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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
strange, bald an seinem äusseren Ende, bald etwas weiter ab und
wahrscheinlich in einer Vertiefung der Allantois liegen. Obgleich
nun auf diese Weise durch vielfache Untersuchungen die Existenz
der Nabelblase ausser allen Zweifel gesetzt war, erklärte sie Osi-
ander (Salzb. medizin. chirurg. Zeit. 1814. S. 173.) paradoxer
Weise für ein krankhaftes und daher in normalen Eiern durch-
aus fehlendes Gebilde, und lehrte Döllinger in seinen Vorlesun-
gen (vgl. Samuel l. c. p. 82.), dass sie kein beständiger Theil
wäre. J. Fr. Meckel, welcher früher schon ausgezeichnete Un-
tersuchungen über die Nabelblase und die mit ihr in Verbindung
stehenden Embryonaltheile bekannt gemacht hatte, lieferte (mensch-
liche Anatomie IV. S. 722--726.) eine Zusammenstellung frem-
der sowohl als eigener Beobachtungen (über die letzteren s. un-
ten Schleimblatt.). Samuel (l. c. p. 81.) gab zwar eine tabel-
larische Zusammenstellung fremder und eigener Erfahrungen über
die vesicula umbilicalis, bezweifelte aber (l. c. p. 72.) ihre Ana-
logie mit dem Dotter des Vogels. C. A. Knorre (de vesicula
umbilicali. Dorpati Livonorum
1822. 8. p. 17.) bemerkte, dass
er vier Mal das Nabelbläschen bei dem Menschen zu beobachten
Gelegenheit gehabt und lieferte eine vergleichende Zusammen-
stellung mit den Säugethieren und der Analoga in der Thier-
welt überhaupt, auf welche Arbeit wir bald zurückkommen
werden. Von Pockels (Isis 1825. S. 1344. fgg.) irrthümli-
cher Ansicht über das Wesen und die Veränderungen der Na-
belblase werden wir unten, besonders bei Gelegenheit seiner Ve-
sicula erythroides
, ausführlich sprechen. In Burdachs geistrei-
cher Zusammenstellung alles über die Nabelblase Bekannten (Phy-
siol. II. S. 481--488.) bemerkt v. Bär (l. c. S. 484.), dass er
sich auch bei dem Menschen von der unmittelbaren Communica-
tion der Höhlung des Nabelbläschens und des Darmkanales über-
zeugt habe. Joh. Müller (Meck. Arch. 1830. S. 412--417.) be-
schrieb das Nabelbläschen eines sehr zarten menschlichen Em-
bryo, an welchem der Gang sich als eine unmittelbare Verlänge-
rung zeigte. Der Gang selbst, den M. ductus omphalo-entericus
nennt, schien hohl zu seyn. Nach einigen literarischen Citaten
und eigenen Beobachtungen schliesst er endlich auf die Identität
des Nabelbläschens und des Dotters der Vögel. Derselbe Natur-
forscher hat in neuester Zeit (s. Arch. 1834. Hft. S. 8.) die Be-
schreibung eines sehr zarten menschlichen Embryo geliefert, wel-

III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
strange, bald an seinem äuſseren Ende, bald etwas weiter ab und
wahrscheinlich in einer Vertiefung der Allantois liegen. Obgleich
nun auf diese Weise durch vielfache Untersuchungen die Existenz
der Nabelblase auſser allen Zweifel gesetzt war, erklärte sie Osi-
ander (Salzb. medizin. chirurg. Zeit. 1814. S. 173.) paradoxer
Weise für ein krankhaftes und daher in normalen Eiern durch-
aus fehlendes Gebilde, und lehrte Döllinger in seinen Vorlesun-
gen (vgl. Samuel l. c. p. 82.), daſs sie kein beständiger Theil
wäre. J. Fr. Meckel, welcher früher schon ausgezeichnete Un-
tersuchungen über die Nabelblase und die mit ihr in Verbindung
stehenden Embryonaltheile bekannt gemacht hatte, lieferte (mensch-
liche Anatomie IV. S. 722—726.) eine Zusammenstellung frem-
der sowohl als eigener Beobachtungen (über die letzteren s. un-
ten Schleimblatt.). Samuel (l. c. p. 81.) gab zwar eine tabel-
larische Zusammenstellung fremder und eigener Erfahrungen über
die vesicula umbilicalis, bezweifelte aber (l. c. p. 72.) ihre Ana-
logie mit dem Dotter des Vogels. C. A. Knorre (de vesicula
umbilicali. Dorpati Livonorum
1822. 8. p. 17.) bemerkte, daſs
er vier Mal das Nabelbläschen bei dem Menschen zu beobachten
