deshalb von H immer weniger angezogen. Jetzt überwiegt die Schwere des oberen Kohlenhalters die Anziehung bei H und der Magnet dreht sich entgegengesetzt der früheren Richtung, bis er bei L seinen Anschlag findet. Dies bewirkt eine Annäherung
[Abbildung]
Fig. 490.
Lampe von Gülcher.
der Kohlen; bei weiterem Abbrennen derselben wird der Strom und mit ihm der Magnet in der früher angegebenen Weise so weit geschwächt, daß er den Kohlenträger F nicht mehr anzieht, dieser also wieder durch seine eigene Schwere sinken kann. Er sinkt so lange, bis der Strom, und daher auch der Magnet, durch Verkleinerung des Lichtbogens wieder die ursprüngliche Stärke erreicht hat.
Damit die Schwingungen des Elektro- magnetes auch beim Anzünden oder bei außergewöhn- lichen Regulirungsmomenten nicht zu heftig werden, ist der dem Kohlenträger F abgewandte Pol des Elektromagnetes mit der magnetischen Bremse J versehen. Es ist klar, daß das weiche Eisenstück desto kräftiger bremst, je kräftiger der Magnet ist, überhaupt seine Bremskraft genau nach der jeweiligen Kraft des Magnetes richtet, also diesen stets zu ruhigem Gange zwingt. Zur Erzielung einer gleich- mäßigen Bewegung sind ferner der Kohlenhalter und der ihn berührende Polschuh mit einem Messing- überzuge versehen. Für die Verwendung der eben beschriebenen Lampe zur Beleuchtung von Sälen etc. hat Gülcher dieselbe derart abgeändert, daß er den ganzen Mechanismus oberhalb der Kohlen anordnet, wie dies Fig. 490 zeigt. Die Lampe fungirt sehr gut und läßt gar keine Schwankungen des Lichtes wahrnehmen. Letzteres ist nahezu weiß, frei von jeder violetten Färbung, was größtentheils Folge der Anwendung sehr schwach gespannter Ströme ist. In welcher Weise sie trotz der Einfachheit ihrer Construction als Lampe für Theilungslicht fungiren kann, wird nachstehende Betrachtung lehren.
Angenommen, es seien zunächst zwei Lampen A und B (Fig. 491) in den Stromkreis eingeschaltet und die Lampe A sei durch Schluß ihrer Zweig- leitung angezündet; nun schließt man auch die zweite Zweigleitung für die Lampe B. Der von der Lichtmaschine kommende Strom theilt sich nun in zwei Zweige, dessen einer durch A, dessen zweiter durch B geht. In B berühren sich die Kohlen, weshalb hier der Widerstand geringer sein wird als in A, wo der Strom den bedeutenden Widerstand des Bogens zu überwinden hat. In Folge dessen wirkt in B der Elektromagnet kräftig und entfernt dadurch die Kohlen voneinander. Zur selben Zeit war der Strom in A schwächer, und die Kohlen konnten sich nähern. Nun hat sich das Verhältniß umgekehrt: Die Kohlen sind in A näher aneinander,
deshalb von H immer weniger angezogen. Jetzt überwiegt die Schwere des oberen Kohlenhalters die Anziehung bei H und der Magnet dreht ſich entgegengeſetzt der früheren Richtung, bis er bei L ſeinen Anſchlag findet. Dies bewirkt eine Annäherung
[Abbildung]
Fig. 490.
Lampe von Gülcher.
der Kohlen; bei weiterem Abbrennen derſelben wird der Strom und mit ihm der Magnet in der früher angegebenen Weiſe ſo weit geſchwächt, daß er den Kohlenträger F nicht mehr anzieht, dieſer alſo wieder durch ſeine eigene Schwere ſinken kann. Er ſinkt ſo lange, bis der Strom, und daher auch der Magnet, durch Verkleinerung des Lichtbogens wieder die urſprüngliche Stärke erreicht hat.
Damit die Schwingungen des Elektro- magnetes auch beim Anzünden oder bei außergewöhn- lichen Regulirungsmomenten nicht zu heftig werden, iſt der dem Kohlenträger F abgewandte Pol des Elektromagnetes mit der magnetiſchen Bremſe J verſehen. Es iſt klar, daß das weiche Eiſenſtück deſto kräftiger bremſt, je kräftiger der Magnet iſt, überhaupt ſeine Bremskraft genau nach der jeweiligen Kraft des Magnetes richtet, alſo dieſen ſtets zu ruhigem Gange zwingt. Zur Erzielung einer gleich- mäßigen Bewegung ſind ferner der Kohlenhalter und der ihn berührende Polſchuh mit einem Meſſing- überzuge verſehen. Für die Verwendung der eben beſchriebenen Lampe zur Beleuchtung von Sälen ꝛc. hat Gülcher dieſelbe derart abgeändert, daß er den ganzen Mechanismus oberhalb der Kohlen anordnet, wie dies Fig. 490 zeigt. Die Lampe fungirt ſehr gut und läßt gar keine Schwankungen des Lichtes wahrnehmen. Letzteres iſt nahezu weiß, frei von jeder violetten Färbung, was größtentheils Folge der Anwendung ſehr ſchwach geſpannter Ströme iſt. In welcher Weiſe ſie trotz der Einfachheit ihrer Conſtruction als Lampe für Theilungslicht fungiren kann, wird nachſtehende Betrachtung lehren.
