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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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diesen Uebelstand zu vermeiden, hat Meidinger sein Element in die durch Fig. 339
dargestellte Form gebracht.

Das Ballon-Element unterscheidet sich von dem vorbeschriebenen dadurch,
daß die mit Kupfervitriolkrystallen gefüllte Glasröhre durch einen ebenso gefüllten
Glasballon ersetzt ist, dessen Hals in das kleine Gefäß taucht, während dessen
Bauch auf dem Rande des Batterieglases aufruht und gleichzeitig den Verschluß
des Elementes bewerkstelligt.

Die elektromotorische Kraft des Elementes ist von jener des Daniell-Elementes
wenig verschieden; hingegen besitzt das Meidinger-Element in Folge der Hinweg-
lassung eines Diaphragmas einen bedeutend geringeren Widerstand. Der Nachtheil,
daß das Element nicht transportirbar ist, hat für seine Anwendung im Telegraphen-
dienste keine große Bedeutung. Das Ballon-Element ist schon seit einer Reihe von
Jahren im badischen, österreichischen und preußischen Telegraphendienste in Verwen-
dung, dient bei der Lyoner Bahn zum Betriebe von Läutewerken und wird im

[Abbildung] Fig. 340.

Kohlfürst-Element.

russischen Eisenbahn- und Staatstelegraphendienste fast
ausnahmslos benützt. Bei einem Fassungsvermögen
des Ballons von ein Kilogramm Kupfersulfat bedarf
das Element nach Dehms 12 bis 14 Monate lang
keiner Bedienung. Durch die Anwendung einer Blei-
elektrode, die sich ohnehin bald mit Kupfer überzieht,
wird nicht nur Kupfer erspart, sondern auch das Ab-
lösen des ausgeschiedenen Kupfers wegen der Biegsam-
keit des Bleidrahtes sehr erleichtert. Ein Nachtheil des
Elementes ist in dem größeren Materialverbrauche
begründet, der dadurch bewirkt wird, daß die Lösungen
stets concentrirt erhalten werden. Damit die Kupfer-
vitriollösung nicht zu hoch steigen kann, muß die
Oeffnung des Ballonhalses entsprechend dem wirklichen
Verbrauche an Kupfervitriol bemessen werden.

Krüger änderte das Meidinger-Element dahin
ab, daß er den Zinkcylinder am oberen Rande des
Batteriegefäßes aufhängt; der Zinkcylinder reicht bei-
läufig in die Hälfte des Glases hinab. Innerhalb des Zinkcylinders befindet sich ein
cylindrisch eingerolltes Kupferblech, welches mit Kupfervitriolkrystallen gefüllt wird,
während die Flüssigkeit des Batteriegefäßes wieder aus Bittersalzlösung besteht.
Der Kupfercylinder ist ebenso lang wie das Batterieglas und an seinem unteren
Theile mit zwei Schlitzen versehen, welche der Kupfervitriollösung eine leichtere
Ausbreitung gestatten. In Folge dieser Anordnung bildet sich die Kupfervitriollösung
langsam und bleibt am Boden des Glases, ohne mit dem Zinke in Berührung zu
kommen. Das Krüger-Element besitzt dank seiner Anordnung einen geringeren
Widerstand als das Meidinger-Element und ist auch zu billigerem Preise herzu-
stellen.

Eine bei der Buschtehrader Bahn seit ungefähr 10 Jahren in Verwendung
stehende Modification des Meidinger-Elementes ist das Kohlfürst-Element. Das
bei b b (Fig. 340) verengte Batterieglas A ist oben durch den eisernen Deckel D
verschlossen. Dieser trägt nach unten das doppelt-konisch geformte Zink Z und
oben die Klemmschraube x. Als zweite Elektrode wird ein Bleiblech benützt,
welches im Batterieglase unterhalb der Einschnürung b b angebracht ist; von

dieſen Uebelſtand zu vermeiden, hat Meidinger ſein Element in die durch Fig. 339
dargeſtellte Form gebracht.

