Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Briefe. Glücke geliebet hätten. Jhre Mädchen machen sie nichtbloß artig und gesittet; sondern zu Weisen, Menschen- freunden und guten Bürgern, ja mit der Zeit gar zu Se- raphim. Das ist viel! Doch Amor lacht bey meinem kühnen Schwur, Und rauscht mit glänzendem Gefieder Vor meiner Leyer hin, und fordert meine Lieder. Es fesselt mich die herrschende Natur Zu fest an seinen Sieges-Wagen: Wer widerstrebt, verdoppelt seine Plagen. Die Nacht, wer kennt sie nicht, die Freundinn holder Glut? Verfolgt, wenn alles ruht, Mich mit Erscheinungen und flammenreichen Bildern, Die mir die Liebe reizend schildern. Wer gleichet nicht dem Wuchrer Alfius? Wie rauscht sein Mund von weisen Sittensprüchen! Die Landlust wird herausgestrichen: Sie ist das höchste Gut, das ieder suchen muß. O heldenmüthiger Entschluß! Er handelt schon um Wies und Felder; Er kündigt Gelder auf: wie? zeigt sich ein Gewinn? Er wankt und leihet seine Gelder Auf neuen Wucher hin. So sind wir Menschen miteinander! Wir prahlen, wie die Alexander; Und kommt ein holdes Mädchen, ach! Wer P
Briefe. Gluͤcke geliebet haͤtten. Jhre Maͤdchen machen ſie nichtbloß artig und geſittet; ſondern zu Weiſen, Menſchen- freunden und guten Buͤrgern, ja mit der Zeit gar zu Se- raphim. Das iſt viel! Doch Amor lacht bey meinem kuͤhnen Schwur, Und rauſcht mit glaͤnzendem Gefieder Vor meiner Leyer hin, und fordert meine Lieder. Es feſſelt mich die herrſchende Natur Zu feſt an ſeinen Sieges-Wagen: Wer widerſtrebt, verdoppelt ſeine Plagen. Die Nacht, wer kennt ſie nicht, die Freundinn holder Glut? Verfolgt, wenn alles ruht, Mich mit Erſcheinungen und flammenreichen Bildern, Die mir die Liebe reizend ſchildern. Wer gleichet nicht dem Wuchrer Alfius? Wie rauſcht ſein Mund von weiſen Sittenſpruͤchen! Die Landluſt wird herausgeſtrichen: Sie iſt das hoͤchſte Gut, das ieder ſuchen muß. O heldenmuͤthiger Entſchluß! Er handelt ſchon um Wies und Felder; Er kuͤndigt Gelder auf: wie? zeigt ſich ein Gewinn? Er wankt und leihet ſeine Gelder Auf neuen Wucher hin. So ſind wir Menſchen miteinander! Wir prahlen, wie die Alexander; Und kommt ein holdes Maͤdchen, ach! Wer P
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0239" n="225"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Briefe.</hi></fw><lb/> Gluͤcke geliebet haͤtten. Jhre Maͤdchen machen ſie nicht<lb/> bloß artig und geſittet; ſondern zu Weiſen, Menſchen-<lb/> freunden und guten Buͤrgern, ja mit der Zeit gar zu Se-<lb/> raphim. Das iſt viel!</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Doch Amor lacht bey meinem kuͤhnen Schwur,</l><lb/> <l>Und rauſcht mit glaͤnzendem Gefieder</l><lb/> <l>Vor meiner Leyer hin, und fordert meine Lieder.</l><lb/> <l>Es feſſelt mich die herrſchende Natur</l><lb/> <l>Zu feſt an ſeinen Sieges-Wagen:</l><lb/> <l>Wer widerſtrebt, verdoppelt ſeine Plagen.</l><lb/> <l>Die Nacht, wer kennt ſie nicht, die Freundinn holder</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Glut?</hi> </l><lb/> <l>Verfolgt, wenn alles ruht,</l><lb/> <l>Mich mit Erſcheinungen und flammenreichen Bildern,</l><lb/> <l>Die mir die Liebe reizend ſchildern.</l><lb/> <l>Wer gleichet nicht dem Wuchrer Alfius?</l><lb/> <l>Wie rauſcht ſein Mund von weiſen Sittenſpruͤchen!</l><lb/> <l>Die Landluſt wird herausgeſtrichen:</l><lb/> <l>Sie iſt das hoͤchſte Gut, das ieder ſuchen muß.</l><lb/> <l>O heldenmuͤthiger Entſchluß!</l><lb/> <l>Er handelt ſchon um Wies und Felder;</l><lb/> <l>Er kuͤndigt Gelder auf: wie? zeigt ſich ein Gewinn?</l><lb/> <l>Er wankt und leihet ſeine Gelder</l><lb/> <l>Auf neuen Wucher hin.</l><lb/> <l>So ſind wir Menſchen miteinander!</l><lb/> <l>Wir prahlen, wie die Alexander;</l><lb/> <l>Und kommt ein holdes Maͤdchen, ach!</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">P</fw> <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [225/0239]
Briefe.
Gluͤcke geliebet haͤtten. Jhre Maͤdchen machen ſie nicht
bloß artig und geſittet; ſondern zu Weiſen, Menſchen-
freunden und guten Buͤrgern, ja mit der Zeit gar zu Se-
raphim. Das iſt viel!
Doch Amor lacht bey meinem kuͤhnen Schwur,
Und rauſcht mit glaͤnzendem Gefieder
Vor meiner Leyer hin, und fordert meine Lieder.
Es feſſelt mich die herrſchende Natur
Zu feſt an ſeinen Sieges-Wagen:
Wer widerſtrebt, verdoppelt ſeine Plagen.
Die Nacht, wer kennt ſie nicht, die Freundinn holder
Glut?
Verfolgt, wenn alles ruht,
Mich mit Erſcheinungen und flammenreichen Bildern,
Die mir die Liebe reizend ſchildern.
Wer gleichet nicht dem Wuchrer Alfius?
Wie rauſcht ſein Mund von weiſen Sittenſpruͤchen!
Die Landluſt wird herausgeſtrichen:
Sie iſt das hoͤchſte Gut, das ieder ſuchen muß.
O heldenmuͤthiger Entſchluß!
Er handelt ſchon um Wies und Felder;
Er kuͤndigt Gelder auf: wie? zeigt ſich ein Gewinn?
Er wankt und leihet ſeine Gelder
Auf neuen Wucher hin.
So ſind wir Menſchen miteinander!
Wir prahlen, wie die Alexander;
Und kommt ein holdes Maͤdchen, ach!
Wer
P
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |