auch       zu Diensten stehen soll. Daß aber dieser rothe Sandel in einem oder anderem Land viel       Kräfftiger und schöner als anderstwo fället/ befindet sich meistens an allen andern       Materialien, worzu das Erdreich und die Lufft das meiste zu contribuiren scheinen/ welches an       den Nägelein zu sehen/ so nirgends von solcher Krafft und Stärcke wachsen/ als in den       Moluccischen Insulen und in Amboina, ob man schon die Pflantzen von dar auff hiestge und andere       Orten gebracht hat/ auch solchen mit grösten Fleiß abgewartet wird. Gleicher Gestalt gehet der       weisse und gelbe Sandel von Timor allen andern/ die sonsten an andern Orten wachsen/ so wohl       im Geruch/ als an Kräfften weit vor/ welchem der ordinaire Coromandelse nicht beykommet/ ob       gleich dieser ein Species von denjenigen Bäumen ist/ welche man auff Timor findet: und       befindet sich an dem Coromandelischen ein etwas wiedriger und wilder Geruch/ welcher fast       zeiget/ das der selbe in dem freyen und hohen Gebürge in solchem Uberfluß zu finden/ daß sie       solches auch zu Brenn-Holtzgebrauchen/ wie ich mit meinen Augen gesehen hab. Unterdessen       lauffet auch an demselben zuweilen ein Stück mit unter/ so ziemlich gut ist/ dem Timonischen       ziemlich nahe kommet und darunter auch wohl vermenget wird/ absonderlich derjenige/ welchen       man auff den Bergen zwischen den Meisoerschen und Tzjinsischen Landen/ wie auch auff dem       berühmten Berg de Gattam, oder wie ihn die Portugiesen nennen/ de Gatto antrifft; daß also das       rothe Sandel- Holß nicht an den See-Plätzen unten an den hohen Gebürgen wächset/ wie Garcias       ab Orta vorgeben will/ sondern tieff in dem Land und allein auff hohen Bergen/ zum wenigsten       25. biß 30. oder wohl mehr Meilen von der See. Weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr sich nicht       durch die Benennung des Caliatoers-Holtz/ nach dem Ort Caliatoer, so an der See ligt/ wolle       dahin verleiten lassen/ als ob es darum wachse/ mit nichten/ sondern diese denomination       kombt daher/ weilen in den vorigen Zeiten die Portugiesen dieses Holtz auß dem Gebürge nach       diesem See-Plag gebracht haben/ und zwar wegen der guten Gelegenhett solches in ihre Schiffe       zu embarquiren und weiter fortzubringen; welches doch schon vor vielen Jahren auffgehöret und       ist auch dieser Ort nicht mehr unter diesem Nahmen bey den Einwohnern bekandt/ sondern wird       schon von vielen Jahren Kristnampatan oder Histnampatan geheissen/ ausser daß der vorige Nahme       allein bey den Europöern noch in unsern Carten erhalten wird. Ich kan auch so schlechter Dings       nicht zu geben/ was Garcias ab Orta und Matthiolus sagen/ daß dieses Holtz ohne Geruch solte       seyn/ worinnen der letzte so weit gehet/ daß er vorgeben mag/ der Geruch/ so zuweilen daran       zu finden wäre/ käme von dem weissen und gelben Sandel her/ wo er etwa beygelegen hat: da       doch dieses Holtz von Natur Geruchs gnug hat: hergegen die andere zwey Sorten offt ohne Geruch       sind/ wie ich selbsten erfahren/ und solches vielleicht daher/ wann deren Bäume gar zu alt       sind/ worvon ich doch nichts gewisses sagen kan/ weilen so genaue nicht Achtung darauff       gegeben hab. Zum wenigsten kan mich derjenigen Gedancken noch nicht entschlagen/ daß das rothe       Sandel - Holtz nicht auch auff Timor oder auff den darum liegenden Jusulen fallen solte/ ob       schon Garcias ab Orta solches negiret/ indem eine Mestiça Frau/ so von