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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
finden konnte, etwas Aehnliches dagegen in Eiern von vier und
fünf Monaten gesehen hatte, hielt die Anhäufung von Feuchtig-
keit zwischen Chorion und Amnion für krankhaft (l. c. S. 34.).
Kieser (Ursprung des Darmkanales aus der Vesicula umbilicalis
1810. 4. S. 30.) sah zwischen Chorion und Amnion eine röth-
liche Flüssigkeit und in derselben eine Menge sie durchzie-
hender, sehr feiner Fäden. Nach Pockels (Isis 1825. S. 1343.)
enthält die Höhle des Chorions in frühester Zeit eine röthliche,
durchsichtige Flüssigkeit von der Consistenz des Eiweisses, welche
ein zartes, farbloses Gewebe in verschiedenen Richtungen durch-
streicht, so dass eine Aehnlichkeit mit dem humor vitreus des
Auges hierdurch entsteht. Joh. Müller (Meck. Arch. 1830. S.
422. 423.) fand in einem Eie, dessen Embryo 7/12 Zoll lang war,
zwischen Chorion und Amnion einen mit gallertartiger Substanz
gefüllten Zwischenraum, so dass eine Menge feiner, spinngeweb-
artiger Fäden dieselbe durchzogen. Diese Fäden schienen an der
inneren Fläche des Chorion ein sehr dünnes, häutiges Gewebe zu
bilden. Jedoch war diese Gallerte bestimmt nicht in einem ei-
genen häutigen Säckchen enthalten. An einem anderen Eie, des-
sen Embryo 5 Linien lang war, fand er (l. c. S. 430.) eine reich-
liche Quantität einer durchsichtigen Gallerte mit fadenartigem
Gewebe, und eben so beobachtete er dasselbe in noch zwei an-
deren jungen Eiern (l. c. S. 424.). Seiler (l. c. S. 20. 21.) sah
aus Eiern, die angeblich aus der dritten Schwangerschaftswoche
waren, eine helle, eiweissartige Flüssigkeit ausfliessen. Velpeau
(Embryologie p. 49--53.) führt folgende, nach seiner Meinung
hierher gehörende Erfahrungen an. 1. In einem ungefähr fünf-
wöchentlichen, in Alkohol aufbewahrten Eie fand sich mitten in
der Höhle des Chorion eine grosse Menge von Flocken. Eine
durchsichtige und ungleiche Lage ähnlichen Stoffes hing an der
innern Oberfläche des Chorion, welches keinen Embryo, kein
Amnion, keine Nabelblase enthielt. An einem anderen Eie des-
selben Alters fand sich dasselbe, nur dass der Embryo noch nicht
vollkommen zerstört war. 2. Ein Ei aus der sechsten bis sieben-
ten Woche enthielt dieselben Flocken. Nur waren der Embryo und
dessen Hüllen unversehrt. 3. An einem Eie aus dem ersten Mo-
nate gingen nach Oeffnung des Chorion einige Tropfen einer
durchsichtigen Flüssigkeit heraus. Es fand sich ausserdem inner-
halb der Höhlung dieser Haut eine continuirliche, unregelmässige,

III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
finden konnte, etwas Aehnliches dagegen in Eiern von vier und
fünf Monaten gesehen hatte, hielt die Anhäufung von Feuchtig-
keit zwischen Chorion und Amnion für krankhaft (l. c. S. 34.).
Kieser (Ursprung des Darmkanales aus der Vesicula umbilicalis
1810. 4. S. 30.) sah zwischen Chorion und Amnion eine röth-
liche Flüssigkeit und in derselben eine Menge sie durchzie-
hender, sehr feiner Fäden. Nach Pockels (Isis 1825. S. 1343.)
enthält die Höhle des Chorions in frühester Zeit eine röthliche,
durchsichtige Flüssigkeit von der Consistenz des Eiweiſses, welche
ein zartes, farbloses Gewebe in verschiedenen Richtungen durch-
streicht, so daſs eine Aehnlichkeit mit dem humor vitreus des
Auges hierdurch entsteht. Joh. Müller (Meck. Arch. 1830. S.
422. 423.) fand in einem Eie, dessen Embryo 7/12 Zoll lang war,
zwischen Chorion und Amnion einen mit gallertartiger Substanz
gefüllten Zwischenraum, so daſs eine Menge feiner, spinngeweb-
artiger Fäden dieselbe durchzogen. Diese Fäden schienen an der
inneren Fläche des Chorion ein sehr dünnes, häutiges Gewebe zu
bilden. Jedoch war diese Gallerte bestimmt nicht in einem ei-
genen häutigen Säckchen enthalten. An einem anderen Eie, des-
sen Embryo 5 Linien lang war, fand er (l. c. S. 430.) eine reich-
liche Quantität einer durchsichtigen Gallerte mit fadenartigem
Gewebe, und eben so beobachtete er dasselbe in noch zwei an-
deren jungen Eiern (l. c. S. 424.). Seiler (l. c. S. 20. 21.) sah
aus Eiern, die angeblich aus der dritten Schwangerschaftswoche
waren, eine helle, eiweiſsartige Flüssigkeit ausflieſsen. Velpeau
(Embryologie p. 49—53.) führt folgende, nach seiner Meinung
hierher gehörende Erfahrungen an. 1. In einem ungefähr fünf-
wöchentlichen, in Alkohol aufbewahrten Eie fand sich mitten in
der Höhle des Chorion eine groſse Menge von Flocken. Eine
durchsichtige und ungleiche Lage ähnlichen Stoffes hing an der
innern Oberfläche des Chorion, welches keinen Embryo, kein
Amnion, keine Nabelblase enthielt. An einem anderen Eie des-
selben Alters fand sich dasselbe, nur daſs der Embryo noch nicht
vollkommen zerstört war. 2. Ein Ei aus der sechsten bis sieben-
ten Woche enthielt dieselben Flocken. Nur waren der Embryo und
dessen Hüllen unversehrt. 3. An einem Eie aus dem ersten Mo-
nate gingen nach Oeffnung des Chorion einige Tropfen einer
durchsichtigen Flüssigkeit heraus. Es fand sich auſserdem inner-
halb der Höhlung dieser Haut eine continuirliche, unregelmäſsige,

