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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
(S. 13.). Die äusserste Lage des Chorion aber wird hier dunkel,
und man bemerkt in ihr kleine rundliche Erhebungen, welche in
entsprechende Vertiefungen des Mutterkuchens passen. Die Er-
höhungen vergrössern sich und werden kolbig. Ihr dunkeler Ue-
berzug fällt dann ab, so dass die kleinen Kölbchen durchsichtig
werden, während an ihrer Basis die dunkele Decke noch eine
Zeit lang bleibt (S. 14.). Diese theilen sich später aber an dem
hervorragenden Ende in mehrere Zipfel. Die Zipfel verlängern
sich nun, theilen sich immer weiter (S. 16.) und verbinden
sich zuletzt auf eine innige und ziemlich feste Weise mit den Mut-
terkuchen. Ausserdem erheben sich (S. 19.) aus dem Chorion
kleine Faltenhäufchen, ähnlich analogen, sternchenförmigen Gebil-
den in dem Schweine, welche den Endigungen der Saugadern im
Fruchthälter entsprechen sollen. Das Ei des Hundes (S. 20.) zu
Ende der dritten Woche ist überall, mit Ausnahme der zugespitz-
ten Enden, mit Zotten besetzt. Diese werden von den Zotten
des Fruchthälters umfasst und beide durch eine dichtere Masse
noch inniger mit einander verbunden. Die Enden des Eies ver-
lieren nun ihre Zotten, während in der Mitte ein zottentragender
Gürtel übrig bleibt. -- Was den Menschen betrifft, so finden sich
auf der äusseren Fläche des Chorion in der frühesten Zeit nach
Seiler (die Gebärmutter und das Ei etc. S. 31.) kleine, weisse, nur
durch das Microscop erkennbare Flocken, welche nach Velpeau
(Embryologie p. 14.) bis zum Anfange des zweiten Monates nicht
verästelt sind. Diese vergrössern sich und nehmen, wie die über-
einstimmenden Beobachtungen von Breschet, Raspail, Carus, Sei-
ler, Velpeau u. A. zeigen, eine kolbige Gestalt an ihren Enden
an. Zugleich verästeln sie sich dann baumförmig, ungefähr nach der
Art, wie wir dieses an den äusseren Kiemen der Salamander und
Frösche zu sehen Gelegenheit haben, nur dass sich weit mehr
Neben- und Seitenzweige zeigen, als dort. Dabei sollen sie jedoch
nach Velpeau ihre kolbigen Anschwellungen verlieren (l. c. p. 14.
15.). Diese Flocken, welche Seiler u. A. Saugflocken nennen,
dienen nach ihm, wenn in ihnen Blutgefässe erscheinen, diesen
nur zur zellgewebigen Grundlage und werden (l. c. S. 32.) zum
Theil zur Gefässbildung der Placenta verwendet, zum Theil da-
gegen verkümmern sie, fallen ab und werden wahrscheinlich ein-
gesogen, so dass nun der zottenlose Theil des Chorions einen
membranartigen Ueberzug von der decidua reflexa erhält. Nach

III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
(S. 13.). Die äuſserste Lage des Chorion aber wird hier dunkel,
und man bemerkt in ihr kleine rundliche Erhebungen, welche in
entsprechende Vertiefungen des Mutterkuchens passen. Die Er-
höhungen vergröſsern sich und werden kolbig. Ihr dunkeler Ue-
berzug fällt dann ab, so daſs die kleinen Kölbchen durchsichtig
werden, während an ihrer Basis die dunkele Decke noch eine
Zeit lang bleibt (S. 14.). Diese theilen sich später aber an dem
hervorragenden Ende in mehrere Zipfel. Die Zipfel verlängern
sich nun, theilen sich immer weiter (S. 16.) und verbinden
sich zuletzt auf eine innige und ziemlich feste Weise mit den Mut-
terkuchen. Auſserdem erheben sich (S. 19.) aus dem Chorion
kleine Faltenhäufchen, ähnlich analogen, sternchenförmigen Gebil-
den in dem Schweine, welche den Endigungen der Saugadern im
Fruchthälter entsprechen sollen. Das Ei des Hundes (S. 20.) zu
Ende der dritten Woche ist überall, mit Ausnahme der zugespitz-
ten Enden, mit Zotten besetzt. Diese werden von den Zotten
des Fruchthälters umfaſst und beide durch eine dichtere Masse
noch inniger mit einander verbunden. Die Enden des Eies ver-
lieren nun ihre Zotten, während in der Mitte ein zottentragender
Gürtel übrig bleibt. — Was den Menschen betrifft, so finden sich
auf der äuſseren Fläche des Chorion in der frühesten Zeit nach
Seiler (die Gebärmutter und das Ei etc. S. 31.) kleine, weiſse, nur
durch das Microscop erkennbare Flocken, welche nach Velpeau
(Embryologie p. 14.) bis zum Anfange des zweiten Monates nicht
verästelt sind. Diese vergröſsern sich und nehmen, wie die über-
einstimmenden Beobachtungen von Breschet, Raspail, Carus, Sei-
ler, Velpeau u. A. zeigen, eine kolbige Gestalt an ihren Enden
an. Zugleich verästeln sie sich dann baumförmig, ungefähr nach der
Art, wie wir dieses an den äuſseren Kiemen der Salamander und
Frösche zu sehen Gelegenheit haben, nur daſs sich weit mehr
Neben- und Seitenzweige zeigen, als dort. Dabei sollen sie jedoch
nach Velpeau ihre kolbigen Anschwellungen verlieren (l. c. p. 14.
15.). Diese Flocken, welche Seiler u. A. Saugflocken nennen,
dienen nach ihm, wenn in ihnen Blutgefäſse erscheinen, diesen
nur zur zellgewebigen Grundlage und werden (l. c. S. 32.) zum
Theil zur Gefäſsbildung der Placenta verwendet, zum Theil da-
gegen verkümmern sie, fallen ab und werden wahrscheinlich ein-
gesogen, so daſs nun der zottenlose Theil des Chorions einen
membranartigen Ueberzug von der decidua reflexa erhält. Nach