einem Portugiesischen       Vatter gezeuget/ und einen Capitain zur Ehe gehabt/ auch ziemliche Wissenschafft von den       Einländischen Gewächsen hatte/ und auß diesen Quartiren gebürgit war/ mich sehr starck auß       eigener Erfahrung versichert/ daß der sothanige Sandel alda wachse; wie ich dann auch von       einigen Macassarischen Grosen verstanden hab/ daß dieser oder der vorige König ein Stück davon       gehabt habe/ so Timor außgelieffert hätte/ und dorten in sehr grossem werth gehalten würde /       welches sie nicht ohne Beyfügung vieler fabulösen Erzehlungen von dessen Kräsften/ und daß       dasselbe schier auff eine sehr außerordentlichen Weiß per miraculum und zwar bey Nacht/ durch       ein Liecht/ so der Baum von sich gegeben/ entdeckt worden seye/ referirten/ nachdem die       Orientalische Nation diese Manier hat/ daß sie denjenigen Dingen/ die sie vor köstlich wollen       gehalten haben/ dergleichen extraordinaire Umbstände und Kräfften beylegen. So wissen sie auch       auff dieser Küste noch von einem andern Sandel zu sagen/ dessen Würde nicht mit Geld zu zahlen       seye/ und den Nahmen von Sri Gandam, das ist heiligen Sandel führe/ welcher mit dem Wort       Sercanda des Garcias überreinkommet/ so allein von dem Timorischen Sandel - Holtz verstanden       wird; worbey
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[9/0665] indem sie von demselben Land herkommen/ deßhalben kommen die Mooren und Maleyer allhier auff Batavia meist alle darinnen überein/ daß das Caliatoers - Holtz das rothe Sandel - Holtz sey/ welches sonsten im Sanskrietsen Rahka Tsandanam und in der Hindostanischen Sprach mit denselben Worten Rahat Tsiandan, das ist: Blut-Sandel nach seiner Farb/ die wie Blut außstehet/ von andern aber roth Sandel genennet wird. Es ist auch dieser rothe Sandeleben so wohl/ als der gelbe und weisse Sandel (welche von einerley Bäumen herkommen) das in nerste Hertz von denselben und ist das Holtz an dem rothen Sandel-Baum erst weiß/ nachgehends bleich-roth/ so endlich eine desto höhere Farb bekombt/ auch ein grössere Krafft gewinnet/ je älter es wird; dahero der rothe Sandel/ welchen man in Golkonda und andern Oertern von Indien in den Apothecken findet/ viel brauner und einfolglich auch viel kräfftiger ist/ als das gemeine Caliatoers - Holtz/ gleichwie ich noch ein Stälgen davon habe / so jetzo nicht bey der Hand ist/ aber so bald ich es finde/ Meinem Hochgeehrten Herrn auch zu Diensten stehen soll. Daß aber dieser rothe Sandel in einem oder anderem Land viel Kräfftiger und schöner als anderstwo fället/ befindet sich meistens an allen andern Materialien, worzu das Erdreich und die Lufft das meiste zu contribuiren scheinen/ welches an den Nägelein zu sehen/ so nirgends von solcher Krafft und Stärcke wachsen/ als in den Moluccischen Insulen und in Amboina, ob man schon die Pflantzen von dar auff hiestge und andere Orten gebracht hat/ auch solchen mit grösten Fleiß abgewartet wird. Gleicher Gestalt gehet der weisse und gelbe Sandel von Timor allen andern/ die sonsten an andern Orten wachsen/ so wohl im Geruch/ als an Kräfften weit vor/ welchem der ordinaire Coromandelse nicht beykommet/ ob gleich dieser ein Species von denjenigen Bäumen ist/ welche man auff Timor findet: und befindet sich an dem Coromandelischen ein etwas wiedriger und wilder Geruch/ welcher fast zeiget/ das der selbe in dem freyen und hohen Gebürge in solchem Uberfluß zu finden/ daß sie solches auch zu Brenn-Holtzgebrauchen/ wie ich mit meinen Augen gesehen