Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

ter Herr Ursius) unser beyderseits Praecepror gewesen ist: ein Mann/ in Potanico Studio voraus unersättlich/ und nachgehends/ als ein viel zu emsiger Zephyrus, gleichsam in der Schoß seiner allerliebsten Florae, oder Blumen-Ergötzlichkeit/ tödtlich verblichen. Zu Lübeck hab ich Anno 1665. zu Ende Monaths Junii auch eine dergleichen Centifolien-Rose mit meiner Hand gepflücket/ in dem Garten meines Seel. Schwiegervatters/ Herrn Herman Pinciers / Praefecti magni &amp; Senioris im hochwürdigen Thumb-Capitel daselbst.

Von der Arth und Weise/ wie dergleichen Bluhmen-Verdoppelung vorgehe/ wäre was zu speculiren; Aber ich muß mich der kürtze gebrauchen. Meine unvorgreiffliche/ Meinung/ nach der heutigen Reformirten Philosophie/ ist die: Alle Kräuter und Bluhmen bekommen ihr Wachsthum durch Hülffe der Fermentation. Das Principaliste in solcher Fermentation ist der Spiritus, oder das aller-subtilst-reinst-unbalsamischte Wesen/ was in dem gantzen Erd-Gewächse zu finden ist. So lange solche Fermentation währt/ so lange wächst auch der Baum oder das Kraut: Wenn die auf höret/ so stehet auch der Wachsthum stille/ die Blätter verwelcken/ und sie/ sambt Saam und Früchten fallen ab. Gleich wie nun alles/ was subtil und flüchtig ist/ mit dem Icaro sich gern in die Höhe giebet; also auch dieser Pflantzen Spiritus und wüttert im vegetabilischen Cörper so lang herum/ auf- und abwärts/ als Sonnen-Strahlen/ oder als ein Spiel-Ballon/ der anstossend an ein Wand/ von dannen hin und wieder zu rücke prallet; biß mehr-gedachter Spiritus obenwärts einiger maßen/ doch nicht gäntzlich/ zu freyerem Durchbruch kombt; und also sich durch-reissend- oder durch arbeitende/ zu oberst durch etliche kleine Schweiß Löcher der äussersten Haut/ an dem Gipffel des Erd gewächses; reißt mit sich etliche gröber und schleimige Elemenratische Cörper/ die solcher gestalt nebst ihm hernach zu. Bluhin- und Früchten werden.

Nach dem nun dergleichen/ von innerlichen fermentirenden Spiritu aufgerissene Löchlein groß und klein/ viel oder wenig/ rund oder eckicht/ lang oder kurtz/ regulier oder irregulier / in naher oder zerstreuter Ordnung stehen; nachdem schickt sich auch die Zeit/ Größe/ Colör / Anzahl/ Figur/ und Situation der Blätter an/ und nachdem ein Kraut mehr' oder minder von solchem Spiritu hat; wie auch/ nachdem die äusserliche Wärme der Lufft mehr oder minder dergleichen Fermentation befödert/ nachdem befinden wir solches aus dem Effect mit Händ und Augen: und wünschen den Peripateticis einen schönen Bonus die, die in diesen und dergleichen Dingen nichts anders wissen/ als von ihren formis specificis zu reden.

Ich habe inmittels aus berührtem Principio vor diesem einen fürnehmen/ und in Natur-Sachen nicht schlecht-erfahrnen Cavalier zu perf[unleserliches Material]adiren versucht/ ob Er nicht zu zeit/ wenn den Hirschen die jungen Hörner beginnen zu wachsen/ rings-herum mit einer Lanciet, eine regulire Scarification in Radice recens-crescentium corniculorum möchte lassen thun/ umb hernach solche Geweyhe an dem Kopff des Thieres zu kriegen/ derer Spritzen/ als 2. Krohnen neben einander hervor-wachsen möchten: aber ich habe nichts außzurichten vermocht/ da doch die Natur unsselbst den Weg zeiget/ so wol in Bluhmen/ in so mancherley Hahnen-Kämmen/ Schwämmen der Bäume/ als Hirsch-Geweyhen; in denen eben darum so eiue große Varietät zu finden ist / aldieweil/ bey erstem hervor-brechen der Hörner/ die Schweiß löcher der Haut nicht bey allen in einerley Ordnung und Situation werden geöffnet/ indem sich die Thiere an Bäum und Höltzer reiben/ den horn-treibenden Conatum der Natur (oder Impetum Formae Specificae Peripateticae, dadurch so viel mehr zubefördern.

