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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Spitze, d. h. einem Blitzableiter versehen, so strömt durch diesen die negative
Influenzelektricität gegen die Wolke aus und bewirkt dadurch eine theilweise Ent-
ladung derselben, während die Erdleitung des Blitzableiters der positiven Influenz-
elektricität Gelegenheit giebt, zur Erde abzufließen. Zwischen dem Gebäude tritt
sonach ein continuirlicher Ausgleich beider Elektricitäten (der positiven der
der Wolke und der negativen Influenzelektricität) ein und dies verhindert die
plötzliche Ausgleichung -- den Blitzschlag. Der Ausgleich in continuirlicher Weise
erfolgt allerdings nicht immer hinreichend schnell und dann schlägt der Blitz --
aber immerhin in geschwächter Kraft -- in den Blitzableiter ein und in diesem
Falle kann allerdings die Erdleitung eine unschädliche Ableitung bewirken. Sind
also die Ständer und Leitungen einer Telephonanlage auch in Bezug auf die Blitz-
gefahr sachgemäß hergestellt, so bilden sie -- weit entfernt die letztere zu erhöhen --
vielmehr einen ausgiebigen Schutz gegen dieselbe. Wo man gegen Belehrung sich
ablehnend verhält, wird es angezeigt sein, dem betreffenden Hauseigenthümer einen

[Abbildung] Fig. 702.

Telephon-Gestänge.

[Abbildung] Fig. 703.

Isolator-Stütze.

Blitzableiter aufzustellen, damit nicht eine etwa nachträgliche Kündigung des
Benützungsrechtes zur Umlegung der Leitung nöthigt.

Als Leitungsmateriale stehen Eisen- und Phosphorbronzedrähte in An-
wendung; letztere z. B. in Wien. Bei den deutschen Fernsprechanlagen wird ver-
zinkter Gußstahldraht von 2·2 Millimeter Durchmesser verwendet, welcher eine
Spannweite bis zu 400 Meter gestattet. Er besitzt eine Leitungsfähigkeit von
9·5 Procent jener eines Kupferdrahtes von gleichem Querschnitte und ein Gewicht
von 30 Kilogramm per 1000 Meter. Als Isolatoren verwendet man Doppel-
glocken, wie wir ähnliche bereits kennen gelernt haben (Seite 582).

Die Gestänge können aus Eisen, sowie auch aus Holz bestehen. Erstere
werden aus schmiedeisernen cylindrischen Röhren von 6·7 bis 7·5 Centimeter
äußerem Durchmesser und 0·5 Centimeter Wandstärke hergestellt. Gestänge mit
einem Rohrständer werden zur Befestigung von höchstens 12 Leitungen benützt,
während für eine größere Anzahl von Drähten Gestänge mit zwei, drei, seltener
vier Rohrständern zur Aufstellung gelangen. Derartige Gestänge mit einem und zwei

Spitze, d. h. einem Blitzableiter verſehen, ſo ſtrömt durch dieſen die negative
Influenzelektricität gegen die Wolke aus und bewirkt dadurch eine theilweiſe Ent-
ladung derſelben, während die Erdleitung des Blitzableiters der poſitiven Influenz-
elektricität Gelegenheit giebt, zur Erde abzufließen. Zwiſchen dem Gebäude tritt
ſonach ein continuirlicher Ausgleich beider Elektricitäten (der poſitiven der
der Wolke und der negativen Influenzelektricität) ein und dies verhindert die
plötzliche Ausgleichung — den Blitzſchlag. Der Ausgleich in continuirlicher Weiſe
erfolgt allerdings nicht immer hinreichend ſchnell und dann ſchlägt der Blitz —
aber immerhin in geſchwächter Kraft — in den Blitzableiter ein und in dieſem
Falle kann allerdings die Erdleitung eine unſchädliche Ableitung bewirken. Sind
alſo die Ständer und Leitungen einer Telephonanlage auch in Bezug auf die Blitz-
gefahr ſachgemäß hergeſtellt, ſo bilden ſie — weit entfernt die letztere zu erhöhen —
vielmehr einen ausgiebigen Schutz gegen dieſelbe. Wo man gegen Belehrung ſich
ablehnend verhält, wird es angezeigt ſein, dem betreffenden Hauseigenthümer einen

[Abbildung] Fig. 702.

Telephon-Geſtänge.

[Abbildung] Fig. 703.

Iſolator-Stütze.