Das Ballon-Element unterſcheidet ſich von dem vorbeſchriebenen dadurch,
daß die mit Kupfervitriolkryſtallen gefüllte Glasröhre durch einen ebenſo gefüllten
Glasballon erſetzt iſt, deſſen Hals in das kleine Gefäß taucht, während deſſen
Bauch auf dem Rande des Batterieglaſes aufruht und gleichzeitig den Verſchluß
des Elementes bewerkſtelligt.

Die elektromotoriſche Kraft des Elementes iſt von jener des Daniell-Elementes
wenig verſchieden; hingegen beſitzt das Meidinger-Element in Folge der Hinweg-
laſſung eines Diaphragmas einen bedeutend geringeren Widerſtand. Der Nachtheil,
daß das Element nicht transportirbar iſt, hat für ſeine Anwendung im Telegraphen-
dienſte keine große Bedeutung. Das Ballon-Element iſt ſchon ſeit einer Reihe von
Jahren im badiſchen, öſterreichiſchen und preußiſchen Telegraphendienſte in Verwen-
dung, dient bei der Lyoner Bahn zum Betriebe von Läutewerken und wird im

[Abbildung] Fig. 340.

Kohlfürſt-Element.

ruſſiſchen Eiſenbahn- und Staatstelegraphendienſte faſt
ausnahmslos benützt. Bei einem Faſſungsvermögen
des Ballons von ein Kilogramm Kupferſulfat bedarf
das Element nach Dehms 12 bis 14 Monate lang
keiner Bedienung. Durch die Anwendung einer Blei-
elektrode, die ſich ohnehin bald mit Kupfer überzieht,
wird nicht nur Kupfer erſpart, ſondern auch das Ab-
löſen des ausgeſchiedenen Kupfers wegen der Biegſam-
keit des Bleidrahtes ſehr erleichtert. Ein Nachtheil des
Elementes iſt in dem größeren Materialverbrauche
begründet, der dadurch bewirkt wird, daß die Löſungen
ſtets concentrirt erhalten werden. Damit die Kupfer-
vitriollöſung nicht zu hoch ſteigen kann, muß die
Oeffnung des Ballonhalſes entſprechend dem wirklichen
Verbrauche an Kupfervitriol bemeſſen werden.

Krüger änderte das Meidinger-Element dahin
ab, daß er den Zinkcylinder am oberen Rande des
Batteriegefäßes aufhängt; der Zinkcylinder reicht bei-
läufig in die Hälfte des Glaſes hinab. Innerhalb des Zinkcylinders befindet ſich ein
cylindriſch eingerolltes Kupferblech, welches mit Kupfervitriolkryſtallen gefüllt wird,
während die Flüſſigkeit des Batteriegefäßes wieder aus Bitterſalzlöſung beſteht.
Der Kupfercylinder iſt ebenſo lang wie das Batterieglas und an ſeinem unteren
Theile mit zwei Schlitzen verſehen, welche der Kupfervitriollöſung eine leichtere
Ausbreitung geſtatten. In Folge dieſer Anordnung bildet ſich die Kupfervitriollöſung
langſam und bleibt am Boden des Glaſes, ohne mit dem Zinke in Berührung zu
kommen. Das Krüger-Element beſitzt dank ſeiner Anordnung einen geringeren
Widerſtand als das Meidinger-Element und iſt auch zu billigerem Preiſe herzu-
ſtellen.

Eine bei der Buſchtěhrader Bahn ſeit ungefähr 10 Jahren in Verwendung
ſtehende Modification des Meidinger-Elementes iſt das Kohlfürſt-Element. Das
bei b b (Fig. 340) verengte Batterieglas A iſt oben durch den eiſernen Deckel D
verſchloſſen. Dieſer trägt nach unten das doppelt-koniſch geformte Zink Z und
oben die Klemmſchraube x. Als zweite Elektrode wird ein Bleiblech benützt,
welches im Batterieglaſe unterhalb der Einſchnürung b b angebracht iſt; von