3. Brasilianisch Lavitz/ oder Muncuna.

[unleserliches Material]INmittelst erinnere mich aus obiger Dedication, daß gleichfals Herrn Krahmern Ich eine freund-willige Relation meiner Meinung von dem mir zugesendetem Kaviz Brasiliano hiemit abstatte. Welches nichts anders war/ als eine leere Schale/ von einer außländischen Frucht / darinnen 2. Phaseoli, oder Türckische Bohnen/ also zu reden gewesen/ in der Größe/ als in folgender Figur sub signo [unleserliches Material] und [unleserliches Material] zu sehen; an Colör äusserlich dunckel-brau/ als etwan der beste Cannnöhl oder vielmehr die Cassia Caryophyllata pflegt zu pariren/ und inwendig zugleich auff etwas gläntzende Aschen-Farbe fallend/ dieweil die vielen subtilen Fäser/ aus welchen die gantze Hülse/ gleichsam als ein Filtz gewürcket ist/ insanffter gedämpfter Ordnung glatt an ein anderliegen. Eusserlich aber wird man itzt-gedachter Fäsemchen genungsam innen/ indem sie nicht allein augenscheinlich zu sehen sind/ welcher Gestalt sie/ als eine subtil-herauß-stehende Castanien-braune Wolle/ an beyden Seiten der lang-herab-gehenden zweyen Runtzeln/ die sub Signo [unleserliches Material] etlicher massen angedeutet stehen/ und höher nicht an denselben / als etwan der Schimmel/ am Brod/ hervor-wachsen: Sondern auch/ die Haut nur ein wenig damit gerührt/ ein schmertzhafftes Jücken

ter Herr Ursius) unser beyderseits Praecepròr gewesen ist: ein Mann/ in Potanico Studio voraus unersättlich/ und nachgehends/ als ein viel zu emsiger Zephyrus, gleichsam in der Schoß seiner allerliebsten Florae, oder Blumen-Ergötzlichkeit/ tödtlich verblichen. Zu Lübeck hab ich Anno 1665. zu Ende Monaths Junii auch eine dergleichen Centifolien-Rose mit meiner Hand gepflücket/ in dem Garten meines Seel. Schwiegervatters/ Herrn Herman Pinciers / Praefecti magni &amp; Senioris im hochwürdigen Thumb-Capitel daselbst.

Von der Arth und Weise/ wie dergleichen Bluhmen-Verdoppelung vorgehe/ wäre was zu speculiren; Aber ich muß mich der kürtze gebrauchen. Meine unvorgreiffliche/ Meinung/ nach der heutigen Reformirten Philosophie/ ist die: Alle Kräuter und Bluhmen bekommen ihr Wachsthum durch Hülffe der Fermentation. Das Principaliste in solcher Fermentation ist der Spiritus, oder das aller-subtilst-reinst-unbalsamischte Wesen/ was in dem gantzen Erd-Gewächse zu finden ist. So lange solche Fermentation währt/ so lange wächst auch der Baum oder das Kraut: Wenn die auf höret/ so stehet auch der Wachsthum stille/ die Blätter verwelcken/ und sie/ sambt Saam und Früchten fallen ab. Gleich wie nun alles/ was subtil und flüchtig ist/ mit dem Icaro sich gern in die Höhe giebet; also auch dieser Pflantzen Spiritus und wüttert im vegetabilischen Cörper so lang herum/ auf- und abwärts/ als Sonnen-Strahlen/ oder als ein Spiel-Ballon/ der anstossend an ein Wand/ von dannen hin und wieder zu rücke prallet; biß mehr-gedachter Spiritus obenwärts einiger maßen/ doch nicht gäntzlich/ zu freyerem Durchbruch kombt; und also sich durch-reissend- oder durch arbeitende/ zu oberst durch etliche kleine Schweiß Löcher der äussersten Haut/ an dem Gipffel des Erd gewächses; reißt mit sich etliche gröber und schleimige Elemenratische Cörper/ die solcher gestalt nebst ihm hernach zu. Bluhin- und Früchten werden.

