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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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menten widmen zu können, immer reger. Alle Anerbietungen und Versprechungen
waren nicht im Stande, den Mann, dessen hervorragendes Talent man bereits
erkannt hatte, auf seinem Posten zu erhalten. Er verließ seinen Dienst und wollte
zunächst die Weltausstellung in Philadelphia (1876) besuchen. Seine Reise nach
Amerika endete jedoch in Paris, welches er auf der Durchreise kennen lernen wollte.
Hier machte er nämlich die Bekanntschaft Breguet's, welcher ihm mit größter
Zuvorkommenheit seine Werkstätten zur Verfügung stellte, ihn durch seine Bekannt-
schaften in wissenschaftlichen und industriellen Kreisen und überhaupt in jeder Art
unterstützte. Dank dieser gastfreundlichen Aufnahme war es Jablochkoff bereits
8 Monate nach seiner Ankunft in Paris gelungen, mit seinen wissenschaftlichen
Studien und Experimenten zu einem praktisch verwerthbaren Resultate, der Erfindung
der nach ihm bekannten Kerze, zu gelangen.

Die Erfindung der elektrischen Kerze rief eine mächtige Bewegung hervor
und bewirkte in kürzester Zeit eine große Verbreitung der elektrischen Beleuchtung.
Im Jahre 1881 waren bereits an 4000 Lampen mit Jablochkoff-Kerzen in Betrieb
gesetzt. Die Kerze ermöglichte nämlich (wie wir später noch sehen werden) in Folge
der Abwesenheit jedes Regulirungsmechanismus das Einschalten mehrerer Kerzen in
einem Stromkreise, also die Theilung des
elektrischen Lichtes.

Jedoch im selben Maße, als die
Kerzen an Verbreitung gewannen, stellten
sich auch verschiedene Uebelstände heraus.
Um diese zu vermeiden, ging man wieder
auf die Regulatorlampen zurück und suchte
mit Anwendung dieser das Problem der
Lichttheilung zu lösen. Man fand die
Lösung in der entsprechenden Anwendung
jener Gesetze, welche für die Stromver-
zweigungen gelten. (Siehe Seite 200.)

[Abbildung] Fig. 423.

Hintereinanderschaltung.

Die einzelnen Theile eines Leiterkreises können, wie wir wissen, in zweifacher
Art angeordnet sein, nämlich etweder hintereinander oder nebeneinander; die erste
Schaltungsweise bezeichneten wir als Hintereinanderschaltung, die letztere als Parallel-
schaltung. Untersuchen wir nun zunächst, in welcher Weise der Strom verzweigt
werden muß, um bei Hintereinanderschaltung der Lampen diese voneinander unab-
hängig zu machen.

Der Stromkreis S S (Fig. 423) theilt sich bei a in zwei Zweige, die sich
bei b wieder vereinigen und bei c nochmals in zwei Zweige, die sich bei d wieder
vereinigen. Bei dieser Anordnung müssen sich die Stromstärken in den Zweigen S1
und S4 umgekehrt so verhalten, wie die Widerstände dieser Zweige, und die Summe
der Stromstärken in beiden Zweigen wird gleich sein der Stromstärke im unge-
theilten Leiter S; dasselbe gilt natürlich auch für die Verzweigung S2 S3 oder
eine 3., 4. ... derartige Verzweigung. Schaltet man nun in diesen Stromkreis
Lampen derart ein, daß ihre Kohlen in S1, respective S3 kommen, ihr Regulirungs-
mechanismus aber von S4, beziehungsweise S2 in Bewegung gesetzt wird, so ist
hiermit die Lichttheilung durch Stromverzweigung gelöst, denn jetzt functionirt das
System folgendermaßen: Der Strom theilt sich bei a in zwei Theile, deren weitaus
größerer durch S1 geht, weil hier, so lange sich die beiden Kohlen berühren, der
Widerstand ein geringer ist, in S4 aber eine Drahtspirale von hohem Widerstande