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[492/0506] dieſen Uebelſtand zu vermeiden, hat Meidinger ſein Element in die durch Fig. 339 dargeſtellte Form gebracht. Das Ballon-Element unterſcheidet ſich von dem vorbeſchriebenen dadurch, daß die mit Kupfervitriolkryſtallen gefüllte Glasröhre durch einen ebenſo gefüllten Glasballon erſetzt iſt, deſſen Hals in das kleine Gefäß taucht, während deſſen Bauch auf dem Rande des Batterieglaſes aufruht und gleichzeitig den Verſchluß des Elementes bewerkſtelligt. Die elektromotoriſche Kraft des Elementes iſt von jener des Daniell-Elementes wenig verſchieden; hingegen beſitzt das Meidinger-Element in Folge der Hinweg- laſſung eines Diaphragmas einen bedeutend geringeren Widerſtand. Der Nachtheil, daß das Element nicht transportirbar iſt, hat für ſeine Anwendung im Telegraphen- dienſte keine große Bedeutung. Das Ballon-Element iſt ſchon ſeit einer Reihe von Jahren im badiſchen, öſterreichiſchen und preußiſchen Telegraphendienſte in Verwen- dung, dient bei der Lyoner Bahn zum Betriebe von Läutewerken und wird im [Abbildung Fig. 340. Kohlfürſt-Element.] ruſſiſchen Eiſenbahn- und Staatstelegraphendienſte faſt ausnahmslos benützt. Bei einem Faſſungsvermögen des Ballons von ein Kilogramm Kupferſulfat bedarf das Element nach Dehms 12 bis 14 Monate lang keiner Bedienung. Durch die Anwendung einer Blei- elektrode, die ſich ohnehin bald mit Kupfer überzieht, wird nicht nur Kupfer erſpart, ſondern auch das Ab- löſen des ausgeſchiedenen Kupfers wegen der Biegſam- keit des Bleidrahtes ſehr erleichtert. Ein Nachtheil des Elementes iſt in dem größeren Materialverbrauche begründet, der dadurch bewirkt wird, daß die Löſungen ſtets concentrirt erhalten werden. Damit die Kupfer- vitriollöſung nicht zu hoch ſteigen kann, muß die Oeffnung des Ballonhalſes entſprechend dem wirklichen Verbrauche an Kupfervitriol bemeſſen werden. Krüger änderte das Meidinger-Element dahin ab, daß er den Zinkcylinder am oberen Rande des Batteriegefäßes aufhängt; der Zinkcylinder reicht bei- läufig in die Hälfte des Glaſes hinab. Innerhalb des Zinkcylinders befindet ſich ein cylindriſch eingerolltes Kupferblech, welches mit Kupfervitriolkryſtallen gefüllt wird, während die Flüſſigkeit des Batteriegefäßes wieder aus Bitterſalzlöſung beſteht. Der Kupfercylinder iſt ebenſo lang wie das Batterieglas und an ſeinem unteren Theile mit zwei Schlitzen verſehen, welche der Kupfervitriollöſung eine leichtere Ausbreitung geſtatten. In Folge dieſer Anordnung bildet ſich die Kupfervitriollöſung langſam und bleibt am Boden des Glaſes, ohne mit dem Zinke in Berührung zu kommen. Das Krüger-Element beſitzt dank ſeiner Anordnung einen geringeren Widerſtand als das Meidinger-Element und iſt auch zu billigerem Preiſe herzu- ſtellen. Eine bei der Buſchtěhrader Bahn ſeit ungefähr 10 Jahren in Verwendung ſtehende Modification des Meidinger-Elementes iſt das Kohlfürſt-Element. Das bei b b (Fig. 340) verengte Batterieglas A iſt oben durch den eiſernen Deckel D verſchloſſen. Dieſer trägt nach unten das doppelt-koniſch geformte Zink Z und oben die Klemmſchraube x. Als zweite Elektrode wird ein Bleiblech benützt, welches im Batterieglaſe unterhalb der Einſchnürung b b angebracht iſt; von

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/506>, abgerufen am 22.11.2024.