Nach dem nun dergleichen/ von innerlichen fermentirenden Spiritu aufgerissene Löchlein groß und klein/ viel oder wenig/ rund oder eckicht/ lang oder kurtz/ regulier oder irregulier / in naher oder zerstreuter Ordnung stehen; nachdem schickt sich auch die Zeit/ Größe/ Colör / Anzahl/ Figur/ und Situation der Blätter an/ und nachdem ein Kraut mehr' oder minder von solchem Spiritu hat; wie auch/ nachdem die äusserliche Wärme der Lufft mehr oder minder dergleichen Fermentation befödert/ nachdem befinden wir solches aus dem Effect mit Händ und Augen: und wünschen den Peripateticis einen schönen Bonus die, die in diesen und dergleichen Dingen nichts anders wissen/ als von ihren formis specificis zu reden.

Ich habe inmittels aus berührtem Principio vor diesem einen fürnehmen/ und in Natur-Sachen nicht schlecht-erfahrnen Cavalier zu perf[unleserliches Material]adiren versucht/ ob Er nicht zu zeit/ wenn den Hirschen die jungen Hörner beginnen zu wachsen/ rings-herum mit einer Lanciet, eine regulire Scarification in Radice recens-crescentium corniculorum möchte lassen thun/ umb hernach solche Geweyhe an dem Kopff des Thieres zu kriegen/ derer Spritzen/ als 2. Krohnen neben einander hervor-wachsen möchten: aber ich habe nichts außzurichten vermocht/ da doch die Natur unsselbst den Weg zeiget/ so wol in Bluhmen/ in so mancherley Hahnen-Kämmen/ Schwämmen der Bäume/ als Hirsch-Geweyhen; in denen eben darum so eiue große Varietät zu finden ist / aldieweil/ bey erstem hervor-brechen der Hörner/ die Schweiß löcher der Haut nicht bey allen in einerley Ordnung und Situation werden geöffnet/ indem sich die Thiere an Bäum und Höltzer reiben/ den horn-treibenden Conatum der Natur (oder Impetum Formae Specificae Peripateticae, dadurch so viel mehr zubefördern.

3. Brasilianisch Lavitz/ oder Muncuna.

[unleserliches Material]INmittelst erinnere mich aus obiger Dedication, daß gleichfals Herrn Krahmern Ich eine freund-willige Relation meiner Meinung von dem mir zugesendetem Kaviz Brasiliano hiemit abstatte. Welches nichts anders war/ als eine leere Schale/ von einer außländischen Frucht / darinnen 2. Phaseoli, oder Türckische Bohnen/ also zu reden gewesen/ in der Größe/ als in folgender Figur sub signo [unleserliches Material] und [unleserliches Material] zu sehen; an Colör äusserlich dunckel-brau/ als etwan der beste Cannnöhl oder vielmehr die Cassia Caryophyllata pflegt zu pariren/ und inwendig zugleich auff etwas gläntzende Aschen-Farbe fallend/ dieweil die vielen subtilen Fäser/ aus welchen die gantze Hülse/ gleichsam als ein Filtz gewürcket ist/ insanffter gedämpfter Ordnung glatt an ein anderliegen. Eusserlich aber wird man itzt-gedachter Fäsemchen genungsam innen/ indem sie nicht allein augenscheinlich zu sehen sind/ welcher Gestalt sie/ als eine subtil-herauß-stehende Castanien-braune Wolle/ an beyden Seiten der lang-herab-gehenden zweyen Runtzeln/ die sub Signo [unleserliches Material] etlicher massen angedeutet stehen/ und höher nicht an denselben / als etwan der Schimmel/ am Brod/ hervor-wachsen: Sondern auch/ die Haut nur ein wenig damit gerührt/ ein schmertzhafftes Jücken

