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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Ei der Säugethiere.
chens innerhalb des Folliculus aus, da sie dasselbe sogar zweimal
hier gesehen hatten: "Tres probablement," heisst es bei ihnen
(l. c. p. 135.): "les vesicules ou les oeufs de l'ovaire contien-
nent dans leur interieur les petits ovules des cornes, qui s'y
trouvent environnes d'un liquide destine peut-etre a faciliter
leur arrioee dans l'uterus. Il nous est sourvenu deux fois
en ouvrant des vesicules tres-avancees de rencontrer dans
leur interieur un petit corps spherique d'un millimeter de
diametre. Mais il differait des ovules, que nous observions
dans les cornes par sa transparence, qui etait beancoup
moindre
." -- Das nächste Bedürfniss war nun, die Verhält-
nisse des schon gesehenen Eichens innerhalb des Folliculus im
nicht geschwängerten Zustande aufzuhellen, und den nächsten
Schritt hierzu that ein deutscher Naturforscher, Karl Ernst v.
Bär (de ovi mammalium et hominis genesi Lips. 1827. 4. und
Commentar zu dieser Schrift in Heusingers Zeitschrift II. S.
125--194.). Er sah nämlich schon mit blossen Augen in den
Folliculis des Hundes (de ovi genesi p. 12.) kleine weisse
Flecke, welche mit Hilfe einer Sonde weiter geschoben wer-
den konnten. Als er diese unter dem Microscope untersuchte,
fand er den in den Tuben gefundenen überaus ähnliche Eichen.
Sie hatten einen Durchmesser von 1/30--1/20, einige sogar nur ei-
nen Diameter von 1/50 Pariser Linie, waren von einem Körnerringe
(discus proligerus von Baer) umgeben oder in eine Art von Ver-
tiefung der Körnermasse (cumulus) wie eingesenkt oder eingebet-
tet. Die Untersuchung der Folliculi anderer Säugethiere, wie
der Kuh, des Schweines, des Schaafes, des Kaninchens u. dgl. und
des Menschen zeigte dasselbe Bläschen des Folliculus. Seine Be-
deutung als Eichen der Säugethiere ergab sich von selbst. Allein
es entstand nun eine neue gleich wichtige Frage. Entspricht
nämlich das in dem Folliculus enthaltene Eichen dem Eie des
Vogels in dem Ovarium, wie verhält es sich mit dem Keimbläs-
chen der Säugethiere? v. Bär, welcher dieses in den unbefruch-
teten Eiern aller wirbellosen und Wirbel-Thiere gesehen hatte (l.
c. p. 27.), glaubte, dass das von ihm gesehene Eichen dem Keim-
bläschen der übrigen Thierwelt entspreche (l. c. p. 19.), und
schrieb ihm so eine ambigue Bedeutung zu, indem er einerseits
das Eichen als den Dotter, d. h. ein peristirendes, anderseits als
das Keimbläschen, d. h. ein vergängliches Gebilde, ansah. Es war

Ei der Säugethiere.
chens innerhalb des Folliculus aus, da sie dasselbe sogar zweimal
hier gesehen hatten: „Très probablement,“ heiſst es bei ihnen
(l. c. p. 135.): „les vésicules ou les oeufs de l’ovaire contien-
nent dans leur interieur les petits ovules des cornes, qui s’y
trouvent environnés d’un liquide destiné peut-être à faciliter
leur arrioée dans l’utérus. Il nous est sourvenu deux fois
en ouvrant des vésicules très-avancées de rencontrer dans
leur intérieur un petit corps sphérique d’un millimeter de
diamètre. Mais il differait des ovules, que nous observions
dans les cornes par sa transparence, qui était beancoup
moindre
.“ — Das nächste Bedürfniſs war nun, die Verhält-
nisse des schon gesehenen Eichens innerhalb des Folliculus im
nicht geschwängerten Zustande aufzuhellen, und den nächsten
Schritt hierzu that ein deutscher Naturforscher, Karl Ernst v.
Bär (de ovi mammalium et hominis genesi Lips. 1827. 4. und
Commentar zu dieser Schrift in Heusingers Zeitschrift II. S.
125—194.). Er sah nämlich schon mit bloſsen Augen in den
Folliculis des Hundes (de ovi genesi p. 12.) kleine weiſse
Flecke, welche mit Hilfe einer Sonde weiter geschoben wer-
den konnten. Als er diese unter dem Microscope untersuchte,
fand er den in den Tuben gefundenen überaus ähnliche Eichen.
