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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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welches diesen scheinbar einander widersprechenden Bedingungen Genüge leistet,
d. h. sie suchten eine möglichst empfindliche Selenzelle zu erhalten. Bell theilt
in seinem ersten Memoire über diesen Gegenstand mit, daß er über 50 Formen
von Selenzellen construirt und mit diesen experimentirt habe.

Eine solche Selenzelle ist in Fig. 735 schematisch und durch Fig. 736 im
Schnitte, in natürlicher Größe (nach Hospitalier, "La physique moderne") dar-
gestellt. Sie besteht aus einer größeren Anzahl von Messingscheiben (1 ... 10,
Fig. 735), welche durch Zwischenlegung von Glimmerscheiben (in der Figur die
weißgelassenen Streifen) voneinander isolirt sind. Da die Glimmerscheiben einen

[Abbildung] Fig. 735.

Selenzelle.

[Abbildung] Fig. 736.

Bell's Selenzelle.

etwas geringeren Durchmesser erhalten als die Messingscheiben, so entsteht zwischen
je zwei aufeinander folgenden Messingscheiben ein ringförmiger Raum; dieser ist
zur Aufnahme des Selens bestimmt. Die ganze Säule wird nämlich nahe bis zu
jener Temperatur erhitzt, bei welcher das Selen schmilzt, und dann mit einem
Selenstäbchen eingerieben. Bei dieser Operation dringt das Selen in die ring-
förmigen Räume ein und füllt diese aus (in den Figuren als schwarze Flächen
sichtbar). Indem nun die paaren Messingscheiben mit einem Leiter N, die unpaaren
mit einem zweiten Leiter M verbunden werden, erhält man in der Selenzelle eine
bestimmte Anzahl parallel geschalteter Selenelemente, also eine Säule von geringem
Widerstande trotz ihrer großen Oberfläche. Eine derartige Selenzelle Bell's besaß
z. B. 1200 Ohms Widerstand im Dunkeln und nur 600 Ohms im Tageslichte.

welches dieſen ſcheinbar einander widerſprechenden Bedingungen Genüge leiſtet,
d. h. ſie ſuchten eine möglichſt empfindliche Selenzelle zu erhalten. Bell theilt
in ſeinem erſten Memoire über dieſen Gegenſtand mit, daß er über 50 Formen
von Selenzellen conſtruirt und mit dieſen experimentirt habe.

Eine ſolche Selenzelle iſt in Fig. 735 ſchematiſch und durch Fig. 736 im
Schnitte, in natürlicher Größe (nach Hoſpitalier, „La physique moderne”) dar-
geſtellt. Sie beſteht aus einer größeren Anzahl von Meſſingſcheiben (1 … 10,
Fig. 735), welche durch Zwiſchenlegung von Glimmerſcheiben (in der Figur die
weißgelaſſenen Streifen) voneinander iſolirt ſind. Da die Glimmerſcheiben einen

[Abbildung] Fig. 735.

Selenzelle.

[Abbildung] Fig. 736.

Bell’s Selenzelle.

etwas geringeren Durchmeſſer erhalten als die Meſſingſcheiben, ſo entſteht zwiſchen
je zwei aufeinander folgenden Meſſingſcheiben ein ringförmiger Raum; dieſer iſt
zur Aufnahme des Selens beſtimmt. Die ganze Säule wird nämlich nahe bis zu
jener Temperatur erhitzt, bei welcher das Selen ſchmilzt, und dann mit einem
Selenſtäbchen eingerieben. Bei dieſer Operation dringt das Selen in die ring-
förmigen Räume ein und füllt dieſe aus (in den Figuren als ſchwarze Flächen
ſichtbar). Indem nun die paaren Meſſingſcheiben mit einem Leiter N, die unpaaren
mit einem zweiten Leiter M verbunden werden, erhält man in der Selenzelle eine
beſtimmte Anzahl parallel geſchalteter Selenelemente, alſo eine Säule von geringem
Widerſtande trotz ihrer großen Oberfläche. Eine derartige Selenzelle Bell’s beſaß
z. B. 1200 Ohms Widerſtand im Dunkeln und nur 600 Ohms im Tageslichte.

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[972/0986] welches dieſen ſcheinbar einander widerſprechenden Bedingungen Genüge leiſtet, d. h. ſie ſuchten eine möglichſt empfindliche Selenzelle zu erhalten. Bell theilt in ſeinem erſten Memoire über dieſen Gegenſtand mit, daß er über 50 Formen von Selenzellen conſtruirt und mit dieſen experimentirt habe. Eine ſolche Selenzelle iſt in Fig. 735 ſchematiſch und durch Fig. 736 im Schnitte, in natürlicher Größe (nach Hoſpitalier, „La physique moderne”) dar- geſtellt. Sie beſteht aus einer größeren Anzahl von Meſſingſcheiben (1 … 10, Fig. 735), welche durch Zwiſchenlegung von Glimmerſcheiben (in der Figur die weißgelaſſenen Streifen) voneinander iſolirt ſind. Da die Glimmerſcheiben einen [Abbildung Fig. 735. Selenzelle.] [Abbildung Fig. 736. Bell’s Selenzelle.] etwas geringeren Durchmeſſer erhalten als die Meſſingſcheiben, ſo entſteht zwiſchen je zwei aufeinander folgenden Meſſingſcheiben ein ringförmiger Raum; dieſer iſt zur Aufnahme des Selens beſtimmt. Die ganze Säule wird nämlich nahe bis zu jener Temperatur erhitzt, bei welcher das Selen ſchmilzt, und dann mit einem Selenſtäbchen eingerieben. Bei dieſer Operation dringt das Selen in die ring- förmigen Räume ein und füllt dieſe aus (in den Figuren als ſchwarze Flächen ſichtbar). Indem nun die paaren Meſſingſcheiben mit einem Leiter N, die unpaaren mit einem zweiten Leiter M verbunden werden, erhält man in der Selenzelle eine beſtimmte Anzahl parallel geſchalteter Selenelemente, alſo eine Säule von geringem Widerſtande trotz ihrer großen Oberfläche. Eine derartige Selenzelle Bell’s beſaß z. B. 1200 Ohms Widerſtand im Dunkeln und nur 600 Ohms im Tageslichte.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/986>, abgerufen am 23.11.2024.