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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Gülcher's Lampe ist für Theilungslicht bestimmt und auch dazu geeignet,
trotzdem sie weder einen Nebenschluß, noch Differentialspulen besitzt. Dieses Resultat
wurde durch die einfache Construction und durch
Parallelschaltung der Lampen erreicht. Zur Erklärung
ihrer Construction und ihrer Function möge die in
Fig. 489 abgebildete Setzlampe dienen. Die obere
positive Kohle wird durch eine eiserne, in Gleitrollen
geführte Stange F getragen. Diese ist mit dem unteren,
negativen Kohlenträger durch Rollen und Schnurlauf
so verbunden, daß sie immer den doppelten Weg zurück-
legen muß als der untere Kohlenhalter. Es sind nämlich
zwei Rollen auf einer Axe befestigt, deren Durch-
messer sich wie 1 : 2 verhalten; die Schnur, mit welcher
der obere positive Kohlenträger aufgehängt ist, geht
über die größere, die Schnur, an welcher der untere
negative Kohlenträger hängt, läuft über die kleinere
Rolle. D ist ein um C drehbarer Elektromagnet, K
eine Feder, die gegen die Fassung des Elektromagnetes
derart drückt, daß sie ihn gegen den Anschlag L zu
drehen sucht. Eine unten angebrachte Schraube dient
zur Spannung der Feder. H ist ein Klotz aus weichem
Eisen, J ein an der Feder E befestigtes Stück Schmied-
eisen. Der Elektromagnet hat sowohl bei J als auch
an der entgegengesetzten Seite halbkreisförmig abgerundete
Pole. Bei J greift der Eisenschuh außerdem noch
über ein Stück der unteren Seite des Magnetes.

Stromgang und Function der Lampe.
Die Klemmschraube A wird mit dem positiven Pol
der Elektricitätsquelle verbunden und der Strom ge-
langt von hier durch den Fuß B und den Metall-
ring C in die Umwindungen des Elektromagnetes,
von diesem durch den Eisenkern zum Theil direct
in den eisernen Träger F, zum Theil durch das weiche
Eisenstück J und die Feder E in das metallene Gehäuse
und von da durch die Gleitrollen gleichfalls in den
oberen Kohlenträger F, dann durch beide Kohlen in
den unteren Träger und von hier durch die Gleitrolle
und eine Drahtleitung zur Klemme G, welche mit
dem negativen Pole der Elektricitätsquelle verbunden
ist. Sobald der Stromkreis geschlossen wird, zieht der
Elektromagnet D den eisernen Kohlenträger F stark an,
wird aber gleichzeitig durch das weiche Stück Eisen H
angezogen; die Folge davon ist, daß sich der Magnet
um C derart dreht, daß der obere Kohlenhalter F
aufwärts und, vermöge seiner Verbindung mit dem

[Abbildung] Fig. 489.

Lampe von Gülcher.

unteren Kohlenhalter, dieser abwärts geschoben wird, d. h. die Kohlenspitzen werden
voneinander entfernt und bilden den Lichtbogen. Durch die Widerstandszunahme
im Bogen (beim Abbrennen der Kohlen) verliert der Magnet an Kraft und wird

Gülcher’s Lampe iſt für Theilungslicht beſtimmt und auch dazu geeignet,
trotzdem ſie weder einen Nebenſchluß, noch Differentialſpulen beſitzt. Dieſes Reſultat
wurde durch die einfache Conſtruction und durch
Parallelſchaltung der Lampen erreicht. Zur Erklärung
ihrer Conſtruction und ihrer Function möge die in
Fig. 489 abgebildete Setzlampe dienen. Die obere
poſitive Kohle wird durch eine eiſerne, in Gleitrollen
geführte Stange F getragen. Dieſe iſt mit dem unteren,
negativen Kohlenträger durch Rollen und Schnurlauf
ſo verbunden, daß ſie immer den doppelten Weg zurück-
legen muß als der untere Kohlenhalter. Es ſind nämlich
zwei Rollen auf einer Axe befeſtigt, deren Durch-
meſſer ſich wie 1 : 2 verhalten; die Schnur, mit welcher
der obere poſitive Kohlenträger aufgehängt iſt, geht
über die größere, die Schnur, an welcher der untere
negative Kohlenträger hängt, läuft über die kleinere
Rolle. D iſt ein um C drehbarer Elektromagnet, K
eine Feder, die gegen die Faſſung des Elektromagnetes
derart drückt, daß ſie ihn gegen den Anſchlag L zu
drehen ſucht. Eine unten angebrachte Schraube dient
zur Spannung der Feder. H iſt ein Klotz aus weichem
Eiſen, J ein an der Feder E befeſtigtes Stück Schmied-
eiſen. Der Elektromagnet hat ſowohl bei J als auch
an der entgegengeſetzten Seite halbkreisförmig abgerundete
Pole. Bei J greift der Eiſenſchuh außerdem noch
über ein Stück der unteren Seite des Magnetes.

