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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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mischer, je kleiner ihre Dimensionen werden, sondern erfordert auch eine eigene
Dampfkesselanlage und einen geprüften Heizer zu ihrer Bedienung. Die Anlage
von Dampfkesseln ist aber an bestimmte gesetzliche Anforderungen geknüpft, deren
Erfüllung häufig durch die Localität unmöglich gemacht wird oder doch einen zu
großen Kostenaufwand erfordern würde. Die Bedienung eines Gasmotors ist viel
einfacher und erfordert daher keinen geprüften Heizer. Die Gasmotoren nehmen
im Vergleiche mit gleichwerthigen Dampfmaschinen einen kleineren Raum ein, sind
daher leichter aufzustellen und erfolgt überdies ihre In- und Außerbetriebsetzung
einfacher und schneller. Es erfreuen sich daher gegenwärtig die Gasmotoren und
unter diesen am häufigsten der Otto'sche Motor einer sehr ausgedehnten Anwen-

[Abbildung] Fig. 516.

Siemens'sche Maschine mit Brotherhood'schem Motor.

dung. Es läßt sich übrigens mit einiger Bestimmtheit eine stetige Zunahme in der
Anwendung von Gasmotoren zum Antriebe elektrischer Maschinen vorhersagen,
und zwar umso sicherer, als diese Motoren noch einer weiteren Ausbildung und
Vervollkommnung fähig sind und auch die Darstellung eines Gases, welches nur
zu Heizzwecken und nicht zur Beleuchtung bestimmt ist, sich billiger gestalten kann.

Nicht zu unterschätzen ist die Verwerthung der Wasserkräfte. In Frankreich
wo die Wasserwirthschaft gegenüber Deutschland und Oesterreich bereits sehr aus-
gebildet ist, sind zahlreiche Thalsperren und Sammelteiche angelegt, welche das Land
nicht nur vor Ueberschwemmungen schützen, sondern auch der Landwirthschaft und
Industrie bedeutende Betriebskräfte sichern. Zur Nutzbarmachung der Wasserkraft
bedient man sich der Wasserräder und der Turbinen; letztere sind eigentlich gleich-
falls Wasserräder und unterscheiden sich von diesen nur durch die Anordnung. Auf

miſcher, je kleiner ihre Dimenſionen werden, ſondern erfordert auch eine eigene
Dampfkeſſelanlage und einen geprüften Heizer zu ihrer Bedienung. Die Anlage
von Dampfkeſſeln iſt aber an beſtimmte geſetzliche Anforderungen geknüpft, deren
Erfüllung häufig durch die Localität unmöglich gemacht wird oder doch einen zu
großen Koſtenaufwand erfordern würde. Die Bedienung eines Gasmotors iſt viel
einfacher und erfordert daher keinen geprüften Heizer. Die Gasmotoren nehmen
im Vergleiche mit gleichwerthigen Dampfmaſchinen einen kleineren Raum ein, ſind
daher leichter aufzuſtellen und erfolgt überdies ihre In- und Außerbetriebſetzung
einfacher und ſchneller. Es erfreuen ſich daher gegenwärtig die Gasmotoren und
unter dieſen am häufigſten der Otto’ſche Motor einer ſehr ausgedehnten Anwen-

[Abbildung] Fig. 516.

Siemens’ſche Maſchine mit Brotherhood’ſchem Motor.

dung. Es läßt ſich übrigens mit einiger Beſtimmtheit eine ſtetige Zunahme in der
Anwendung von Gasmotoren zum Antriebe elektriſcher Maſchinen vorherſagen,
und zwar umſo ſicherer, als dieſe Motoren noch einer weiteren Ausbildung und
Vervollkommnung fähig ſind und auch die Darſtellung eines Gaſes, welches nur
zu Heizzwecken und nicht zur Beleuchtung beſtimmt iſt, ſich billiger geſtalten kann.

Nicht zu unterſchätzen iſt die Verwerthung der Waſſerkräfte. In Frankreich
wo die Waſſerwirthſchaft gegenüber Deutſchland und Oeſterreich bereits ſehr aus-
gebildet iſt, ſind zahlreiche Thalſperren und Sammelteiche angelegt, welche das Land
nicht nur vor Ueberſchwemmungen ſchützen, ſondern auch der Landwirthſchaft und
Induſtrie bedeutende Betriebskräfte ſichern. Zur Nutzbarmachung der Waſſerkraft
bedient man ſich der Waſſerräder und der Turbinen; letztere ſind eigentlich gleich-
falls Waſſerräder und unterſcheiden ſich von dieſen nur durch die Anordnung. Auf

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[704/0718] miſcher, je kleiner ihre Dimenſionen werden, ſondern erfordert auch eine eigene Dampfkeſſelanlage und einen geprüften Heizer zu ihrer Bedienung. Die Anlage von Dampfkeſſeln iſt aber an beſtimmte geſetzliche Anforderungen geknüpft, deren Erfüllung häufig durch die Localität unmöglich gemacht wird oder doch einen zu großen Koſtenaufwand erfordern würde. Die Bedienung eines Gasmotors iſt viel einfacher und erfordert daher keinen geprüften Heizer. Die Gasmotoren nehmen im Vergleiche mit gleichwerthigen Dampfmaſchinen einen kleineren Raum ein, ſind daher leichter aufzuſtellen und erfolgt überdies ihre In- und Außerbetriebſetzung einfacher und ſchneller. Es erfreuen ſich daher gegenwärtig die Gasmotoren und unter dieſen am häufigſten der Otto’ſche Motor einer ſehr ausgedehnten Anwen- [Abbildung Fig. 516. Siemens’ſche Maſchine mit Brotherhood’ſchem Motor.] dung. Es läßt ſich übrigens mit einiger Beſtimmtheit eine ſtetige Zunahme in der Anwendung von Gasmotoren zum Antriebe elektriſcher Maſchinen vorherſagen, und zwar umſo ſicherer, als dieſe Motoren noch einer weiteren Ausbildung und Vervollkommnung fähig ſind und auch die Darſtellung eines Gaſes, welches nur zu Heizzwecken und nicht zur Beleuchtung beſtimmt iſt, ſich billiger geſtalten kann. Nicht zu unterſchätzen iſt die Verwerthung der Waſſerkräfte. In Frankreich wo die Waſſerwirthſchaft gegenüber Deutſchland und Oeſterreich bereits ſehr aus- gebildet iſt, ſind zahlreiche Thalſperren und Sammelteiche angelegt, welche das Land nicht nur vor Ueberſchwemmungen ſchützen, ſondern auch der Landwirthſchaft und Induſtrie bedeutende Betriebskräfte ſichern. Zur Nutzbarmachung der Waſſerkraft bedient man ſich der Waſſerräder und der Turbinen; letztere ſind eigentlich gleich- falls Waſſerräder und unterſcheiden ſich von dieſen nur durch die Anordnung. Auf

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/718>, abgerufen am 22.11.2024.