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0599" n="23"/>
ter Herr Ursius) unser beyderseits Praecepròr gewesen ist: ein Mann/ in Potanico       Studio voraus unersättlich/ und nachgehends/ als ein viel zu emsiger Zephyrus, gleichsam in       der Schoß seiner allerliebsten Florae, oder Blumen-Ergötzlichkeit/ tödtlich verblichen. Zu       Lübeck hab ich Anno 1665. zu Ende Monaths Junii auch eine dergleichen Centifolien-Rose mit       meiner Hand gepflücket/ in dem Garten meines Seel. Schwiegervatters/ Herrn Herman Pinciers /       Praefecti magni &amp;amp; Senioris im hochwürdigen Thumb-Capitel daselbst.</p>
        <p>Von der Arth und Weise/ wie dergleichen Bluhmen-Verdoppelung vorgehe/ wäre was zu       speculiren; Aber ich muß mich der kürtze gebrauchen. Meine unvorgreiffliche/ Meinung/ nach       der heutigen Reformirten Philosophie/ ist die: Alle Kräuter und Bluhmen bekommen ihr Wachsthum       durch Hülffe der Fermentation. Das Principaliste in solcher Fermentation ist der Spiritus, oder       das aller-subtilst-reinst-unbalsamischte Wesen/ was in dem gantzen Erd-Gewächse zu finden ist.       So lange solche Fermentation währt/ so lange wächst auch der Baum oder das Kraut: Wenn die auf       höret/ so stehet auch der Wachsthum stille/ die Blätter verwelcken/ und sie/ sambt Saam und       Früchten fallen ab. Gleich wie nun alles/ was subtil und flüchtig ist/ mit dem Icaro sich       gern in die Höhe giebet; also auch dieser Pflantzen Spiritus und wüttert im vegetabilischen       Cörper so lang herum/ auf- und abwärts/ als Sonnen-Strahlen/ oder als ein Spiel-Ballon/ der       anstossend an ein Wand/ von dannen hin und wieder zu rücke prallet; biß mehr-gedachter       Spiritus obenwärts einiger maßen/ doch nicht gäntzlich/ zu freyerem Durchbruch kombt; und       also sich durch-reissend- oder durch arbeitende/ zu oberst durch etliche kleine Schweiß Löcher       der äussersten Haut/ an dem Gipffel des Erd gewächses; reißt mit sich etliche gröber und       schleimige Elemenratische Cörper/ die solcher gestalt nebst ihm hernach zu. Bluhin- und       Früchten werden.</p>
        <p>Nach dem nun dergleichen/ von innerlichen fermentirenden Spiritu aufgerissene Löchlein groß       und klein/ viel oder wenig/ rund oder eckicht/ lang oder kurtz/ regulier oder irregulier /       in naher oder zerstreuter Ordnung stehen; nachdem schickt sich auch die Zeit/ Größe/ Colör /       Anzahl/ Figur/ und Situation der Blätter an/ und nachdem ein Kraut mehr' oder minder von       solchem Spiritu hat; wie auch/ nachdem die äusserliche Wärme der Lufft mehr oder minder       dergleichen Fermentation befödert/ nachdem befinden wir solches aus dem Effect mit Händ und       Augen: und wünschen den Peripateticis einen schönen Bonus die, die in diesen und dergleichen       Dingen nichts anders wissen/ als von ihren formis specificis zu reden.</p>
        <p>Ich habe inmittels aus berührtem Principio vor diesem einen fürnehmen/ und in Natur-Sachen       nicht schlecht-erfahrnen Cavalier zu perf<gap reason="illegible"/>adiren versucht/ ob Er nicht zu zeit/ wenn den       Hirschen die jungen Hörner beginnen zu wachsen/ rings-herum mit einer Lanciet, eine regulire       Scarification in Radice recens-crescentium corniculorum möchte lassen thun/ umb hernach solche       Geweyhe an dem Kopff des Thieres zu kriegen/ derer Spritzen/ als 2. Krohnen neben einander       hervor-wachsen möchten: aber ich habe nichts außzurichten vermocht/ da doch die Natur       unsselbst den Weg zeiget/ so wol in Bluhmen/ in so mancherley Hahnen-Kämmen/ Schwämmen der       Bäume/ als Hirsch-Geweyhen; in denen eben darum so eiue große Varietät zu finden ist /       aldieweil/ bey erstem hervor-brechen der Hörner/ die Schweiß löcher der Haut nicht bey allen       in einerley Ordnung und Situation werden geöffnet/ indem sich die Thiere an Bäum und Höltzer       reiben/ den horn-treibenden Conatum der Natur (oder Impetum Formae Specificae Peripateticae,       dadurch so viel mehr zubefördern.</p>
