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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Die in dem Eileiter gebildeten Stoffe des Eies.
poröse, zähe, netzförmig durchsponnene, röthliche, weiche und
schwammige Lage, welche von der Nabelblase bestimmt ge-
schieden war. 4. In einem ungefähr zwanzig Tage alten, drei
Tage im Wasser aufbewahrten Eie fand sich der zwischen Cho-
rion und Amnion befindliche Zwischenraum von einer schwam-
migten, gelblichen, ins Rostfarbene fallenden Flüssigkeit erfüllt.
Mitten in dieser Substanz lag das Amnion mit dem Embryo und
die Nabelblase. Es bestand aus einer Menge verworrener Fila-
mente oder Lamellen und stellte einen netzförmigen Bodensatz
(Magma reticule) dar. Beim Drucke traten einige Stückchen
einer weissen, pulpösen Masse hervor. 5. In einem drei bis vier-
wöchentlichen frischen Eie (Vgl. auch Heusinger's Zeitschr. II.
S. 82.) fand sich unmittelbar unter dem Chorion eine mattweisse,
sehr feine und, wie die Retina, leicht zerreissbare Lage. Sie hing
durch viele, zarte, weisse Fäden genau an der inneren Fläche des
Chorion, und war mit einer grumösen, weissgelblichen Masse ge-
füllt. Von ihrer Innenfläche entsprangen zahlreiche Fäden, La-
mellen und Verlängerungen, welche sich nach allen möglichen
Richtungen durchkreuzten. Diese Lamellen gingen zu einem an-
deren, sehr feinen Blatte, welches unmittelbar die Oberfläche des
Amnion und der Nabelblase nebst deren Stiele umgab. Die Flüs-
sigkeit selbst bildete unter Wasser eine Menge weisslicher Flok-
ken. 6. An einem zwölftägigen Eie zeigten sich dieselben Cha-
raktere. Die Flüssigkeit war nur weniger gleichartig und minder
dunkel gefärbt. 7. In einem ungefähr sechswöchentlichen Eie
fand sich in dem Zwischenraume zwischen Chorion und Amnion
eine durchsichtige, mit einigen Flocken vermischte Flüssigkeit,
welche dem Eiweiss der Vögel vollkommen ähnlich war. Sie
hing viel genauer an dem Amnion, als an dem Chorion. Am
Nabelstrange schien sie noch durchsichtiger zu werden und sich mit
der Whartonschen Sulze zu vereinigen. 8. An einem anderen et-
was grösseren Eie fand sich eine dichtere und etwas consisten-
tere Lage, welche keine Flocken irgend einer Art enthielt, leich-
ter von dem Chorion, als von dem Amnion sich trennen liess und
sich mit dem die Nabelgefässe umgebenden Zellgewebe zu ver-
mischen schien. 9. In einem frischen, dreimonatlichen Eie fing
diese gallertartige Lage an, undurchsichtiger zu werden und eine
gelbliche oder grauliche Farbe anzunehmen. Der Placenta gegen-
über betrug ihre Dicke noch mehr, als eine Linie. Die einzel-

Die in dem Eileiter gebildeten Stoffe des Eies.
poröse, zähe, netzförmig durchsponnene, röthliche, weiche und
schwammige Lage, welche von der Nabelblase bestimmt ge-
schieden war. 4. In einem ungefähr zwanzig Tage alten, drei
Tage im Wasser aufbewahrten Eie fand sich der zwischen Cho-
rion und Amnion befindliche Zwischenraum von einer schwam-
migten, gelblichen, ins Rostfarbene fallenden Flüssigkeit erfüllt.
Mitten in dieser Substanz lag das Amnion mit dem Embryo und
die Nabelblase. Es bestand aus einer Menge verworrener Fila-
mente oder Lamellen und stellte einen netzförmigen Bodensatz
(Magma reticulé) dar. Beim Drucke traten einige Stückchen
einer weiſsen, pulpösen Masse hervor. 5. In einem drei bis vier-
wöchentlichen frischen Eie (Vgl. auch Heusinger’s Zeitschr. II.
