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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Secundär-Elemente (Accumulatoren).

Man versteht unter einem Accumulator einen Ausspeicherungs- oder Ansamm-
lungs-Apparat, könnte daher mit diesem Namen den Conductor einer Elektrisir-
maschine oder eine Kleist'sche Flasche belegen. In einem wie in dem anderen Falle
wird Elektricität angesammelt, die dann wieder in einfacher Weise dem Ansamm-
lungs-Apparate entzogen werden kann. Es bedarf wohl keiner weiteren Begründung,
daß ein Apparat, welcher gestattet, Elektricität in großer Menge anzusammeln, die
angesammelte Elektricität beliebig lange aufzubewahren und im gewünschten Momente
wieder abzugeben, für die praktische Elektrotechnik von hohem Werthe sein muß.
Betrachten wir aber von diesem Standpunkte aus die beiden oben genannten
Apparate, so sehen wir sofort ein, daß durch diese der gedachte Zweck nicht erreicht
werden kann. Sie gestatten nur die Ansammlung sehr unbedeutender Quantitäten
und bewahren diese sehr unvollkommen auf; an eine praktische Verwerthung dieser
Aufspeicherungs-Apparate ist daher nicht zu denken. Wenn wir uns das Verhalten
der durch Reibungs- oder Influenzmaschinen erregten Elektricität in das Gedächt-
niß zurückrufen, wird uns sofort klar, daß eine Aufspeicherung dieser, d. h. also
hochgespannter Elektricität, überhaupt nicht ausführbar ist.

Erinnern wir uns hingegen an das Verhalten des galvanischen Stromes;
dieser bedarf (sehr hohe Spannungen ausgeschlossen) keiner so ängstlich isolirten
Leiter, er hält sich strenge auf dem ihm vorgeschriebenen Wege. Hier könnte also
die Aufspeicherung der Elektricität ein erfolgreiches Unternehmen sein. Bei allen
galvanischen Elementen, so mannigfach auch die Combinationen verschiedener Stoffe,
aus welchen die Elektroden und Flüssigkeiten gebildet werden, sein mögen, tritt
eine theilweise Veränderung dieser Stoffe ein, wenn das Element in Thätigkeit ist.
Es werden auf elektrolytischem Wege die Elektroden physikalisch oder chemisch ver-
ändert. Derartige physikalische Veränderungen haben wir bereits kennen gelernt und
als Polarisation der Elektroden bezeichnet (Seite 250).

Leitet man den galvanischen Strom unter Vermittlung zweier Platinbleche
durch Wasser, so wird dieses zersetzt und der an der positiven Elektrode aus-
geschiedene Sauerstoff überzieht die positive Elektrode, der Wasserstoff die negative.
Verbindet man hierauf die beiden Platinelektroden untereinander (mit Ausschluß
der früher benutzten Stromquelle), so hat man in diesem Schließungsbogen selbst
wieder ein galvanisches Element, zusammengesetzt aus Wasserstoff, Sauerstoff und
Wasser. Dieses sendet daher einen Strom durch den Schließungsbogen, der so lange
anhält, als noch Wasserstoff an der einen und Sauerstoff an der andern Platin-
platte vorhanden ist.

Es wurde also durch Einleitung eines Stromes in den Wasserzersetzungs-
Apparat, das Voltameter, eine derartige physikalische Veränderung der Platin-
Elektroden bewirkt, daß nun das Voltameter selbst sich in ein galvanisches
Element verwandelte; dieses zweite Element ist also durch die Thätigkeit des ersten
(oder richtiger der ersten, da ein Element das Wasser nicht zersetzt) entstanden
und deshalb nennt man das erstere, oder überhaupt die galvanischen Elemente
Primär-Elemente, das letztere Secundär-Element. Die eben angegebenen
Processe scheinen also in der That eine Aufspeicherung der Elektricität darzustellen,
denn die in das Voltameter hineingeleitete Elektricität des Primär-Elementes
kann, sobald man das Voltameter für sich schließt, wieder herausbekommen
werden.

Secundär-Elemente (Accumulatoren).

