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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
l. c. S. 70. 71.) hatte schon im Jahre 1776. (Mem. de l'acud. de
Dijon.
1782. 8. p. 186.) die zu der Nabelblase gehenden Gefässe
in einem 7 bis 8monatlichen Embryo gefunden, und zeigte 1802
(Bulletin des sciences par la soc. philom. de Paris 4. Tom.
3. No. 67. p. 148.) die injicirte Nabelgekrösarterie eines Neuge-
borenen. An Embryonen von 30--60 Tagen waren ihm immer
diese Gefässe nebst dem Bläschen vorgekommen. In jungen Em-
bryonen liegt es nach ihm mit Flüssigkeit gefüllt an der Inser-
tion der Nabelschnur. In älteren Früchten dagegen sieht man
es welk und leer als eine mit Blutgefässen versehene Haut am
Rande der Placenta. Autenrieth (supplementa ad historiam
embryonis humani
1797. 4. p. 9. 10.) beschrieb es in zwei
Eiern, wie Knorre angiebt. Wenn Oken (Beiträge zur verglei-
chenden Zoologie, Anatomie und Physiologie 1806. u. 1807. 4.)
zu zeigen sich bemühte, dass der Darmkanal aus der Nabelblase
entstehe, so hatte dieser Ausdruck einerseits etwas Schiefes. An-
derseits ist er aber auch den Beweis durch unmittelbare Beob-
achtung schuldig geblieben. Doch hat das Werk für die Erkennt-
niss der Nabelblase vorzüglich zwei Verdienste, nämlich: 1. dass
bestimmt ausgesprochen wurde, dass die Höhlungen der Nabel-
blase und des Darmkanales in frühester Zeit in unmittelbarer
Communikation stehen; 2. dass eine Reichhaltigkeit, besonders
der älteren Literatur, in seiner Schrift enthalten ist, wie in kei-
nem ähnlichen, bis jetzt erschienenen Werke. Dzondi (l. c. p.
56.) beobachtete zweimal die Nabelblase. 1. In den Eihäuten ei-
nes männlichen, ungefähr fünfmonatlichen Embryo zwischen Cho-
rion und Amnion, ungefähr drei Zoll von der Insertion des Na-
belstranges entfernt. Sie soll mit dem Chorion zusammengehan-
gen, eine etwas trübe Flüssigkeit enthalten haben und mit einem
11/2 Zoll langen, sehr zarten, an eine Protuberanz (?) sich anset-
zenden Faden versehen gewesen seyn. 2. In einer anderen, et-
was macerirten Placenta aus derselben Zeit der Schwangerschaft
fand er ein mit trüber Flüssigkeit gefülltes Bläschen ohne Faden
frei zwischen Chorion und Amnion. In der Nachgeburt reifer
Früchte konnte er sich aber über ihre Existenz nicht vergewis-
sern. Ueber die hierher gehörenden Erfahrungen von Kieser,
Meckel, Emmert u. A. s. unten in dem zweiten Abschnitte die Dar-
stellung des Schleimblattes. Nach Cuvier (Meck. Arch. V. S.
587.) soll die rundliche Nabelblase des Menschen bald im Nabel-

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Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
l. c. S. 70. 71.) hatte schon im Jahre 1776. (Mem. de l’acud. de
Dijon.
1782. 8. p. 186.) die zu der Nabelblase gehenden Gefäſse
in einem 7 bis 8monatlichen Embryo gefunden, und zeigte 1802
(Bulletin des sciences par la soc. philom. de Paris 4. Tom.
3. No. 67. p. 148.) die injicirte Nabelgekrösarterie eines Neuge-
borenen. An Embryonen von 30—60 Tagen waren ihm immer
diese Gefäſse nebst dem Bläschen vorgekommen. In jungen Em-
bryonen liegt es nach ihm mit Flüssigkeit gefüllt an der Inser-
tion der Nabelschnur. In älteren Früchten dagegen sieht man
es welk und leer als eine mit Blutgefäſsen versehene Haut am
Rande der Placenta. Autenrieth (supplementa ad historiam
embryonis humani
1797. 4. p. 9. 10.) beschrieb es in zwei
Eiern, wie Knorre angiebt. Wenn Oken (Beiträge zur verglei-
chenden Zoologie, Anatomie und Physiologie 1806. u. 1807. 4.)
zu zeigen sich bemühte, daſs der Darmkanal aus der Nabelblase
entstehe, so hatte dieser Ausdruck einerseits etwas Schiefes. An-
derseits ist er aber auch den Beweis durch unmittelbare Beob-
achtung schuldig geblieben. Doch hat das Werk für die Erkennt-
niſs der Nabelblase vorzüglich zwei Verdienste, nämlich: 1. daſs
bestimmt ausgesprochen wurde, daſs die Höhlungen der Nabel-
blase und des Darmkanales in frühester Zeit in unmittelbarer
Communikation stehen; 2. daſs eine Reichhaltigkeit, besonders
der älteren Literatur, in seiner Schrift enthalten ist, wie in kei-
nem ähnlichen, bis jetzt erschienenen Werke. Dzondi (l. c. p.
56.) beobachtete zweimal die Nabelblase. 1. In den Eihäuten ei-
nes männlichen, ungefähr fünfmonatlichen Embryo zwischen Cho-
rion und Amnion, ungefähr drei Zoll von der Insertion des Na-
belstranges entfernt. Sie soll mit dem Chorion zusammengehan-
gen, eine etwas trübe Flüssigkeit enthalten haben und mit einem
1½ Zoll langen, sehr zarten, an eine Protuberanz (?) sich anset-
zenden Faden versehen gewesen seyn. 2. In einer anderen, et-
was macerirten Placenta aus derselben Zeit der Schwangerschaft
fand er ein mit trüber Flüssigkeit gefülltes Bläschen ohne Faden
frei zwischen Chorion und Amnion. In der Nachgeburt reifer
Früchte konnte er sich aber über ihre Existenz nicht vergewis-
sern. Ueber die hierher gehörenden Erfahrungen von Kieser,
Meckel, Emmert u. A. s. unten in dem zweiten Abschnitte die Dar-
stellung des Schleimblattes. Nach Cuvier (Meck. Arch. V. S.
587.) soll die rundliche Nabelblase des Menschen bald im Nabel-