        <p>3. Brasilianisch Lavitz/ oder Muncuna.</p>
        <p><gap reason="illegible"/>INmittelst erinnere mich aus obiger Dedication, daß gleichfals Herrn Krahmern Ich eine       freund-willige Relation meiner Meinung von dem mir zugesendetem Kaviz Brasiliano hiemit       abstatte. Welches nichts anders war/ als eine leere Schale/ von einer außländischen Frucht /       darinnen 2. Phaseoli, oder Türckische Bohnen/ also zu reden gewesen/ in der Größe/ als in       folgender Figur sub signo <gap reason="illegible"/> und <gap reason="illegible"/> zu sehen; an Colör äusserlich dunckel-brau/ als etwan       der beste Cannnöhl oder vielmehr die Cassia Caryophyllata pflegt zu pariren/ und inwendig       zugleich auff etwas gläntzende Aschen-Farbe fallend/ dieweil die vielen subtilen Fäser/ aus       welchen die gantze Hülse/ gleichsam als ein Filtz gewürcket ist/ insanffter gedämpfter       Ordnung glatt an ein anderliegen. Eusserlich aber wird man itzt-gedachter Fäsemchen genungsam       innen/ indem sie nicht allein augenscheinlich zu sehen sind/ welcher Gestalt sie/ als eine       subtil-herauß-stehende Castanien-braune Wolle/ an beyden Seiten der lang-herab-gehenden zweyen       Runtzeln/ die sub Signo <gap reason="illegible"/> etlicher massen angedeutet stehen/ und höher nicht an denselben /       als etwan der Schimmel/ am Brod/ hervor-wachsen: Sondern auch/ die Haut nur ein wenig damit       gerührt/ ein schmertzhafftes Jücken
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0599] ter Herr Ursius) unser beyderseits Praecepròr gewesen ist: ein Mann/ in Potanico Studio voraus unersättlich/ und nachgehends/ als ein viel zu emsiger Zephyrus, gleichsam in der Schoß seiner allerliebsten Florae, oder Blumen-Ergötzlichkeit/ tödtlich verblichen. Zu Lübeck hab ich Anno 1665. zu Ende Monaths Junii auch eine dergleichen Centifolien-Rose mit meiner Hand gepflücket/ in dem Garten meines Seel. Schwiegervatters/ Herrn Herman Pinciers / Praefecti magni &amp; Senioris im hochwürdigen Thumb-Capitel daselbst. Von der Arth und Weise/ wie dergleichen Bluhmen-Verdoppelung vorgehe/ wäre was zu speculiren; Aber ich muß mich der kürtze gebrauchen. Meine unvorgreiffliche/ Meinung/ nach der heutigen Reformirten Philosophie/ ist die: Alle Kräuter und Bluhmen bekommen ihr Wachsthum durch Hülffe der Fermentation. Das Principaliste in solcher Fermentation ist der Spiritus, oder das aller-subtilst-reinst-unbalsamischte Wesen/ was in dem gantzen Erd-Gewächse zu finden ist. So lange solche Fermentation währt/ so lange wächst auch der Baum oder das Kraut: Wenn die auf höret/ so stehet auch der Wachsthum stille/ die Blätter verwelcken/ und sie/ sambt Saam und Früchten fallen ab. Gleich wie nun alles/ was subtil und flüchtig ist/ mit dem Icaro sich gern in die Höhe giebet; also auch dieser Pflantzen Spiritus und wüttert im vegetabilischen Cörper so lang herum/ auf- und abwärts/ als Sonnen-Strahlen/ oder als ein Spiel-Ballon/ der anstossend an ein Wand/ von dannen hin und wieder zu rücke prallet; biß mehr-gedachter