Man verſteht unter einem Accumulator einen Auſſpeicherungs- oder Anſamm-
lungs-Apparat, könnte daher mit dieſem Namen den Conductor einer Elektriſir-
maſchine oder eine Kleiſt’ſche Flaſche belegen. In einem wie in dem anderen Falle
wird Elektricität angeſammelt, die dann wieder in einfacher Weiſe dem Anſamm-
lungs-Apparate entzogen werden kann. Es bedarf wohl keiner weiteren Begründung,
daß ein Apparat, welcher geſtattet, Elektricität in großer Menge anzuſammeln, die
angeſammelte Elektricität beliebig lange aufzubewahren und im gewünſchten Momente
wieder abzugeben, für die praktiſche Elektrotechnik von hohem Werthe ſein muß.
Betrachten wir aber von dieſem Standpunkte aus die beiden oben genannten
Apparate, ſo ſehen wir ſofort ein, daß durch dieſe der gedachte Zweck nicht erreicht
werden kann. Sie geſtatten nur die Anſammlung ſehr unbedeutender Quantitäten
und bewahren dieſe ſehr unvollkommen auf; an eine praktiſche Verwerthung dieſer
Aufſpeicherungs-Apparate iſt daher nicht zu denken. Wenn wir uns das Verhalten
der durch Reibungs- oder Influenzmaſchinen erregten Elektricität in das Gedächt-
niß zurückrufen, wird uns ſofort klar, daß eine Aufſpeicherung dieſer, d. h. alſo
hochgeſpannter Elektricität, überhaupt nicht ausführbar iſt.

Erinnern wir uns hingegen an das Verhalten des galvaniſchen Stromes;
dieſer bedarf (ſehr hohe Spannungen ausgeſchloſſen) keiner ſo ängſtlich iſolirten
Leiter, er hält ſich ſtrenge auf dem ihm vorgeſchriebenen Wege. Hier könnte alſo
die Aufſpeicherung der Elektricität ein erfolgreiches Unternehmen ſein. Bei allen
galvaniſchen Elementen, ſo mannigfach auch die Combinationen verſchiedener Stoffe,
aus welchen die Elektroden und Flüſſigkeiten gebildet werden, ſein mögen, tritt
eine theilweiſe Veränderung dieſer Stoffe ein, wenn das Element in Thätigkeit iſt.
Es werden auf elektrolytiſchem Wege die Elektroden phyſikaliſch oder chemiſch ver-
ändert. Derartige phyſikaliſche Veränderungen haben wir bereits kennen gelernt und
als Polariſation der Elektroden bezeichnet (Seite 250).

Leitet man den galvaniſchen Strom unter Vermittlung zweier Platinbleche
durch Waſſer, ſo wird dieſes zerſetzt und der an der poſitiven Elektrode aus-
geſchiedene Sauerſtoff überzieht die poſitive Elektrode, der Waſſerſtoff die negative.
Verbindet man hierauf die beiden Platinelektroden untereinander (mit Ausſchluß
der früher benutzten Stromquelle), ſo hat man in dieſem Schließungsbogen ſelbſt
wieder ein galvaniſches Element, zuſammengeſetzt aus Waſſerſtoff, Sauerſtoff und
Waſſer. Dieſes ſendet daher einen Strom durch den Schließungsbogen, der ſo lange
anhält, als noch Waſſerſtoff an der einen und Sauerſtoff an der andern Platin-
platte vorhanden iſt.

Es wurde alſo durch Einleitung eines Stromes in den Waſſerzerſetzungs-
Apparat, das Voltameter, eine derartige phyſikaliſche Veränderung der Platin-
Elektroden bewirkt, daß nun das Voltameter ſelbſt ſich in ein galvaniſches
Element verwandelte; dieſes zweite Element iſt alſo durch die Thätigkeit des erſten
(oder richtiger der erſten, da ein Element das Waſſer nicht zerſetzt) entſtanden
und deshalb nennt man das erſtere, oder überhaupt die galvaniſchen Elemente
Primär-Elemente, das letztere Secundär-Element. Die eben angegebenen
Proceſſe ſcheinen alſo in der That eine Aufſpeicherung der Elektricität darzuſtellen,
denn die in das Voltameter hineingeleitete Elektricität des Primär-Elementes
kann, ſobald man das Voltameter für ſich ſchließt, wieder herausbekommen
werden.