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[90/0118] III. Das Ei während der Fruchtentwickelung. finden konnte, etwas Aehnliches dagegen in Eiern von vier und fünf Monaten gesehen hatte, hielt die Anhäufung von Feuchtig- keit zwischen Chorion und Amnion für krankhaft (l. c. S. 34.). Kieser (Ursprung des Darmkanales aus der Vesicula umbilicalis 1810. 4. S. 30.) sah zwischen Chorion und Amnion eine röth- liche Flüssigkeit und in derselben eine Menge sie durchzie- hender, sehr feiner Fäden. Nach Pockels (Isis 1825. S. 1343.) enthält die Höhle des Chorions in frühester Zeit eine röthliche, durchsichtige Flüssigkeit von der Consistenz des Eiweiſses, welche ein zartes, farbloses Gewebe in verschiedenen Richtungen durch- streicht, so daſs eine Aehnlichkeit mit dem humor vitreus des Auges hierdurch entsteht. Joh. Müller (Meck. Arch. 1830. S. 422. 423.) fand in einem Eie, dessen Embryo 7/12 Zoll lang war, zwischen Chorion und Amnion einen mit gallertartiger Substanz gefüllten Zwischenraum, so daſs eine Menge feiner, spinngeweb- artiger Fäden dieselbe durchzogen. Diese Fäden schienen an der inneren Fläche des Chorion ein sehr dünnes, häutiges Gewebe zu bilden. Jedoch war diese Gallerte bestimmt nicht in einem ei- genen häutigen Säckchen enthalten. An einem anderen Eie, des- sen Embryo 5 Linien lang war, fand er (l. c. S. 430.) eine reich- liche Quantität einer durchsichtigen Gallerte mit fadenartigem Gewebe, und eben so beobachtete er dasselbe in noch zwei an- deren jungen Eiern (l. c. S. 424.). Seiler (l. c. S. 20. 21.) sah aus Eiern, die angeblich aus der dritten Schwangerschaftswoche waren, eine helle, eiweiſsartige Flüssigkeit ausflieſsen. Velpeau (Embryologie p. 49—53.) führt folgende, nach seiner Meinung hierher gehörende Erfahrungen an. 1. In einem ungefähr fünf- wöchentlichen, in Alkohol aufbewahrten Eie fand sich mitten in der Höhle des Chorion eine groſse Menge von Flocken. Eine durchsichtige und ungleiche Lage ähnlichen Stoffes hing an der innern Oberfläche des Chorion, welches keinen Embryo, kein Amnion, keine Nabelblase enthielt. An einem anderen Eie des- selben Alters fand sich dasselbe, nur daſs der Embryo noch nicht vollkommen zerstört war. 2. Ein Ei aus der sechsten bis sieben- ten Woche enthielt dieselben Flocken. Nur waren der Embryo und dessen Hüllen unversehrt. 3. An einem Eie aus dem ersten Mo- nate gingen nach Oeffnung des Chorion einige Tropfen einer durchsichtigen Flüssigkeit heraus. Es fand sich auſserdem inner- halb der Höhlung dieser Haut eine continuirliche, unregelmäſsige,

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/118>, abgerufen am 27.04.2024.