Sie hatten einen Durchmesser von 1/30—1/20, einige sogar nur ei-
nen Diameter von 1/50 Pariser Linie, waren von einem Körnerringe
(discus proligerus von Baer) umgeben oder in eine Art von Ver-
tiefung der Körnermasse (cumulus) wie eingesenkt oder eingebet-
tet. Die Untersuchung der Folliculi anderer Säugethiere, wie
der Kuh, des Schweines, des Schaafes, des Kaninchens u. dgl. und
des Menschen zeigte dasselbe Bläschen des Folliculus. Seine Be-
deutung als Eichen der Säugethiere ergab sich von selbst. Allein
es entstand nun eine neue gleich wichtige Frage. Entspricht
nämlich das in dem Folliculus enthaltene Eichen dem Eie des
Vogels in dem Ovarium, wie verhält es sich mit dem Keimbläs-
chen der Säugethiere? v. Bär, welcher dieses in den unbefruch-
teten Eiern aller wirbellosen und Wirbel-Thiere gesehen hatte (l.
c. p. 27.), glaubte, daſs das von ihm gesehene Eichen dem Keim-
bläschen der übrigen Thierwelt entspreche (l. c. p. 19.), und
schrieb ihm so eine ambigue Bedeutung zu, indem er einerseits
das Eichen als den Dotter, d. h. ein peristirendes, anderseits als
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[13/0041] Ei der Säugethiere. chens innerhalb des Folliculus aus, da sie dasselbe sogar zweimal hier gesehen hatten: „Très probablement,“ heiſst es bei ihnen (l. c. p. 135.): „les vésicules ou les oeufs de l’ovaire contien- nent dans leur interieur les petits ovules des cornes, qui s’y trouvent environnés d’un liquide destiné peut-être à faciliter leur arrioée dans l’utérus. Il nous est sourvenu deux fois en ouvrant des vésicules très-avancées de rencontrer dans leur intérieur un petit corps sphérique d’un millimeter de diamètre. Mais il differait des ovules, que nous observions dans les cornes par sa transparence, qui était beancoup moindre.“ — Das nächste Bedürfniſs war nun, die Verhält- nisse des schon gesehenen Eichens innerhalb des Folliculus im nicht geschwängerten Zustande aufzuhellen, und den nächsten Schritt hierzu that ein deutscher Naturforscher, Karl Ernst v. Bär (de ovi mammalium et hominis genesi Lips. 1827. 4. und Commentar zu dieser Schrift in Heusingers Zeitschrift II. S. 125—194.). Er sah nämlich schon mit bloſsen Augen in den Folliculis des Hundes (de ovi genesi p. 12.) kleine weiſse Flecke, welche mit Hilfe einer Sonde weiter geschoben wer- den konnten. Als er diese unter dem Microscope untersuchte, fand er den in den Tuben gefundenen überaus ähnliche Eichen. Sie hatten einen Durchmesser von 1/30—1/20, einige sogar nur ei- nen Diameter von 1/50 Pariser Linie, waren von einem Körnerringe (discus proligerus von Baer) umgeben oder in eine Art von Ver- tiefung der Körnermasse (cumulus) wie eingesenkt oder eingebet- tet. Die Untersuchung der Folliculi anderer Säugethiere, wie der Kuh, des Schweines, des Schaafes, des Kaninchens u. dgl. und des Menschen zeigte dasselbe Bläschen des Folliculus. Seine Be- deutung als Eichen der Säugethiere ergab sich von selbst. Allein es entstand nun eine neue gleich wichtige Frage. Entspricht nämlich das in dem Folliculus enthaltene Eichen dem Eie des Vogels in dem Ovarium, wie verhält es sich mit dem Keimbläs- chen der Säugethiere? v. Bär, welcher dieses in den unbefruch- teten Eiern aller wirbellosen und Wirbel-Thiere gesehen hatte (l. c. p. 27.), glaubte, daſs das von ihm gesehene Eichen dem Keim- bläschen der übrigen Thierwelt entspreche (l. c. p. 19.), und schrieb ihm so eine ambigue Bedeutung zu, indem er einerseits das Eichen als den Dotter, d. h. ein peristirendes, anderseits als das Keimbläschen, d. h. ein vergängliches Gebilde, ansah. Es war

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/41>, abgerufen am 25.04.2024.