Angenommen, es ſeien zunächſt zwei Lampen A und B (Fig. 491) in den Stromkreis eingeſchaltet und die Lampe A ſei durch Schluß ihrer Zweig- leitung angezündet; nun ſchließt man auch die zweite Zweigleitung für die Lampe B. Der von der Lichtmaſchine kommende Strom theilt ſich nun in zwei Zweige, deſſen einer durch A, deſſen zweiter durch B geht. In B berühren ſich die Kohlen, weshalb hier der Widerſtand geringer ſein wird als in A, wo der Strom den bedeutenden Widerſtand des Bogens zu überwinden hat. In Folge deſſen wirkt in B der Elektromagnet kräftig und entfernt dadurch die Kohlen voneinander. Zur ſelben Zeit war der Strom in A ſchwächer, und die Kohlen konnten ſich nähern. Nun hat ſich das Verhältniß umgekehrt: Die Kohlen ſind in A näher aneinander,
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deshalb von H immer weniger angezogen. Jetzt überwiegt die Schwere des oberen
Kohlenhalters die Anziehung bei H und der Magnet dreht ſich entgegengeſetzt der
früheren Richtung, bis er bei L ſeinen Anſchlag findet. Dies bewirkt eine Annäherung
[Abbildung Fig. 490.
Lampe von Gülcher.]
der Kohlen; bei weiterem Abbrennen derſelben wird
der Strom und mit ihm der Magnet in der früher
angegebenen Weiſe ſo weit geſchwächt, daß er den
Kohlenträger F nicht mehr anzieht, dieſer alſo wieder
durch ſeine eigene Schwere ſinken kann. Er ſinkt
ſo lange, bis der Strom, und daher auch der
Magnet, durch Verkleinerung des Lichtbogens wieder
die urſprüngliche Stärke erreicht hat.
Damit die Schwingungen des Elektro-
magnetes auch beim Anzünden oder bei außergewöhn-
lichen Regulirungsmomenten nicht zu heftig werden,
iſt der dem Kohlenträger F abgewandte Pol des
Elektromagnetes mit der magnetiſchen Bremſe J
verſehen. Es iſt klar, daß das weiche Eiſenſtück
deſto kräftiger bremſt, je kräftiger der Magnet iſt,
überhaupt ſeine Bremskraft genau nach der jeweiligen
Kraft des Magnetes richtet, alſo dieſen ſtets zu
ruhigem Gange zwingt. Zur Erzielung einer gleich-
mäßigen Bewegung ſind ferner der Kohlenhalter
und der ihn berührende Polſchuh mit einem Meſſing-
überzuge verſehen. Für die Verwendung der eben
beſchriebenen Lampe zur Beleuchtung von Sälen ꝛc.
hat Gülcher dieſelbe derart abgeändert, daß er den
ganzen Mechanismus oberhalb der Kohlen anordnet,
wie dies Fig. 490 zeigt. Die Lampe fungirt ſehr
gut und läßt gar keine Schwankungen des Lichtes
wahrnehmen. Letzteres iſt nahezu weiß, frei von
jeder violetten Färbung, was größtentheils Folge
der Anwendung ſehr ſchwach geſpannter Ströme iſt.
In welcher Weiſe ſie trotz der Einfachheit ihrer
Conſtruction als Lampe für Theilungslicht fungiren
kann, wird nachſtehende Betrachtung lehren.
Angenommen, es ſeien zunächſt zwei Lampen A
und B (Fig. 491) in den Stromkreis eingeſchaltet
und die Lampe A ſei durch Schluß ihrer Zweig-
leitung angezündet; nun ſchließt man auch die
zweite Zweigleitung für die Lampe B. Der von der
Lichtmaſchine kommende Strom theilt ſich nun in
zwei Zweige, deſſen einer durch A, deſſen zweiter
durch B geht. In B berühren ſich die Kohlen,
weshalb hier der Widerſtand geringer ſein wird als in A, wo der Strom den
bedeutenden Widerſtand des Bogens zu überwinden hat. In Folge deſſen wirkt
in B der Elektromagnet kräftig und entfernt dadurch die Kohlen voneinander. Zur
ſelben Zeit war der Strom in A ſchwächer, und die Kohlen konnten ſich nähern.
Nun hat ſich das Verhältniß umgekehrt: Die Kohlen ſind in A näher aneinander,
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/692>, abgerufen am 22.11.2024.
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