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[84/0112] III. Das Ei während der Fruchtentwickelung. (S. 13.). Die äuſserste Lage des Chorion aber wird hier dunkel, und man bemerkt in ihr kleine rundliche Erhebungen, welche in entsprechende Vertiefungen des Mutterkuchens passen. Die Er- höhungen vergröſsern sich und werden kolbig. Ihr dunkeler Ue- berzug fällt dann ab, so daſs die kleinen Kölbchen durchsichtig werden, während an ihrer Basis die dunkele Decke noch eine Zeit lang bleibt (S. 14.). Diese theilen sich später aber an dem hervorragenden Ende in mehrere Zipfel. Die Zipfel verlängern sich nun, theilen sich immer weiter (S. 16.) und verbinden sich zuletzt auf eine innige und ziemlich feste Weise mit den Mut- terkuchen. Auſserdem erheben sich (S. 19.) aus dem Chorion kleine Faltenhäufchen, ähnlich analogen, sternchenförmigen Gebil- den in dem Schweine, welche den Endigungen der Saugadern im Fruchthälter entsprechen sollen. Das Ei des Hundes (S. 20.) zu Ende der dritten Woche ist überall, mit Ausnahme der zugespitz- ten Enden, mit Zotten besetzt. Diese werden von den Zotten des Fruchthälters umfaſst und beide durch eine dichtere Masse noch inniger mit einander verbunden. Die Enden des Eies ver- lieren nun ihre Zotten, während in der Mitte ein zottentragender Gürtel übrig bleibt. — Was den Menschen betrifft, so finden sich auf der äuſseren Fläche des Chorion in der frühesten Zeit nach Seiler (die Gebärmutter und das Ei etc. S. 31.) kleine, weiſse, nur durch das Microscop erkennbare Flocken, welche nach Velpeau (Embryologie p. 14.) bis zum Anfange des zweiten Monates nicht verästelt sind. Diese vergröſsern sich und nehmen, wie die über- einstimmenden Beobachtungen von Breschet, Raspail, Carus, Sei- ler, Velpeau u. A. zeigen, eine kolbige Gestalt an ihren Enden an. Zugleich verästeln sie sich dann baumförmig, ungefähr nach der Art, wie wir dieses an den äuſseren Kiemen der Salamander und Frösche zu sehen Gelegenheit haben, nur daſs sich weit mehr Neben- und Seitenzweige zeigen, als dort. Dabei sollen sie jedoch nach Velpeau ihre kolbigen Anschwellungen verlieren (l. c. p. 14. 15.). Diese Flocken, welche Seiler u. A. Saugflocken nennen, dienen nach ihm, wenn in ihnen Blutgefäſse erscheinen, diesen nur zur zellgewebigen Grundlage und werden (l. c. S. 32.) zum Theil zur Gefäſsbildung der Placenta verwendet, zum Theil da- gegen verkümmern sie, fallen ab und werden wahrscheinlich ein- gesogen, so daſs nun der zottenlose Theil des Chorions einen membranartigen Ueberzug von der decidua reflexa erhält. Nach

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/112>, abgerufen am 27.04.2024.