Die Form, welche Mercadier seiner sehr empfindlichen Selenelementen gab, veranschaulicht die schematische Fig. 737. Hierzu werden zwei sehr dünne Messing- bänder a und b (von 0·1 Millimeter Dicke) benützt, von welchen das erstere durch die gezogene, das letztere durch die punktirte Linie dargestellt ist; man erhält diese durch Zwischenlage von zwei Streifen Pergamentpapier gleicher Breite (und un- gefähr 1 Millimeter Dicke) voneinander getrennt und windet alle vier Streifen mit möglichst starker Pressung zu einer Spirale. (Die Papierstreifen hat man sich durch die weißen Zwischenräume zwischen a und b dargestellt zu denken.) Hierauf wird das Ende des Messingbandes a mit der Messingplatte d d und der Streifen b mit der Messingplatte c c verbunden, so daß also mit der einen Messingplatte gewissermaßen alle paaren, mit der andern alle unpaaren Spiralen in Verbindung stehen. Die ganze Spirale wird dann durch die Schrauben n n zwischen Messing- oder auch Holzschienen eingepreßt; im ersteren Falle müssen die Schrauben von den Schienen isolirt werden. Die Klemmschraube A steht mit der Messingplatte c c, die Schraube B mit der Platte d d in leitender Verbindung. Der so erhaltene Block wird hierauf an seiner Stirnseite polirt und mit Hilfe eines Galvanometers untersucht, ob die beiden Messingspiralen in ihrer ganzen Länge voneinander isolirt sind. Ist dies der Fall, so erwärmt man den Block in einem Sandbade oder auf einer Kupferplatte, bis seine Tem- peratur den Schmelzpunkt des Selens nahezu erreicht hat, und reibt dann eine Stirnseite mit einem Selenstäbchen ab. Man sucht hierbei das Selen in mög- lichst dünner Schichte aufzutragen und läßt hierauf den ganzen Block langsam abkühlen. Um die Selen-
[Abbildung]
Fig. 737.
Mercadier's Selenzelle.
fläche zu schützen, bedeckt man sie mit einer dünnen Glimmerplatte oder versieht sie mit einem Lackanstriche.
Soll aber das Telephon ein wirksames und empfindliches Untersuchungs- Instrument für die Widerstandsänderungen im Selen bilden, so müssen rasch inter- mittirende oder in ihrer Intensität wechselnde Ströme auf ersteres wirken, da allmählich eintretende Aenderungen ebenso wenig auf das Telephon wirken wie auf die secundäre Spirale einer Inductionsrolle. Es ist deshalb nothwendig, für einen raschen Wechsel des Widerstandes im Selen zu sorgen, d. h. die Selenzelle einer rasch intermittirenden Beleuchtung auszusetzen. Solche intermittirende Lichtstrahlen können auf verschiedene Weise erhalten werden; eine derselben besteht darin, daß man den Lichtstrahlen auf ihrem Wege zur Selenzelle eine undurchsichtige Scheibe in den Weg stellt, welche an ihrem Umfange mit Oeffnungen versehen ist und in beliebig rasche Rotation versetzt werden kann. Auf diese Art erreicht man eine regelmäßige, beliebig schnelle Aufeinanderfolge von Beleuchtungen und Verdunkelungen der Selenzelle. Ist nun diese mit einer Batterie und einem Telephone zu einem Stromkreis vereinigt, so hört man im Telephone einen Ton, dessen Höhe durch