Blitzableiter aufzuſtellen, damit nicht eine etwa nachträgliche Kündigung des
Benützungsrechtes zur Umlegung der Leitung nöthigt.

Als Leitungsmateriale ſtehen Eiſen- und Phosphorbronzedrähte in An-
wendung; letztere z. B. in Wien. Bei den deutſchen Fernſprechanlagen wird ver-
zinkter Gußſtahldraht von 2·2 Millimeter Durchmeſſer verwendet, welcher eine
Spannweite bis zu 400 Meter geſtattet. Er beſitzt eine Leitungsfähigkeit von
9·5 Procent jener eines Kupferdrahtes von gleichem Querſchnitte und ein Gewicht
von 30 Kilogramm per 1000 Meter. Als Iſolatoren verwendet man Doppel-
glocken, wie wir ähnliche bereits kennen gelernt haben (Seite 582).

Die Geſtänge können aus Eiſen, ſowie auch aus Holz beſtehen. Erſtere
werden aus ſchmiedeiſernen cylindriſchen Röhren von 6·7 bis 7·5 Centimeter
äußerem Durchmeſſer und 0·5 Centimeter Wandſtärke hergeſtellt. Geſtänge mit
einem Rohrſtänder werden zur Befeſtigung von höchſtens 12 Leitungen benützt,
während für eine größere Anzahl von Drähten Geſtänge mit zwei, drei, ſeltener
vier Rohrſtändern zur Aufſtellung gelangen. Derartige Geſtänge mit einem und zwei

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[940/0954] Spitze, d. h. einem Blitzableiter verſehen, ſo ſtrömt durch dieſen die negative Influenzelektricität gegen die Wolke aus und bewirkt dadurch eine theilweiſe Ent- ladung derſelben, während die Erdleitung des Blitzableiters der poſitiven Influenz- elektricität Gelegenheit giebt, zur Erde abzufließen. Zwiſchen dem Gebäude tritt ſonach ein continuirlicher Ausgleich beider Elektricitäten (der poſitiven der der Wolke und der negativen Influenzelektricität) ein und dies verhindert die plötzliche Ausgleichung — den Blitzſchlag. Der Ausgleich in continuirlicher Weiſe erfolgt allerdings nicht immer hinreichend ſchnell und dann ſchlägt der Blitz — aber immerhin in geſchwächter Kraft — in den Blitzableiter ein und in dieſem Falle kann allerdings die Erdleitung eine unſchädliche Ableitung bewirken. Sind alſo die Ständer und Leitungen einer Telephonanlage auch in Bezug auf die Blitz- gefahr ſachgemäß hergeſtellt, ſo bilden ſie — weit entfernt die letztere zu erhöhen — vielmehr einen ausgiebigen Schutz gegen dieſelbe. Wo man gegen Belehrung ſich ablehnend verhält, wird es angezeigt ſein, dem betreffenden Hauseigenthümer einen [Abbildung Fig. 702. Telephon-Geſtänge.] [Abbildung Fig. 703. Iſolator-Stütze.] Blitzableiter aufzuſtellen, damit nicht eine etwa nachträgliche Kündigung des Benützungsrechtes zur Umlegung der Leitung nöthigt. Als Leitungsmateriale ſtehen Eiſen- und Phosphorbronzedrähte in An- wendung; letztere z. B. in Wien. Bei den deutſchen Fernſprechanlagen wird ver- zinkter Gußſtahldraht von 2·2 Millimeter Durchmeſſer verwendet, welcher eine Spannweite bis zu 400 Meter geſtattet. Er beſitzt eine Leitungsfähigkeit von 9·5 Procent jener eines Kupferdrahtes von gleichem Querſchnitte und ein Gewicht von 30 Kilogramm per 1000 Meter. Als Iſolatoren verwendet man Doppel- glocken, wie wir ähnliche bereits kennen gelernt haben (Seite 582). Die Geſtänge können aus Eiſen, ſowie auch aus Holz beſtehen. Erſtere werden aus ſchmiedeiſernen cylindriſchen Röhren von 6·7 bis 7·5 Centimeter äußerem Durchmeſſer und 0·5 Centimeter Wandſtärke hergeſtellt. Geſtänge mit einem Rohrſtänder werden zur Befeſtigung von höchſtens 12 Leitungen benützt, während für eine größere Anzahl von Drähten Geſtänge mit zwei, drei, ſeltener vier Rohrſtändern zur Aufſtellung gelangen. Derartige Geſtänge mit einem und zwei

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 940. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/954>, abgerufen am 23.11.2024.