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[99/0127] Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen. l. c. S. 70. 71.) hatte schon im Jahre 1776. (Mem. de l’acud. de Dijon. 1782. 8. p. 186.) die zu der Nabelblase gehenden Gefäſse in einem 7 bis 8monatlichen Embryo gefunden, und zeigte 1802 (Bulletin des sciences par la soc. philom. de Paris 4. Tom. 3. No. 67. p. 148.) die injicirte Nabelgekrösarterie eines Neuge- borenen. An Embryonen von 30—60 Tagen waren ihm immer diese Gefäſse nebst dem Bläschen vorgekommen. In jungen Em- bryonen liegt es nach ihm mit Flüssigkeit gefüllt an der Inser- tion der Nabelschnur. In älteren Früchten dagegen sieht man es welk und leer als eine mit Blutgefäſsen versehene Haut am Rande der Placenta. Autenrieth (supplementa ad historiam embryonis humani 1797. 4. p. 9. 10.) beschrieb es in zwei Eiern, wie Knorre angiebt. Wenn Oken (Beiträge zur verglei- chenden Zoologie, Anatomie und Physiologie 1806. u. 1807. 4.) zu zeigen sich bemühte, daſs der Darmkanal aus der Nabelblase entstehe, so hatte dieser Ausdruck einerseits etwas Schiefes. An- derseits ist er aber auch den Beweis durch unmittelbare Beob- achtung schuldig geblieben. Doch hat das Werk für die Erkennt- niſs der Nabelblase vorzüglich zwei Verdienste, nämlich: 1. daſs bestimmt ausgesprochen wurde, daſs die Höhlungen der Nabel- blase und des Darmkanales in frühester Zeit in unmittelbarer Communikation stehen; 2. daſs eine Reichhaltigkeit, besonders der älteren Literatur, in seiner Schrift enthalten ist, wie in kei- nem ähnlichen, bis jetzt erschienenen Werke. Dzondi (l. c. p. 56.) beobachtete zweimal die Nabelblase. 1. In den Eihäuten ei- nes männlichen, ungefähr fünfmonatlichen Embryo zwischen Cho- rion und Amnion, ungefähr drei Zoll von der Insertion des Na- belstranges entfernt. Sie soll mit dem Chorion zusammengehan- gen, eine etwas trübe Flüssigkeit enthalten haben und mit einem 1½ Zoll langen, sehr zarten, an eine Protuberanz (?) sich anset- zenden Faden versehen gewesen seyn. 2. In einer anderen, et- was macerirten Placenta aus derselben Zeit der Schwangerschaft fand er ein mit trüber Flüssigkeit gefülltes Bläschen ohne Faden frei zwischen Chorion und Amnion. In der Nachgeburt reifer Früchte konnte er sich aber über ihre Existenz nicht vergewis- sern. Ueber die hierher gehörenden Erfahrungen von Kieser, Meckel, Emmert u. A. s. unten in dem zweiten Abschnitte die Dar- stellung des Schleimblattes. Nach Cuvier (Meck. Arch. V. S. 587.) soll die rundliche Nabelblase des Menschen bald im Nabel- 7*

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/127>, abgerufen am 27.04.2024.