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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Varley ließ sich bereits im Jahre 1855 ein Element patentiren, bei welchem
das Diaphragma ganz vermieden und die Trennung der Flüssigkeiten nur durch
das verschiedene specifische Gewicht derselben bewirkt war. Doch fand dieses Element
keine Verbreitung; zu einer ausgedehnten Anwendung brachte es hingegen das

Meidinger-Element. Ein bei b sich verjüngendes Glas A (Fig. 338)
bildet das Batteriegefäß. Der Zinkcylinder Z stützt sich mit seinem unteren Rande
auf die Einschnürung des Glases bei b und ist bei c mit einem Ableitungsdrahte
versehen. Am Boden des Batterieglases ist ein zweites kleines Gefäß aufgestellt,
welches mit seinem Rande etwas über die Einschnürung b hinausreicht. In diesem
befindet sich das Kupfer- oder Bleiblech, welches die zweite Elektrode des Elementes
darstellt; der Ableitungsdraht g f ist durch Guttapercha oder ein anderes Isolirungs-
mittel gut isolirt. Das Element wird durch einen Holzdeckel verschlossen, durch

[Abbildung] Fig. 338.
[Abbildung] Fig. 339.

Meidinger-Elemente.

dessen mittlere Bohrung die mit Kupfervitriolkrystallen beschickte Röhre h bis in
das Gefäß d hinabgesenkt wird.

Um das Element in Thätigkeit zu setzen, wird das Gefäß d mit Kupfer-
vitriolkrystallen und das Batteriegefäß A mit Wasser oder (um den Widerstand
zu vermindern) mit Bittersalzlösung gefüllt. Die Krystalle lösen sich auf und
umgeben die Kupfer- oder Bleielektrode mit einer Lösung von Kupfervitriol, die
als specifisch schwerer den unteren Theil des Elementes einnimmt, während die
leichtere Bittersalzlösung in dem oberen Theile des Glases den Zinkcylinder umgiebt.
Da die Röhre h unten mit einer Oeffnung versehen ist, können auch die Krystalle
in dieser Röhre, dem Verbrauche des Kupfervitriols entsprechend, nach und nach
aufgelöst werden.

Fordert man von dem Elemente ständigen Dienst, wie z. B. in der Telegraphie
bei Arbeiten mit Ruhestrom, so ist der Kupfervorrath bald verbraucht und das
Element bedürfte einer häufigen Nachfüllung, also einer besonderen Wartung. Um

Varley ließ ſich bereits im Jahre 1855 ein Element patentiren, bei welchem
das Diaphragma ganz vermieden und die Trennung der Flüſſigkeiten nur durch
das verſchiedene ſpecifiſche Gewicht derſelben bewirkt war. Doch fand dieſes Element
keine Verbreitung; zu einer ausgedehnten Anwendung brachte es hingegen das

Meidinger-Element. Ein bei b ſich verjüngendes Glas A (Fig. 338)
bildet das Batteriegefäß. Der Zinkcylinder Z ſtützt ſich mit ſeinem unteren Rande
auf die Einſchnürung des Glaſes bei b und iſt bei c mit einem Ableitungsdrahte
verſehen. Am Boden des Batterieglaſes iſt ein zweites kleines Gefäß aufgeſtellt,
welches mit ſeinem Rande etwas über die Einſchnürung b hinausreicht. In dieſem
befindet ſich das Kupfer- oder Bleiblech, welches die zweite Elektrode des Elementes
darſtellt; der Ableitungsdraht g f iſt durch Guttapercha oder ein anderes Iſolirungs-
mittel gut iſolirt. Das Element wird durch einen Holzdeckel verſchloſſen, durch

[Abbildung] Fig. 338.
[Abbildung] Fig. 339.

Meidinger-Elemente.

deſſen mittlere Bohrung die mit Kupfervitriolkryſtallen beſchickte Röhre h bis in
das Gefäß d hinabgeſenkt wird.

Um das Element in Thätigkeit zu ſetzen, wird das Gefäß d mit Kupfer-
vitriolkryſtallen und das Batteriegefäß A mit Waſſer oder (um den Widerſtand
zu vermindern) mit Bitterſalzlöſung gefüllt. Die Kryſtalle löſen ſich auf und
umgeben die Kupfer- oder Bleielektrode mit einer Löſung von Kupfervitriol, die
als ſpecifiſch ſchwerer den unteren Theil des Elementes einnimmt, während die
leichtere Bitterſalzlöſung in dem oberen Theile des Glaſes den Zinkcylinder umgiebt.
Da die Röhre h unten mit einer Oeffnung verſehen iſt, können auch die Kryſtalle
in dieſer Röhre, dem Verbrauche des Kupfervitriols entſprechend, nach und nach
aufgelöſt werden.

Fordert man von dem Elemente ſtändigen Dienſt, wie z. B. in der Telegraphie
bei Arbeiten mit Ruheſtrom, ſo iſt der Kupfervorrath bald verbraucht und das
Element bedürfte einer häufigen Nachfüllung, alſo einer beſonderen Wartung. Um

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[491/0505] Varley ließ ſich bereits im Jahre 1855 ein Element patentiren, bei welchem das Diaphragma ganz vermieden und die Trennung der Flüſſigkeiten nur durch das verſchiedene ſpecifiſche Gewicht derſelben bewirkt war. Doch fand dieſes Element keine Verbreitung; zu einer ausgedehnten Anwendung brachte es hingegen das Meidinger-Element. Ein bei b ſich verjüngendes Glas A (Fig. 338) bildet das Batteriegefäß. Der Zinkcylinder Z ſtützt ſich mit ſeinem unteren Rande auf die Einſchnürung des Glaſes bei b und iſt bei c mit einem Ableitungsdrahte verſehen. Am Boden des Batterieglaſes iſt ein zweites kleines Gefäß aufgeſtellt, welches mit ſeinem Rande etwas über die Einſchnürung b hinausreicht. In dieſem befindet ſich das Kupfer- oder Bleiblech, welches die zweite Elektrode des Elementes darſtellt; der Ableitungsdraht g f iſt durch Guttapercha oder ein anderes Iſolirungs- mittel gut iſolirt. Das Element wird durch einen Holzdeckel verſchloſſen, durch [Abbildung Fig. 338.] [Abbildung Fig. 339. Meidinger-Elemente.] deſſen mittlere Bohrung die mit Kupfervitriolkryſtallen beſchickte Röhre h bis in das Gefäß d hinabgeſenkt wird. Um das Element in Thätigkeit zu ſetzen, wird das Gefäß d mit Kupfer- vitriolkryſtallen und das Batteriegefäß A mit Waſſer oder (um den Widerſtand zu vermindern) mit Bitterſalzlöſung gefüllt. Die Kryſtalle löſen ſich auf und umgeben die Kupfer- oder Bleielektrode mit einer Löſung von Kupfervitriol, die als ſpecifiſch ſchwerer den unteren Theil des Elementes einnimmt, während die leichtere Bitterſalzlöſung in dem oberen Theile des Glaſes den Zinkcylinder umgiebt. Da die Röhre h unten mit einer Oeffnung verſehen iſt, können auch die Kryſtalle in dieſer Röhre, dem Verbrauche des Kupfervitriols entſprechend, nach und nach aufgelöſt werden. Fordert man von dem Elemente ſtändigen Dienſt, wie z. B. in der Telegraphie bei Arbeiten mit Ruheſtrom, ſo iſt der Kupfervorrath bald verbraucht und das Element bedürfte einer häufigen Nachfüllung, alſo einer beſonderen Wartung. Um

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/505>, abgerufen am 16.06.2024.