Stromgang und Function der Lampe.
Die Klemmſchraube A wird mit dem poſitiven Pol
der Elektricitätsquelle verbunden und der Strom ge-
langt von hier durch den Fuß B und den Metall-
ring C in die Umwindungen des Elektromagnetes,
von dieſem durch den Eiſenkern zum Theil direct
in den eiſernen Träger F, zum Theil durch das weiche
Eiſenſtück J und die Feder E in das metallene Gehäuſe
und von da durch die Gleitrollen gleichfalls in den
oberen Kohlenträger F, dann durch beide Kohlen in
den unteren Träger und von hier durch die Gleitrolle
und eine Drahtleitung zur Klemme G, welche mit
dem negativen Pole der Elektricitätsquelle verbunden
iſt. Sobald der Stromkreis geſchloſſen wird, zieht der
Elektromagnet D den eiſernen Kohlenträger F ſtark an,
wird aber gleichzeitig durch das weiche Stück Eiſen H
angezogen; die Folge davon iſt, daß ſich der Magnet
um C derart dreht, daß der obere Kohlenhalter F
aufwärts und, vermöge ſeiner Verbindung mit dem

[Abbildung] Fig. 489.

Lampe von Gülcher.

unteren Kohlenhalter, dieſer abwärts geſchoben wird, d. h. die Kohlenſpitzen werden
voneinander entfernt und bilden den Lichtbogen. Durch die Widerſtandszunahme
im Bogen (beim Abbrennen der Kohlen) verliert der Magnet an Kraft und wird

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[677/0691] Gülcher’s Lampe iſt für Theilungslicht beſtimmt und auch dazu geeignet, trotzdem ſie weder einen Nebenſchluß, noch Differentialſpulen beſitzt. Dieſes Reſultat wurde durch die einfache Conſtruction und durch Parallelſchaltung der Lampen erreicht. Zur Erklärung ihrer Conſtruction und ihrer Function möge die in Fig. 489 abgebildete Setzlampe dienen. Die obere poſitive Kohle wird durch eine eiſerne, in Gleitrollen geführte Stange F getragen. Dieſe iſt mit dem unteren, negativen Kohlenträger durch Rollen und Schnurlauf ſo verbunden, daß ſie immer den doppelten Weg zurück- legen muß als der untere Kohlenhalter. Es ſind nämlich zwei Rollen auf einer Axe befeſtigt, deren Durch- meſſer ſich wie 1 : 2 verhalten; die Schnur, mit welcher der obere poſitive Kohlenträger aufgehängt iſt, geht über die größere, die Schnur, an welcher der untere negative Kohlenträger hängt, läuft über die kleinere Rolle. D iſt ein um C drehbarer Elektromagnet, K eine Feder, die gegen die Faſſung des Elektromagnetes derart drückt, daß ſie ihn gegen den Anſchlag L zu drehen ſucht. Eine unten angebrachte Schraube dient zur Spannung der Feder. H iſt ein Klotz aus weichem Eiſen, J ein an der Feder E befeſtigtes Stück Schmied- eiſen. Der Elektromagnet hat ſowohl bei J als auch an der entgegengeſetzten Seite halbkreisförmig abgerundete Pole. Bei J greift der Eiſenſchuh außerdem noch über ein Stück der unteren Seite des Magnetes. Stromgang und Function der Lampe. Die Klemmſchraube A wird mit dem poſitiven Pol der Elektricitätsquelle verbunden und der Strom ge- langt von hier durch den Fuß B und den Metall- ring C in die Umwindungen des Elektromagnetes, von dieſem durch den Eiſenkern zum Theil direct in den eiſernen Träger F, zum Theil durch das weiche Eiſenſtück J und die Feder E in das metallene Gehäuſe und von da durch die Gleitrollen gleichfalls in den oberen Kohlenträger F, dann durch beide Kohlen in den unteren Träger und von hier durch die Gleitrolle und eine Drahtleitung zur Klemme G, welche mit dem negativen Pole der Elektricitätsquelle verbunden iſt. Sobald der Stromkreis geſchloſſen wird, zieht der Elektromagnet D den eiſernen Kohlenträger F ſtark an, wird aber gleichzeitig durch das weiche Stück Eiſen H angezogen; die Folge davon iſt, daß ſich der Magnet um C derart dreht, daß der obere Kohlenhalter F aufwärts und, vermöge ſeiner Verbindung mit dem [Abbildung Fig. 489. Lampe von Gülcher.] unteren Kohlenhalter, dieſer abwärts geſchoben wird, d. h. die Kohlenſpitzen werden voneinander entfernt und bilden den Lichtbogen. Durch die Widerſtandszunahme im Bogen (beim Abbrennen der Kohlen) verliert der Magnet an Kraft und wird

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/691>, abgerufen am 25.08.2024.