Die Form, welche Mercadier ſeiner ſehr empfindlichen Selenelementen gab, veranſchaulicht die ſchematiſche Fig. 737. Hierzu werden zwei ſehr dünne Meſſing- bänder a und b (von 0·1 Millimeter Dicke) benützt, von welchen das erſtere durch die gezogene, das letztere durch die punktirte Linie dargeſtellt iſt; man erhält dieſe durch Zwiſchenlage von zwei Streifen Pergamentpapier gleicher Breite (und un- gefähr 1 Millimeter Dicke) voneinander getrennt und windet alle vier Streifen mit möglichſt ſtarker Preſſung zu einer Spirale. (Die Papierſtreifen hat man ſich durch die weißen Zwiſchenräume zwiſchen a und b dargeſtellt zu denken.) Hierauf wird das Ende des Meſſingbandes a mit der Meſſingplatte d d und der Streifen b mit der Meſſingplatte c c verbunden, ſo daß alſo mit der einen Meſſingplatte gewiſſermaßen alle paaren, mit der andern alle unpaaren Spiralen in Verbindung ſtehen. Die ganze Spirale wird dann durch die Schrauben n n zwiſchen Meſſing- oder auch Holzſchienen eingepreßt; im erſteren Falle müſſen die Schrauben von den Schienen iſolirt werden. Die Klemmſchraube A ſteht mit der Meſſingplatte c c, die Schraube B mit der Platte d d in leitender Verbindung. Der ſo erhaltene Block wird hierauf an ſeiner Stirnſeite polirt und mit Hilfe eines Galvanometers unterſucht, ob die beiden Meſſingſpiralen in ihrer ganzen Länge voneinander iſolirt ſind. Iſt dies der Fall, ſo erwärmt man den Block in einem Sandbade oder auf einer Kupferplatte, bis ſeine Tem- peratur den Schmelzpunkt des Selens nahezu erreicht hat, und reibt dann eine Stirnſeite mit einem Selenſtäbchen ab. Man ſucht hierbei das Selen in mög- lichſt dünner Schichte aufzutragen und läßt hierauf den ganzen Block langſam abkühlen. Um die Selen-
[Abbildung]
Fig. 737.
Mercadier’s Selenzelle.
fläche zu ſchützen, bedeckt man ſie mit einer dünnen Glimmerplatte oder verſieht ſie mit einem Lackanſtriche.
Soll aber das Telephon ein wirkſames und empfindliches Unterſuchungs- Inſtrument für die Widerſtandsänderungen im Selen bilden, ſo müſſen raſch inter- mittirende oder in ihrer Intenſität wechſelnde Ströme auf erſteres wirken, da allmählich eintretende Aenderungen ebenſo wenig auf das Telephon wirken wie auf die ſecundäre Spirale einer Inductionsrolle. Es iſt deshalb nothwendig, für einen raſchen Wechſel des Widerſtandes im Selen zu ſorgen, d. h. die Selenzelle einer raſch intermittirenden Beleuchtung auszuſetzen. Solche intermittirende Lichtſtrahlen können auf verſchiedene Weiſe erhalten werden; eine derſelben beſteht darin, daß man den Lichtſtrahlen auf ihrem Wege zur Selenzelle eine undurchſichtige Scheibe in den Weg ſtellt, welche an ihrem Umfange mit Oeffnungen verſehen iſt und in beliebig raſche Rotation verſetzt werden kann. Auf dieſe Art erreicht man eine regelmäßige, beliebig ſchnelle Aufeinanderfolge von Beleuchtungen und Verdunkelungen der Selenzelle. Iſt nun dieſe mit einer Batterie und einem Telephone zu einem Stromkreis vereinigt, ſo hört man im Telephone einen Ton, deſſen Höhe durch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0987"n="973"/><p>Die Form, welche <hirendition="#g">Mercadier</hi>ſeiner ſehr empfindlichen Selenelementen gab,<lb/>
veranſchaulicht die ſchematiſche Fig. 737. Hierzu werden zwei ſehr dünne Meſſing-<lb/>
bänder <hirendition="#aq">a</hi> und <hirendition="#aq">b</hi> (von 0·1 Millimeter Dicke) benützt, von welchen das erſtere durch<lb/>
die gezogene, das letztere durch die punktirte Linie dargeſtellt iſt; man erhält dieſe<lb/>