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[527/0541] Secundär-Elemente (Accumulatoren). Man verſteht unter einem Accumulator einen Auſſpeicherungs- oder Anſamm- lungs-Apparat, könnte daher mit dieſem Namen den Conductor einer Elektriſir- maſchine oder eine Kleiſt’ſche Flaſche belegen. In einem wie in dem anderen Falle wird Elektricität angeſammelt, die dann wieder in einfacher Weiſe dem Anſamm- lungs-Apparate entzogen werden kann. Es bedarf wohl keiner weiteren Begründung, daß ein Apparat, welcher geſtattet, Elektricität in großer Menge anzuſammeln, die angeſammelte Elektricität beliebig lange aufzubewahren und im gewünſchten Momente wieder abzugeben, für die praktiſche Elektrotechnik von hohem Werthe ſein muß. Betrachten wir aber von dieſem Standpunkte aus die beiden oben genannten Apparate, ſo ſehen wir ſofort ein, daß durch dieſe der gedachte Zweck nicht erreicht werden kann. Sie geſtatten nur die Anſammlung ſehr unbedeutender Quantitäten und bewahren dieſe ſehr unvollkommen auf; an eine praktiſche Verwerthung dieſer Aufſpeicherungs-Apparate iſt daher nicht zu denken. Wenn wir uns das Verhalten der durch Reibungs- oder Influenzmaſchinen erregten Elektricität in das Gedächt- niß zurückrufen, wird uns ſofort klar, daß eine Aufſpeicherung dieſer, d. h. alſo hochgeſpannter Elektricität, überhaupt nicht ausführbar iſt. Erinnern wir uns hingegen an das Verhalten des galvaniſchen Stromes; dieſer bedarf (ſehr hohe Spannungen ausgeſchloſſen) keiner ſo ängſtlich iſolirten Leiter, er hält ſich ſtrenge auf dem ihm vorgeſchriebenen Wege. Hier könnte alſo die Aufſpeicherung der Elektricität ein erfolgreiches Unternehmen ſein. Bei allen galvaniſchen Elementen, ſo mannigfach auch die Combinationen verſchiedener Stoffe, aus welchen die Elektroden und Flüſſigkeiten gebildet werden, ſein mögen, tritt eine theilweiſe Veränderung dieſer Stoffe ein, wenn das Element in Thätigkeit iſt. Es werden auf elektrolytiſchem Wege die Elektroden phyſikaliſch oder chemiſch ver- ändert. Derartige phyſikaliſche Veränderungen haben wir bereits kennen gelernt und als Polariſation der Elektroden bezeichnet (Seite 250). Leitet man den galvaniſchen Strom unter Vermittlung zweier Platinbleche durch Waſſer, ſo wird dieſes zerſetzt und der an der poſitiven Elektrode aus- geſchiedene Sauerſtoff überzieht die poſitive Elektrode, der Waſſerſtoff die negative. Verbindet man hierauf die beiden Platinelektroden untereinander (mit Ausſchluß der früher benutzten Stromquelle), ſo hat man in dieſem Schließungsbogen ſelbſt wieder ein galvaniſches Element, zuſammengeſetzt aus Waſſerſtoff, Sauerſtoff und Waſſer. Dieſes ſendet daher einen Strom durch den Schließungsbogen, der ſo lange anhält, als noch Waſſerſtoff an der einen und Sauerſtoff an der andern Platin- platte vorhanden iſt. Es wurde alſo durch Einleitung eines Stromes in den Waſſerzerſetzungs- Apparat, das Voltameter, eine derartige phyſikaliſche Veränderung der Platin- Elektroden bewirkt, daß nun das Voltameter ſelbſt ſich in ein galvaniſches Element verwandelte; dieſes zweite Element iſt alſo durch die Thätigkeit des erſten (oder richtiger der erſten, da ein Element das Waſſer nicht zerſetzt) entſtanden und deshalb nennt man das erſtere, oder überhaupt die galvaniſchen Elemente Primär-Elemente, das letztere Secundär-Element. Die eben angegebenen Proceſſe ſcheinen alſo in der That eine Aufſpeicherung der Elektricität darzuſtellen, denn die in das Voltameter hineingeleitete Elektricität des Primär-Elementes kann, ſobald man das Voltameter für ſich ſchließt, wieder herausbekommen werden.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/541>, abgerufen am 23.11.2024.