S. 82.) fand sich unmittelbar unter dem Chorion eine mattweiſse,
sehr feine und, wie die Retina, leicht zerreiſsbare Lage. Sie hing
durch viele, zarte, weiſse Fäden genau an der inneren Fläche des
Chorion, und war mit einer grumösen, weiſsgelblichen Masse ge-
füllt. Von ihrer Innenfläche entsprangen zahlreiche Fäden, La-
mellen und Verlängerungen, welche sich nach allen möglichen
Richtungen durchkreuzten. Diese Lamellen gingen zu einem an-
deren, sehr feinen Blatte, welches unmittelbar die Oberfläche des
Amnion und der Nabelblase nebst deren Stiele umgab. Die Flüs-
sigkeit selbst bildete unter Wasser eine Menge weiſslicher Flok-
ken. 6. An einem zwölftägigen Eie zeigten sich dieselben Cha-
raktere. Die Flüssigkeit war nur weniger gleichartig und minder
dunkel gefärbt. 7. In einem ungefähr sechswöchentlichen Eie
fand sich in dem Zwischenraume zwischen Chorion und Amnion
eine durchsichtige, mit einigen Flocken vermischte Flüssigkeit,
welche dem Eiweiſs der Vögel vollkommen ähnlich war. Sie
hing viel genauer an dem Amnion, als an dem Chorion. Am
Nabelstrange schien sie noch durchsichtiger zu werden und sich mit
der Whartonschen Sulze zu vereinigen. 8. An einem anderen et-
was gröſseren Eie fand sich eine dichtere und etwas consisten-
tere Lage, welche keine Flocken irgend einer Art enthielt, leich-
ter von dem Chorion, als von dem Amnion sich trennen lieſs und
sich mit dem die Nabelgefäſse umgebenden Zellgewebe zu ver-
mischen schien. 9. In einem frischen, dreimonatlichen Eie fing
diese gallertartige Lage an, undurchsichtiger zu werden und eine
gelbliche oder grauliche Farbe anzunehmen. Der Placenta gegen-
über betrug ihre Dicke noch mehr, als eine Linie. Die einzel-

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[91/0119] Die in dem Eileiter gebildeten Stoffe des Eies. poröse, zähe, netzförmig durchsponnene, röthliche, weiche und schwammige Lage, welche von der Nabelblase bestimmt ge- schieden war. 4. In einem ungefähr zwanzig Tage alten, drei Tage im Wasser aufbewahrten Eie fand sich der zwischen Cho- rion und Amnion befindliche Zwischenraum von einer schwam- migten, gelblichen, ins Rostfarbene fallenden Flüssigkeit erfüllt. Mitten in dieser Substanz lag das Amnion mit dem Embryo und die Nabelblase. Es bestand aus einer Menge verworrener Fila- mente oder Lamellen und stellte einen netzförmigen Bodensatz (Magma reticulé) dar. Beim Drucke traten einige Stückchen einer weiſsen, pulpösen Masse hervor. 5. In einem drei bis vier- wöchentlichen frischen Eie (Vgl. auch Heusinger’s Zeitschr. II. S. 82.) fand sich unmittelbar unter dem Chorion eine mattweiſse, sehr feine und, wie die Retina, leicht zerreiſsbare Lage. Sie hing durch viele, zarte, weiſse Fäden genau an der inneren Fläche des Chorion, und war mit einer grumösen, weiſsgelblichen Masse ge- füllt. Von ihrer Innenfläche entsprangen zahlreiche Fäden, La- mellen und Verlängerungen, welche sich nach allen möglichen Richtungen durchkreuzten. Diese Lamellen gingen zu einem an- deren, sehr feinen Blatte, welches unmittelbar die Oberfläche des Amnion und der Nabelblase nebst deren Stiele umgab. Die Flüs- sigkeit selbst bildete unter Wasser eine Menge weiſslicher Flok- ken. 6. An einem zwölftägigen Eie zeigten sich dieselben Cha- raktere. Die Flüssigkeit war nur weniger gleichartig und minder dunkel gefärbt. 7. In einem ungefähr sechswöchentlichen Eie fand sich in dem Zwischenraume zwischen Chorion und Amnion eine durchsichtige, mit einigen Flocken vermischte Flüssigkeit, welche dem Eiweiſs der Vögel vollkommen ähnlich war. Sie hing viel genauer an dem Amnion, als an dem Chorion. Am Nabelstrange schien sie noch durchsichtiger zu werden und sich mit der Whartonschen Sulze zu vereinigen. 8. An einem anderen et- was gröſseren Eie fand sich eine dichtere und etwas consisten- tere Lage, welche keine Flocken irgend einer Art enthielt, leich- ter von dem Chorion, als von dem Amnion sich trennen lieſs und sich mit dem die Nabelgefäſse umgebenden Zellgewebe zu ver- mischen schien. 9. In einem frischen, dreimonatlichen Eie fing diese gallertartige Lage an, undurchsichtiger zu werden und eine gelbliche oder grauliche Farbe anzunehmen. Der Placenta gegen- über betrug ihre Dicke noch mehr, als eine Linie. Die einzel-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/119>, abgerufen am 27.04.2024.