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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Extremitätengürtel.
dass ihre innere Fläche, je näher dem Endglied, sich immer mehr
von der Leibeswand entfernt. So bildet anfangs die obere Extremi-
tät mit den Visceralwänden einen spitzen, die untere einen immer
weniger spitzen und zuletzt einen stumpfen Winkel. Bei der dar-
auf folgenden Einknickung stehen die Rumpfglieder der oberen Ex-
tremitäten unter einem nach unten gerichteten, spitzen Winkel von
der Leibeswand ab. Die Mittelglieder neigen sich unter einem et-
was weniger nach oben gerichteten, spitzen Winkel gegen die Lei-
beswand hin, während die Endglieder unter einem rechten oder
einem ihm nahen nach aussen gerichteten Winkel in halber Prona-
tion gegen die Brustwand befindlich geneigt sind. Dadurch, dass
der Neigungswinkel des Rumpfgliedes gegen die Brustwand hin
in der Folge kleiner wird, kreuzen sich zuerst die End- und spä-
terhin die Mittelglieder. Der Winkel zwischen Rumpf- und Mit-
telglied wird aber spitzer, während der zwischen Mittel- und
Endglied befindliche zweien Rechten immer näher kommt und
die Pronation der Hand in Flexion oder Extension übergeht. An-
ders dagegen gestaltet sich die Lage der unteren Extremitäten.
Das Rumpfglied entfernt sich zuerst von der Leibeswand von in-
nen nach aussen und von unten nach oben; der Unterschenkel ist
unter einem weniger spitzen Winkel von aussen nach innen und
von vorn nach hinten geneigt; das Endglied dagegen von hinten
nach vorn und vorzüglich von aussen nach innen. Das Rumpf-
glied entfernt sich allmählig von der Bauchwand; das Endglied
stellt sich gegen das Mittelglied unter einem rechten oder stum-
pfen Winkel, so dass der Unterschenkel gegen den Oberschenkel
und der Fuss, wiewohl weniger, gegen den Unterschenkel sich
beugt. Der Neigungswinkel ist bei den ersteren nach hinten, bei
den letzteren nach vorn gerichtet. Die Beugung im Kniegelenke
wird immer stärker und, während die Rumpfglieder der Bauch-
wand wieder näher treten, kreuzen sich die Unterschenkel und
unmittelbar durch sie die Füsse. Diese Lagenveränderungen las-
sen sich nicht bloss bei ungestörter Lage des Fötus im Eie bemer-
ken, sondern auch durch Monstrositäten (Bildungshemmungen)
nachweisen, wie ich an einem anderen Orte entwickeln werde.
-- Unterdess erlangen die Extremitätengürtel mehr Geschieden-
heit und eine dichtere Consistenz, zuerst die oberen, ziemlich
spät dagegen die unteren. Die knorpelige Grundlage des Schlüs-
selbeines und des Schulterblattes fällt wahrscheinlich in die sechste