menten widmen zu können, immer reger. Alle Anerbietungen und Verſprechungen
waren nicht im Stande, den Mann, deſſen hervorragendes Talent man bereits
erkannt hatte, auf ſeinem Poſten zu erhalten. Er verließ ſeinen Dienſt und wollte
zunächſt die Weltausſtellung in Philadelphia (1876) beſuchen. Seine Reiſe nach
Amerika endete jedoch in Paris, welches er auf der Durchreiſe kennen lernen wollte.
Hier machte er nämlich die Bekanntſchaft Breguet’s, welcher ihm mit größter
Zuvorkommenheit ſeine Werkſtätten zur Verfügung ſtellte, ihn durch ſeine Bekannt-
ſchaften in wiſſenſchaftlichen und induſtriellen Kreiſen und überhaupt in jeder Art
unterſtützte. Dank dieſer gaſtfreundlichen Aufnahme war es Jablochkoff bereits
8 Monate nach ſeiner Ankunft in Paris gelungen, mit ſeinen wiſſenſchaftlichen
Studien und Experimenten zu einem praktiſch verwerthbaren Reſultate, der Erfindung
der nach ihm bekannten Kerze, zu gelangen.

Die Erfindung der elektriſchen Kerze rief eine mächtige Bewegung hervor
und bewirkte in kürzeſter Zeit eine große Verbreitung der elektriſchen Beleuchtung.
Im Jahre 1881 waren bereits an 4000 Lampen mit Jablochkoff-Kerzen in Betrieb
geſetzt. Die Kerze ermöglichte nämlich (wie wir ſpäter noch ſehen werden) in Folge
der Abweſenheit jedes Regulirungsmechanismus das Einſchalten mehrerer Kerzen in
einem Stromkreiſe, alſo die Theilung des
elektriſchen Lichtes.

Jedoch im ſelben Maße, als die
Kerzen an Verbreitung gewannen, ſtellten
ſich auch verſchiedene Uebelſtände heraus.
Um dieſe zu vermeiden, ging man wieder
auf die Regulatorlampen zurück und ſuchte
mit Anwendung dieſer das Problem der
Lichttheilung zu löſen. Man fand die
Löſung in der entſprechenden Anwendung
jener Geſetze, welche für die Stromver-
zweigungen gelten. (Siehe Seite 200.)

[Abbildung] Fig. 423.

Hintereinanderſchaltung.

Die einzelnen Theile eines Leiterkreiſes können, wie wir wiſſen, in zweifacher
Art angeordnet ſein, nämlich etweder hintereinander oder nebeneinander; die erſte
Schaltungsweiſe bezeichneten wir als Hintereinanderſchaltung, die letztere als Parallel-
ſchaltung. Unterſuchen wir nun zunächſt, in welcher Weiſe der Strom verzweigt
werden muß, um bei Hintereinanderſchaltung der Lampen dieſe voneinander unab-
hängig zu machen.

Der Stromkreis S S (Fig. 423) theilt ſich bei a in zwei Zweige, die ſich
bei b wieder vereinigen und bei c nochmals in zwei Zweige, die ſich bei d wieder
vereinigen. Bei dieſer Anordnung müſſen ſich die Stromſtärken in den Zweigen S1
und S4 umgekehrt ſo verhalten, wie die Widerſtände dieſer Zweige, und die Summe
der Stromſtärken in beiden Zweigen wird gleich ſein der Stromſtärke im unge-
theilten Leiter S; dasſelbe gilt natürlich auch für die Verzweigung S2 S3 oder
eine 3., 4. … derartige Verzweigung. Schaltet man nun in dieſen Stromkreis
Lampen derart ein, daß ihre Kohlen in S1, reſpective S3 kommen, ihr Regulirungs-
mechanismus aber von S4, beziehungsweiſe S2 in Bewegung geſetzt wird, ſo iſt
hiermit die Lichttheilung durch Stromverzweigung gelöſt, denn jetzt functionirt das
Syſtem folgendermaßen: Der Strom theilt ſich bei a in zwei Theile, deren weitaus
größerer durch S1 geht, weil hier, ſo lange ſich die beiden Kohlen berühren, der
Widerſtand ein geringer iſt, in S4 aber eine Drahtſpirale von hohem Widerſtande