durch Zwiſchenlage von zwei Streifen Pergamentpapier gleicher Breite (und un-<lb/>
gefähr 1 Millimeter Dicke) voneinander getrennt und windet alle vier Streifen mit<lb/>
möglichſt ſtarker Preſſung zu einer Spirale. (Die Papierſtreifen hat man ſich durch<lb/>
die weißen Zwiſchenräume zwiſchen <hirendition="#aq">a</hi> und <hirendition="#aq">b</hi> dargeſtellt zu denken.) Hierauf wird<lb/>
das Ende des Meſſingbandes <hirendition="#aq">a</hi> mit der Meſſingplatte <hirendition="#aq">d d</hi> und der Streifen <hirendition="#aq">b</hi><lb/>
mit der Meſſingplatte <hirendition="#aq">c c</hi> verbunden, ſo daß alſo mit der einen Meſſingplatte<lb/>
gewiſſermaßen alle paaren, mit der andern alle unpaaren Spiralen in Verbindung<lb/>ſtehen. Die ganze Spirale wird dann durch die Schrauben <hirendition="#aq">n n</hi> zwiſchen Meſſing-<lb/>
oder auch Holzſchienen eingepreßt; im erſteren Falle müſſen die Schrauben von<lb/>
den Schienen iſolirt werden. Die Klemmſchraube <hirendition="#aq">A</hi>ſteht mit der Meſſingplatte <hirendition="#aq">c c</hi>,<lb/>
die Schraube <hirendition="#aq">B</hi> mit der Platte <hirendition="#aq">d d</hi> in leitender Verbindung. Der ſo erhaltene<lb/>
Block wird hierauf an ſeiner<lb/>
Stirnſeite polirt und mit Hilfe<lb/>
eines Galvanometers unterſucht,<lb/>
ob die beiden Meſſingſpiralen in<lb/>
ihrer ganzen Länge voneinander<lb/>
iſolirt ſind. Iſt dies der Fall,<lb/>ſo erwärmt man den Block in<lb/>
einem Sandbade oder auf einer<lb/>
Kupferplatte, bis ſeine Tem-<lb/>
peratur den Schmelzpunkt des<lb/>
Selens nahezu erreicht hat, und<lb/>
reibt dann eine Stirnſeite mit<lb/>
einem Selenſtäbchen ab. Man<lb/>ſucht hierbei das Selen in mög-<lb/>
lichſt dünner Schichte aufzutragen<lb/>
und läßt hierauf den ganzen Block<lb/>
langſam abkühlen. Um die Selen-<lb/><figure><head>Fig. 737.</head><lb/><p>Mercadier’s Selenzelle.</p></figure><lb/>
fläche zu ſchützen, bedeckt man ſie mit einer dünnen Glimmerplatte oder verſieht<lb/>ſie mit einem Lackanſtriche.</p><lb/><p>Soll aber das Telephon ein wirkſames und empfindliches Unterſuchungs-<lb/>
Inſtrument für die Widerſtandsänderungen im Selen bilden, ſo müſſen raſch inter-<lb/>
mittirende oder in ihrer Intenſität wechſelnde Ströme auf erſteres wirken, da<lb/>
allmählich eintretende Aenderungen ebenſo wenig auf das Telephon wirken wie auf<lb/>
die ſecundäre Spirale einer Inductionsrolle. Es iſt deshalb nothwendig, für einen<lb/>
raſchen Wechſel des Widerſtandes im Selen zu ſorgen, d. h. die Selenzelle einer<lb/>
raſch intermittirenden Beleuchtung auszuſetzen. Solche intermittirende Lichtſtrahlen<lb/>
können auf verſchiedene Weiſe erhalten werden; eine derſelben beſteht darin, daß<lb/>
man den Lichtſtrahlen auf ihrem Wege zur Selenzelle eine undurchſichtige Scheibe<lb/>
in den Weg ſtellt, welche an ihrem Umfange mit Oeffnungen verſehen iſt und in<lb/>
beliebig raſche Rotation verſetzt werden kann. Auf dieſe Art erreicht man eine<lb/>
regelmäßige, beliebig ſchnelle Aufeinanderfolge von Beleuchtungen und Verdunkelungen<lb/>
der Selenzelle. Iſt nun dieſe mit einer Batterie und einem Telephone zu einem<lb/>
Stromkreis vereinigt, ſo hört man im Telephone einen Ton, deſſen Höhe durch<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[973/0987]