Spiritus obenwärts einiger maßen/ doch nicht gäntzlich/ zu freyerem Durchbruch kombt; und also sich durch-reissend- oder durch arbeitende/ zu oberst durch etliche kleine Schweiß Löcher der äussersten Haut/ an dem Gipffel des Erd gewächses; reißt mit sich etliche gröber und schleimige Elemenratische Cörper/ die solcher gestalt nebst ihm hernach zu. Bluhin- und Früchten werden. Nach dem nun dergleichen/ von innerlichen fermentirenden Spiritu aufgerissene Löchlein groß und klein/ viel oder wenig/ rund oder eckicht/ lang oder kurtz/ regulier oder irregulier / in naher oder zerstreuter Ordnung stehen; nachdem schickt sich auch die Zeit/ Größe/ Colör / Anzahl/ Figur/ und Situation der Blätter an/ und nachdem ein Kraut mehr' oder minder von solchem Spiritu hat; wie auch/ nachdem die äusserliche Wärme der Lufft mehr oder minder dergleichen Fermentation befödert/ nachdem befinden wir solches aus dem Effect mit Händ und Augen: und wünschen den Peripateticis einen schönen Bonus die, die in diesen und dergleichen Dingen nichts anders wissen/ als von ihren formis specificis zu reden. Ich habe inmittels aus berührtem Principio vor diesem einen fürnehmen/ und in Natur-Sachen nicht schlecht-erfahrnen Cavalier zu perf_ adiren versucht/ ob Er nicht zu zeit/ wenn den Hirschen die jungen Hörner beginnen zu wachsen/ rings-herum mit einer Lanciet, eine regulire Scarification in Radice recens-crescentium corniculorum möchte lassen thun/ umb hernach solche Geweyhe an dem Kopff des Thieres zu kriegen/ derer Spritzen/ als 2. Krohnen neben einander hervor-wachsen möchten: aber ich habe nichts außzurichten vermocht/ da doch die Natur unsselbst den Weg zeiget/ so wol in Bluhmen/ in so mancherley Hahnen-Kämmen/ Schwämmen der Bäume/ als Hirsch-Geweyhen; in denen eben darum so eiue große Varietät zu finden ist / aldieweil/ bey erstem hervor-brechen der Hörner/ die Schweiß löcher der Haut nicht bey allen in einerley Ordnung und Situation werden geöffnet/ indem sich die Thiere an Bäum und Höltzer reiben/ den horn-treibenden Conatum der Natur (oder Impetum Formae Specificae Peripateticae, dadurch so viel mehr zubefördern. 3. Brasilianisch Lavitz/ oder Muncuna. _ INmittelst erinnere mich aus obiger Dedication, daß gleichfals Herrn Krahmern Ich eine freund-willige Relation meiner Meinung von dem mir zugesendetem Kaviz Brasiliano hiemit abstatte. Welches nichts anders war/ als eine leere Schale/ von einer außländischen Frucht / darinnen 2. Phaseoli, oder Türckische Bohnen/ also zu reden gewesen/ in der Größe/ als in folgender Figur sub signo _ und _ zu sehen; an Colör äusserlich dunckel-brau/ als etwan der beste Cannnöhl oder vielmehr die Cassia Caryophyllata pflegt zu pariren/ und inwendig zugleich auff etwas gläntzende Aschen-Farbe fallend/ dieweil die vielen subtilen Fäser/ aus welchen die gantze Hülse/ gleichsam als ein Filtz gewürcket ist/ insanffter gedämpfter Ordnung glatt an ein anderliegen. Eusserlich aber wird man itzt-gedachter Fäsemchen genungsam innen/ indem sie nicht allein augenscheinlich zu sehen sind/ welcher Gestalt sie/ als eine subtil-herauß-stehende Castanien-braune Wolle/ an beyden Seiten der lang-herab-gehenden zweyen Runtzeln/ die sub Signo _ etlicher massen angedeutet stehen/ und höher nicht an denselben / als etwan der Schimmel/ am Brod/ hervor-wachsen: Sondern auch/ die Haut nur ein wenig damit gerührt/ ein schmertzhafftes Jücken

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/599
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/599>, abgerufen am 23.11.2024.