Gelegenheit gehabt und lieferte eine vergleichende Zusammen-
stellung mit den Säugethieren und der Analoga in der Thier-
welt überhaupt, auf welche Arbeit wir bald zurückkommen
werden. Von Pockels (Isis 1825. S. 1344. fgg.) irrthümli-
cher Ansicht über das Wesen und die Veränderungen der Na-
belblase werden wir unten, besonders bei Gelegenheit seiner Ve-
sicula erythroides
, ausführlich sprechen. In Burdachs geistrei-
cher Zusammenstellung alles über die Nabelblase Bekannten (Phy-
siol. II. S. 481—488.) bemerkt v. Bär (l. c. S. 484.), daſs er
sich auch bei dem Menschen von der unmittelbaren Communica-
tion der Höhlung des Nabelbläschens und des Darmkanales über-
zeugt habe. Joh. Müller (Meck. Arch. 1830. S. 412—417.) be-
schrieb das Nabelbläschen eines sehr zarten menschlichen Em-
bryo, an welchem der Gang sich als eine unmittelbare Verlänge-
rung zeigte. Der Gang selbst, den M. ductus omphalo-entericus
nennt, schien hohl zu seyn. Nach einigen literarischen Citaten
und eigenen Beobachtungen schlieſst er endlich auf die Identität
des Nabelbläschens und des Dotters der Vögel. Derselbe Natur-
forscher hat in neuester Zeit (s. Arch. 1834. Hft. S. 8.) die Be-
schreibung eines sehr zarten menschlichen Embryo geliefert, wel-

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[100/0128] III. Das Ei während der Fruchtentwickelung. strange, bald an seinem äuſseren Ende, bald etwas weiter ab und wahrscheinlich in einer Vertiefung der Allantois liegen. Obgleich nun auf diese Weise durch vielfache Untersuchungen die Existenz der Nabelblase auſser allen Zweifel gesetzt war, erklärte sie Osi- ander (Salzb. medizin. chirurg. Zeit. 1814. S. 173.) paradoxer Weise für ein krankhaftes und daher in normalen Eiern durch- aus fehlendes Gebilde, und lehrte Döllinger in seinen Vorlesun- gen (vgl. Samuel l. c. p. 82.), daſs sie kein beständiger Theil wäre. J. Fr. Meckel, welcher früher schon ausgezeichnete Un- tersuchungen über die Nabelblase und die mit ihr in Verbindung stehenden Embryonaltheile bekannt gemacht hatte, lieferte (mensch- liche Anatomie IV. S. 722—726.) eine Zusammenstellung frem- der sowohl als eigener Beobachtungen (über die letzteren s. un- ten Schleimblatt.). Samuel (l. c. p. 81.) gab zwar eine tabel- larische Zusammenstellung fremder und eigener Erfahrungen über die vesicula umbilicalis, bezweifelte aber (l. c. p. 72.) ihre Ana- logie mit dem Dotter des Vogels. C. A. Knorre (de vesicula umbilicali. Dorpati Livonorum 1822. 8. p. 17.) bemerkte, daſs er vier Mal das Nabelbläschen bei dem Menschen zu beobachten Gelegenheit gehabt und lieferte eine vergleichende Zusammen- stellung mit den Säugethieren und der Analoga in der Thier- welt überhaupt, auf welche Arbeit wir bald zurückkommen werden. Von Pockels (Isis 1825. S. 1344. fgg.) irrthümli- cher Ansicht über das Wesen und die Veränderungen der Na- belblase werden wir unten, besonders bei Gelegenheit seiner Ve- sicula erythroides, ausführlich sprechen. In Burdachs geistrei- cher Zusammenstellung alles über die Nabelblase Bekannten (Phy- siol. II. S. 481—488.) bemerkt v. Bär (l. c. S. 484.), daſs er sich auch bei dem Menschen von der unmittelbaren Communica- tion der Höhlung des Nabelbläschens und des Darmkanales über- zeugt habe. Joh. Müller (Meck. Arch. 1830. S. 412—417.) be- schrieb das Nabelbläschen eines sehr zarten menschlichen Em- bryo, an welchem der Gang sich als eine unmittelbare Verlänge- rung zeigte. Der Gang selbst, den M. ductus omphalo-entericus nennt, schien hohl zu seyn. Nach einigen literarischen Citaten und eigenen Beobachtungen schlieſst er endlich auf die Identität des Nabelbläschens und des Dotters der Vögel. Derselbe Natur- forscher hat in neuester Zeit (s. Arch. 1834. Hft. S. 8.) die Be- schreibung eines sehr zarten menschlichen Embryo geliefert, wel-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/128>, abgerufen am 25.11.2024.