Extremitätengürtel.
daſs ihre innere Fläche, je näher dem Endglied, sich immer mehr
von der Leibeswand entfernt. So bildet anfangs die obere Extremi-
tät mit den Visceralwänden einen spitzen, die untere einen immer
weniger spitzen und zuletzt einen stumpfen Winkel. Bei der dar-
auf folgenden Einknickung stehen die Rumpfglieder der oberen Ex-
tremitäten unter einem nach unten gerichteten, spitzen Winkel von
der Leibeswand ab. Die Mittelglieder neigen sich unter einem et-
was weniger nach oben gerichteten, spitzen Winkel gegen die Lei-
beswand hin, während die Endglieder unter einem rechten oder
einem ihm nahen nach auſsen gerichteten Winkel in halber Prona-
tion gegen die Brustwand befindlich geneigt sind. Dadurch, daſs
der Neigungswinkel des Rumpfgliedes gegen die Brustwand hin
in der Folge kleiner wird, kreuzen sich zuerst die End- und spä-
terhin die Mittelglieder. Der Winkel zwischen Rumpf- und Mit-
telglied wird aber spitzer, während der zwischen Mittel- und
Endglied befindliche zweien Rechten immer näher kommt und
die Pronation der Hand in Flexion oder Extension übergeht. An-
ders dagegen gestaltet sich die Lage der unteren Extremitäten.
Das Rumpfglied entfernt sich zuerst von der Leibeswand von in-
nen nach auſsen und von unten nach oben; der Unterschenkel ist
unter einem weniger spitzen Winkel von auſsen nach innen und
von vorn nach hinten geneigt; das Endglied dagegen von hinten
nach vorn und vorzüglich von auſsen nach innen. Das Rumpf-
glied entfernt sich allmählig von der Bauchwand; das Endglied
stellt sich gegen das Mittelglied unter einem rechten oder stum-
pfen Winkel, so daſs der Unterschenkel gegen den Oberschenkel
und der Fuſs, wiewohl weniger, gegen den Unterschenkel sich
beugt. Der Neigungswinkel ist bei den ersteren nach hinten, bei
den letzteren nach vorn gerichtet. Die Beugung im Kniegelenke
wird immer stärker und, während die Rumpfglieder der Bauch-
wand wieder näher treten, kreuzen sich die Unterschenkel und
unmittelbar durch sie die Füſse. Diese Lagenveränderungen las-
sen sich nicht bloſs bei ungestörter Lage des Fötus im Eie bemer-
ken, sondern auch durch Monstrositäten (Bildungshemmungen)
nachweisen, wie ich an einem anderen Orte entwickeln werde.
— Unterdeſs erlangen die Extremitätengürtel mehr Geschieden-
heit und eine dichtere Consistenz, zuerst die oberen, ziemlich
spät dagegen die unteren. Die knorpelige Grundlage des Schlüs-
selbeines und des Schulterblattes fällt wahrscheinlich in die sechste

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[249/0277] Extremitätengürtel. daſs ihre innere Fläche, je näher dem Endglied, sich immer mehr von der Leibeswand entfernt. So bildet anfangs die obere Extremi- tät mit den Visceralwänden einen spitzen, die untere einen immer weniger spitzen und zuletzt einen stumpfen Winkel. Bei der dar- auf folgenden Einknickung stehen die Rumpfglieder der oberen Ex- tremitäten unter einem nach unten gerichteten, spitzen Winkel von der Leibeswand ab. Die Mittelglieder neigen sich unter einem et- was weniger nach oben gerichteten, spitzen Winkel gegen die Lei- beswand hin, während die Endglieder unter einem rechten oder einem ihm nahen nach auſsen gerichteten Winkel in halber Prona- tion gegen die Brustwand befindlich geneigt sind. Dadurch, daſs der Neigungswinkel des Rumpfgliedes gegen die Brustwand hin in der Folge kleiner wird, kreuzen sich zuerst die End- und spä- terhin die Mittelglieder. Der Winkel zwischen Rumpf- und Mit- telglied wird aber spitzer, während der zwischen Mittel- und Endglied befindliche zweien Rechten immer näher kommt und die Pronation der Hand in Flexion oder Extension übergeht. An- ders dagegen gestaltet sich die Lage der unteren Extremitäten. Das Rumpfglied entfernt sich zuerst von der Leibeswand von in- nen nach auſsen und von unten nach oben; der Unterschenkel ist unter einem weniger spitzen Winkel von auſsen nach innen und von vorn nach hinten geneigt; das Endglied dagegen von hinten nach vorn und vorzüglich von auſsen nach innen. Das Rumpf- glied entfernt sich allmählig von der Bauchwand; das Endglied stellt sich gegen das Mittelglied unter einem rechten oder stum- pfen Winkel, so daſs der Unterschenkel gegen den Oberschenkel und der Fuſs, wiewohl weniger, gegen den Unterschenkel sich beugt. Der Neigungswinkel ist bei den ersteren nach hinten, bei den letzteren nach vorn gerichtet. Die Beugung im Kniegelenke wird immer stärker und, während die Rumpfglieder der Bauch- wand wieder näher treten, kreuzen sich die Unterschenkel und unmittelbar durch sie die Füſse. Diese Lagenveränderungen las- sen sich nicht bloſs bei ungestörter Lage des Fötus im Eie bemer- ken, sondern auch durch Monstrositäten (Bildungshemmungen) nachweisen, wie ich an einem anderen Orte entwickeln werde. — Unterdeſs erlangen die Extremitätengürtel mehr Geschieden- heit und eine dichtere Consistenz, zuerst die oberen, ziemlich spät dagegen die unteren. Die knorpelige Grundlage des Schlüs- selbeines und des Schulterblattes fällt wahrscheinlich in die sechste

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/277>, abgerufen am 26.11.2024.