Die Form, welche Mercadier ſeiner ſehr empfindlichen Selenelementen gab,
veranſchaulicht die ſchematiſche Fig. 737. Hierzu werden zwei ſehr dünne Meſſing-
bänder a und b (von 0·1 Millimeter Dicke) benützt, von welchen das erſtere durch
die gezogene, das letztere durch die punktirte Linie dargeſtellt iſt; man erhält dieſe
durch Zwiſchenlage von zwei Streifen Pergamentpapier gleicher Breite (und un-
gefähr 1 Millimeter Dicke) voneinander getrennt und windet alle vier Streifen mit
möglichſt ſtarker Preſſung zu einer Spirale. (Die Papierſtreifen hat man ſich durch
die weißen Zwiſchenräume zwiſchen a und b dargeſtellt zu denken.) Hierauf wird
das Ende des Meſſingbandes a mit der Meſſingplatte d d und der Streifen b
mit der Meſſingplatte c c verbunden, ſo daß alſo mit der einen Meſſingplatte
gewiſſermaßen alle paaren, mit der andern alle unpaaren Spiralen in Verbindung
ſtehen. Die ganze Spirale wird dann durch die Schrauben n n zwiſchen Meſſing-
oder auch Holzſchienen eingepreßt; im erſteren Falle müſſen die Schrauben von
den Schienen iſolirt werden. Die Klemmſchraube A ſteht mit der Meſſingplatte c c,
die Schraube B mit der Platte d d in leitender Verbindung. Der ſo erhaltene
Block wird hierauf an ſeiner
Stirnſeite polirt und mit Hilfe
eines Galvanometers unterſucht,
ob die beiden Meſſingſpiralen in
ihrer ganzen Länge voneinander
iſolirt ſind. Iſt dies der Fall,
ſo erwärmt man den Block in
einem Sandbade oder auf einer
Kupferplatte, bis ſeine Tem-
peratur den Schmelzpunkt des
Selens nahezu erreicht hat, und
reibt dann eine Stirnſeite mit
einem Selenſtäbchen ab. Man
ſucht hierbei das Selen in mög-
lichſt dünner Schichte aufzutragen
und läßt hierauf den ganzen Block
langſam abkühlen. Um die Selen-
[Abbildung Fig. 737.
Mercadier’s Selenzelle.]
fläche zu ſchützen, bedeckt man ſie mit einer dünnen Glimmerplatte oder verſieht
ſie mit einem Lackanſtriche.
Soll aber das Telephon ein wirkſames und empfindliches Unterſuchungs-
Inſtrument für die Widerſtandsänderungen im Selen bilden, ſo müſſen raſch inter-
mittirende oder in ihrer Intenſität wechſelnde Ströme auf erſteres wirken, da
allmählich eintretende Aenderungen ebenſo wenig auf das Telephon wirken wie auf
die ſecundäre Spirale einer Inductionsrolle. Es iſt deshalb nothwendig, für einen
raſchen Wechſel des Widerſtandes im Selen zu ſorgen, d. h. die Selenzelle einer
raſch intermittirenden Beleuchtung auszuſetzen. Solche intermittirende Lichtſtrahlen
können auf verſchiedene Weiſe erhalten werden; eine derſelben beſteht darin, daß
man den Lichtſtrahlen auf ihrem Wege zur Selenzelle eine undurchſichtige Scheibe
in den Weg ſtellt, welche an ihrem Umfange mit Oeffnungen verſehen iſt und in
beliebig raſche Rotation verſetzt werden kann. Auf dieſe Art erreicht man eine
regelmäßige, beliebig ſchnelle Aufeinanderfolge von Beleuchtungen und Verdunkelungen
der Selenzelle. Iſt nun dieſe mit einer Batterie und einem Telephone zu einem
Stromkreis vereinigt, ſo hört man im Telephone einen Ton, deſſen Höhe durch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 973. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/987>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.