Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.und Röthe/ die so bald nicht wieder vergehet/ als davon [unleserliches Material]lentstanden ist/ erreget eben auff solche Arth/ als wenn einer mit Nesseln gehauen worden/ oder etwas von Feder-Weiß (Amiantho) in die Haut gerieben. Deßwegen dann wolgedachter Herr Krahmer gar artig schreibet/ es seye sehr scharff / Actu non Potentia. Welches/ gar bequam raisoniret/ Ich nach heutiges Tages-Alamodischer Phisike/ das ist/ nach Anleitung der unläugbaren Sinnen/ so erkläre: Die Nesseln und dieses Kavitz erregen Hitze/ Schwulst und Schmertzen an unsrer Haut/ nicht wegen ihrer hitzigen Qualität/ die von dem Peripatetischen Figmento ihrer Formae specificae herrühre; sondern wegen ihrer stachligen Figur/ die in der Textus ihrer Mate. riae ist gegründet. Weres nicht glauben will/ der setze Brillen auff/ und sonderlich nehme ein gut Microscopium vor die Hand; so wird er in Vergrösserung nichts/ denn gleichsam ein Igel-
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Fell/ Kastaneen-Balg/ ja eine augenscheinliche Versammlung gleichsam vieler Näh-Nadeln dieser Dick- und Länge/ nur daß das Oehr oder Auge dran fehlet/ sehen. Wenn diese derhalben fein scharff in die Haut hinein kommen/ so wird diese zwar subtil/ aber so viel [unleserliches Material] tieffer gemacht; das aller-subtileste Geblüth tritt hin und wieder aus/ und nicht weiter fortkommende / wegen Engigkeit der Wunde/ hebt an zu fermentiren/ und wegen solcher Verhitzung der äusserlichen Haut eine Hitzige Schwulst zu geben/ die Schmertzen mit sich führet: und dergleichen Dinge heissen die Galenici hernach/ mit Ehren zu melden/ Calida in quarto Gradu, gleichsam als ob sie wegen excessiv-hitziger Complexion dergleichen hitzige Schwulst veruhrsachet hätten. Und ist dieses Brasilianische Kavitz/ meines erachtens/ wenig anders / als die außländische Klee-formige/ und alhier sub Signo [unleserliches Material] beygefügte Pflantze/ die Georgius Marggravius (L. I. Histor. Natural. Brasil. cap. 19. p. 10.) unter dem Nahmen Mucuna darstellt. Nur dieser Unterscheid ist zwischen beyden/ daß der Autor die Länge der Frucht setzt auf eine Spann/ und drüber: diese unserige aber ist über 3. Zoll nicht lang. Worauff gar leicht kan geantwortet werden. Hernach werden die äusserlichen Runtzel der Frucht beym Au- und Röthe/ die so bald nicht wieder vergehet/ als davon [unleserliches Material]lentstanden ist/ erreget eben auff solche Arth/ als wenn einer mit Nesseln gehauen worden/ oder etwas von Feder-Weiß (Amiantho) in die Haut gerieben. Deßwegen dann wolgedachter Herr Krahmer gar artig schreibet/ es seye sehr scharff / Actu non Potentia. Welches/ gar bequam raisoniret/ Ich nach heutiges Tages-Alamodischer Phisike/ das ist/ nach Anleitung der unläugbaren Sinnen/ so erkläre: Die Nesseln und dieses Kavitz erregen Hitze/ Schwulst und Schmertzen an unsrer Haut/ nicht wegen ihrer hitzigen Qualität/ die von dem Peripatetischen Figmento ihrer Formae specificae herrühre; sondern wegen ihrer stachligen Figur/ die in der Textus ihrer Mate. riae ist gegründet. Weres nicht glauben will/ der setze Brillen auff/ und sonderlich nehme ein gut Microscopium vor die Hand; so wird er in Vergrösserung nichts/ denn gleichsam ein Igel-
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Fell/ Kastaneen-Balg/ ja eine augenscheinliche Versammlung gleichsam vieler Näh-Nadeln dieser Dick- und Länge/ nur daß das Oehr oder Auge dran fehlet/ sehen. Wenn diese derhalben fein scharff in die Haut hinein kommen/ so wird diese zwar subtil/ aber so viel [unleserliches Material] tieffer gemacht; das aller-subtileste Geblüth tritt hin und wieder aus/ und nicht weiter fortkommende / wegen Engigkeit der Wunde/ hebt an zu fermentiren/ und wegen solcher Verhitzung der äusserlichen Haut eine Hitzige Schwulst zu geben/ die Schmertzen mit sich führet: und dergleichen Dinge heissen die Galenici hernach/ mit Ehren zu melden/ Calida in quarto Gradu, gleichsam als ob sie wegen excessiv-hitziger Complexion dergleichen hitzige Schwulst veruhrsachet hätten. Und ist dieses Brasilianische Kavitz/ meines erachtens/ wenig anders / als die außländische Klee-formige/ und alhier sub Signo [unleserliches Material] beygefügte Pflantze/ die Georgius Marggravius (L. I. Histor. Natural. Brasil. cap. 19. p. 10.) unter dem Nahmen Mucuna darstellt. Nur dieser Unterscheid ist zwischen beyden/ daß der Autor die Länge der Frucht setzt auf eine Spann/ und drüber: diese unserige aber ist über 3. Zoll nicht lang. Worauff gar leicht kan geantwortet werden. Hernach werden die äusserlichen Runtzel der Frucht beym Au- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0600" n="24"/> und Röthe/ die so bald nicht wieder vergehet/ als davon <gap reason="illegible"/>lentstanden ist/ erreget eben auff solche Arth/ als wenn einer mit Nesseln gehauen worden/ oder etwas von Feder-Weiß (Amiantho) in die Haut gerieben. Deßwegen dann wolgedachter Herr Krahmer gar artig schreibet/ es seye sehr scharff / Actu non Potentia. Welches/ gar bequam raisoniret/ Ich nach heutiges Tages-Alamodischer Phisike/ das ist/ nach Anleitung der unläugbaren Sinnen/ so erkläre: Die Nesseln und dieses Kavitz erregen Hitze/ Schwulst und Schmertzen an unsrer Haut/ nicht wegen ihrer hitzigen Qualität/ die von dem Peripatetischen Figmento ihrer Formae specificae herrühre; sondern wegen ihrer stachligen Figur/ die in der Textus ihrer Mate. riae ist gegründet. Weres nicht glauben will/ der setze Brillen auff/ und sonderlich nehme ein gut Microscopium vor die Hand; so wird er in Vergrösserung nichts/ denn gleichsam ein Igel-</p> <p> <figure/> </p> <p>Fell/ Kastaneen-Balg/ ja eine augenscheinliche Versammlung gleichsam vieler Näh-Nadeln dieser Dick- und Länge/ nur daß das Oehr oder Auge dran fehlet/ sehen. Wenn diese derhalben fein scharff in die Haut hinein kommen/ so wird diese zwar subtil/ aber so viel <gap reason="illegible"/> tieffer gemacht; das aller-subtileste Geblüth tritt hin und wieder aus/ und nicht weiter fortkommende / wegen Engigkeit der Wunde/ hebt an zu fermentiren/ und wegen solcher Verhitzung der äusserlichen Haut eine Hitzige Schwulst zu geben/ die Schmertzen mit sich führet: und dergleichen Dinge heissen die Galenici hernach/ mit Ehren zu melden/ Calida in quarto Gradu, gleichsam als ob sie wegen excessiv-hitziger Complexion dergleichen hitzige Schwulst veruhrsachet hätten. Und ist dieses Brasilianische Kavitz/ meines erachtens/ wenig anders / als die außländische Klee-formige/ und alhier sub Signo <gap reason="illegible"/> beygefügte Pflantze/ die Georgius Marggravius (L. I. Histor. Natural. Brasil. cap. 19. p. 10.) unter dem Nahmen Mucuna darstellt. Nur dieser Unterscheid ist zwischen beyden/ daß der Autor die Länge der Frucht setzt auf eine Spann/ und drüber: diese unserige aber ist über 3. Zoll nicht lang. Worauff gar leicht kan geantwortet werden. Hernach werden die äusserlichen Runtzel der Frucht beym Au- </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0600]
und Röthe/ die so bald nicht wieder vergehet/ als davon _ lentstanden ist/ erreget eben auff solche Arth/ als wenn einer mit Nesseln gehauen worden/ oder etwas von Feder-Weiß (Amiantho) in die Haut gerieben. Deßwegen dann wolgedachter Herr Krahmer gar artig schreibet/ es seye sehr scharff / Actu non Potentia. Welches/ gar bequam raisoniret/ Ich nach heutiges Tages-Alamodischer Phisike/ das ist/ nach Anleitung der unläugbaren Sinnen/ so erkläre: Die Nesseln und dieses Kavitz erregen Hitze/ Schwulst und Schmertzen an unsrer Haut/ nicht wegen ihrer hitzigen Qualität/ die von dem Peripatetischen Figmento ihrer Formae specificae herrühre; sondern wegen ihrer stachligen Figur/ die in der Textus ihrer Mate. riae ist gegründet. Weres nicht glauben will/ der setze Brillen auff/ und sonderlich nehme ein gut Microscopium vor die Hand; so wird er in Vergrösserung nichts/ denn gleichsam ein Igel-
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Fell/ Kastaneen-Balg/ ja eine augenscheinliche Versammlung gleichsam vieler Näh-Nadeln dieser Dick- und Länge/ nur daß das Oehr oder Auge dran fehlet/ sehen. Wenn diese derhalben fein scharff in die Haut hinein kommen/ so wird diese zwar subtil/ aber so viel _ tieffer gemacht; das aller-subtileste Geblüth tritt hin und wieder aus/ und nicht weiter fortkommende / wegen Engigkeit der Wunde/ hebt an zu fermentiren/ und wegen solcher Verhitzung der äusserlichen Haut eine Hitzige Schwulst zu geben/ die Schmertzen mit sich führet: und dergleichen Dinge heissen die Galenici hernach/ mit Ehren zu melden/ Calida in quarto Gradu, gleichsam als ob sie wegen excessiv-hitziger Complexion dergleichen hitzige Schwulst veruhrsachet hätten. Und ist dieses Brasilianische Kavitz/ meines erachtens/ wenig anders / als die außländische Klee-formige/ und alhier sub Signo _ beygefügte Pflantze/ die Georgius Marggravius (L. I. Histor. Natural. Brasil. cap. 19. p. 10.) unter dem Nahmen Mucuna darstellt. Nur dieser Unterscheid ist zwischen beyden/ daß der Autor die Länge der Frucht setzt auf eine Spann/ und drüber: diese unserige aber ist über 3. Zoll nicht lang. Worauff gar leicht kan geantwortet werden. Hernach werden die äusserlichen Runtzel der Frucht beym Au-
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/600>, abgerufen am 23.07.2024. |