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[607/0621] menten widmen zu können, immer reger. Alle Anerbietungen und Verſprechungen waren nicht im Stande, den Mann, deſſen hervorragendes Talent man bereits erkannt hatte, auf ſeinem Poſten zu erhalten. Er verließ ſeinen Dienſt und wollte zunächſt die Weltausſtellung in Philadelphia (1876) beſuchen. Seine Reiſe nach Amerika endete jedoch in Paris, welches er auf der Durchreiſe kennen lernen wollte. Hier machte er nämlich die Bekanntſchaft Breguet’s, welcher ihm mit größter Zuvorkommenheit ſeine Werkſtätten zur Verfügung ſtellte, ihn durch ſeine Bekannt- ſchaften in wiſſenſchaftlichen und induſtriellen Kreiſen und überhaupt in jeder Art unterſtützte. Dank dieſer gaſtfreundlichen Aufnahme war es Jablochkoff bereits 8 Monate nach ſeiner Ankunft in Paris gelungen, mit ſeinen wiſſenſchaftlichen Studien und Experimenten zu einem praktiſch verwerthbaren Reſultate, der Erfindung der nach ihm bekannten Kerze, zu gelangen. Die Erfindung der elektriſchen Kerze rief eine mächtige Bewegung hervor und bewirkte in kürzeſter Zeit eine große Verbreitung der elektriſchen Beleuchtung. Im Jahre 1881 waren bereits an 4000 Lampen mit Jablochkoff-Kerzen in Betrieb geſetzt. Die Kerze ermöglichte nämlich (wie wir ſpäter noch ſehen werden) in Folge der Abweſenheit jedes Regulirungsmechanismus das Einſchalten mehrerer Kerzen in einem Stromkreiſe, alſo die Theilung des elektriſchen Lichtes. Jedoch im ſelben Maße, als die Kerzen an Verbreitung gewannen, ſtellten ſich auch verſchiedene Uebelſtände heraus. Um dieſe zu vermeiden, ging man wieder auf die Regulatorlampen zurück und ſuchte mit Anwendung dieſer das Problem der Lichttheilung zu löſen. Man fand die Löſung in der entſprechenden Anwendung jener Geſetze, welche für die Stromver- zweigungen gelten. (Siehe Seite 200.) [Abbildung Fig. 423. Hintereinanderſchaltung.] Die einzelnen Theile eines Leiterkreiſes können, wie wir wiſſen, in zweifacher Art angeordnet ſein, nämlich etweder hintereinander oder nebeneinander; die erſte Schaltungsweiſe bezeichneten wir als Hintereinanderſchaltung, die letztere als Parallel- ſchaltung. Unterſuchen wir nun zunächſt, in welcher Weiſe der Strom verzweigt werden muß, um bei Hintereinanderſchaltung der Lampen dieſe voneinander unab- hängig zu machen. Der Stromkreis S S (Fig. 423) theilt ſich bei a in zwei Zweige, die ſich bei b wieder vereinigen und bei c nochmals in zwei Zweige, die ſich bei d wieder vereinigen. Bei dieſer Anordnung müſſen ſich die Stromſtärken in den Zweigen S1 und S4 umgekehrt ſo verhalten, wie die Widerſtände dieſer Zweige, und die Summe der Stromſtärken in beiden Zweigen wird gleich ſein der Stromſtärke im unge- theilten Leiter S; dasſelbe gilt natürlich auch für die Verzweigung S2 S3 oder eine 3., 4. … derartige Verzweigung. Schaltet man nun in dieſen Stromkreis Lampen derart ein, daß ihre Kohlen in S1, reſpective S3 kommen, ihr Regulirungs- mechanismus aber von S4, beziehungsweiſe S2 in Bewegung geſetzt wird, ſo iſt hiermit die Lichttheilung durch Stromverzweigung gelöſt, denn jetzt functionirt das Syſtem folgendermaßen: Der Strom theilt ſich bei a in zwei Theile, deren weitaus größerer durch S1 geht, weil hier, ſo lange ſich die beiden Kohlen berühren, der Widerſtand ein geringer iſt, in S4 aber eine Drahtſpirale von hohem Widerſtande

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/621>, abgerufen am 22.11.2024.