hab. Unterdessen lauffet auch an demselben zuweilen ein Stück mit unter/ so ziemlich gut ist/ dem Timonischen ziemlich nahe kommet und darunter auch wohl vermenget wird/ absonderlich derjenige/ welchen man auff den Bergen zwischen den Meisoerschen und Tzjinsischen Landen/ wie auch auff dem berühmten Berg de Gattam, oder wie ihn die Portugiesen nennen/ de Gatto antrifft; daß also das rothe Sandel- Holß nicht an den See-Plätzen unten an den hohen Gebürgen wächset/ wie Garcias ab Orta vorgeben will/ sondern tieff in dem Land und allein auff hohen Bergen/ zum wenigsten 25. biß 30. oder wohl mehr Meilen von der See. Weßwegen dann Mein Hochgeehrter Herr sich nicht durch die Benennung des Caliatoers-Holtz/ nach dem Ort Caliatoer, so an der See ligt/ wolle dahin verleiten lassen/ als ob es darum wachse/ mit nichten/ sondern diese denomination kombt daher/ weilen in den vorigen Zeiten die Portugiesen dieses Holtz auß dem Gebürge nach diesem See-Plag gebracht haben/ und zwar wegen der guten Gelegenhett solches in ihre Schiffe zu embarquiren und weiter fortzubringen; welches doch schon vor vielen Jahren auffgehöret und ist auch dieser Ort nicht mehr unter diesem Nahmen bey den Einwohnern bekandt/ sondern wird schon von vielen Jahren Kristnampatan oder Histnampatan geheissen/ ausser daß der vorige Nahme allein bey den Europöern noch in unsern Carten erhalten wird. Ich kan auch so schlechter Dings nicht zu geben/ was Garcias ab Orta und Matthiolus sagen/ daß dieses Holtz ohne Geruch solte seyn/ worinnen der letzte so weit gehet/ daß er vorgeben mag/ der Geruch/ so zuweilen daran zu finden wäre/ käme von dem weissen und gelben Sandel her/ wo er etwa beygelegen hat: da doch dieses Holtz von Natur Geruchs gnug hat: hergegen die andere zwey Sorten offt ohne Geruch sind/ wie ich selbsten erfahren/ und solches vielleicht daher/ wann deren Bäume gar zu alt sind/ worvon ich doch nichts gewisses sagen kan/ weilen so genaue nicht Achtung darauff gegeben hab. Zum wenigsten kan mich derjenigen Gedancken noch nicht entschlagen/ daß das rothe Sandel - Holtz nicht auch auff Timor oder auff den darum liegenden Jusulen fallen solte/ ob schon Garcias ab Orta solches negiret/ indem eine Mestiça Frau/ so von einem Portugiesischen Vatter gezeuget/ und einen Capitain zur Ehe gehabt/ auch ziemliche Wissenschafft von den Einländischen Gewächsen hatte/ und auß diesen Quartiren gebürgit war/ mich sehr starck auß eigener Erfahrung versichert/ daß der sothanige Sandel alda wachse; wie ich dann auch von einigen Macassarischen Grosen verstanden hab/ daß dieser oder der vorige König ein Stück davon gehabt habe/ so Timor außgelieffert hätte/ und dorten in sehr grossem werth gehalten würde / welches sie nicht ohne Beyfügung vieler fabulösen Erzehlungen von dessen Kräsften/ und daß dasselbe schier auff eine sehr außerordentlichen Weiß per miraculum und zwar bey Nacht/ durch ein Liecht/ so der Baum von sich gegeben/ entdeckt worden seye/ referirten/ nachdem die Orientalische Nation diese Manier hat/ daß sie denjenigen Dingen/ die sie vor köstlich wollen gehalten haben/ dergleichen extraordinaire Umbstände und Kräfften beylegen. So wissen sie auch auff dieser Küste noch von einem andern Sandel zu sagen/ dessen Würde nicht mit Geld zu zahlen seye/ und den Nahmen von Sri Gandam, das ist heiligen Sandel führe/ welcher mit dem Wort Sercanda des Garcias überreinkommet/ so allein von dem Timorischen Sandel - Holtz verstanden wird; worbey

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/665>, abgerufen am 22.11.2024.