begünstigen. Dadurch setzen sie sowohl der Größe als auch der Tourenzahl der Maschine eine bestimmte Grenze, welche nicht überschritten werden kann, ohne die Maschine selbst zu gefährden. Eine andere Wärmequelle bildet auch die fort- währende Verschiebung der magnetischen Polarität im Ringe. Macht z. B. eine Maschine 1000 Touren in der Minute, so wechselt die Polarität im Ringe stets nach Ablauf von 1/2000 Minute. Dieser Zeitraum ist aber zu kurz, als daß das Eisen den ihm ertheilten Magnetismus verlieren kann. Es muß daher ein Theil des dem Eisen inducirten entgegengesetzten Magnetismus dazu verwendet werden, den ihm früher eigenen Magnetismus zu zerstören. Die Eisenmoleküle müssen daher in beständiger Bewegung erhalten werden und hierin ist abermals eine Ursache zur Wärme-Entwicklung gegeben. Dieser Uebelstand wird allerdings dadurch vermindert, daß Gramme den Eisenring nicht aus einem Stücke, sondern aus einem Bündel gut ausgeglühter Eisendrähte verfertigt, aber die gänzliche Beseitigung ist auch hiermit nicht erreichbar.
Rotirt eine Kupfer- platte in einem magnetischen Felde, so erwärmt sich die- selbe. Eine solche Wärme- Erregung tritt überhaupt immer (in Folge des Auf- tretens der Foucault'schen Ströme) ein, wenn sich ein Leiter im magnetischen Felde bewegt; sie muß daher auch bei der Gramme- schen Maschine zur Ursache der Wärme-Entwicklung werden. Die Wärme-Er- regung ist übrigens ein Uebelstand, der bei allen Maschinen in mehr oder weniger hohem Grade auftritt.
[Abbildung]
Fig. 245.
Flachring-Maschine von Schuckert.
Man hat diese Uebelstände in verschiedener Weise zu beseitigen gesucht. Schuckert erreicht z. B. eine bessere Ausnützung der Drahtwindungen des Ringes in der Weise, daß er den Ring flach gestaltet, so daß dessen Querschnitt ein Oblong bildet. Bei der Flachringmaschine von Schuckert (Fig. 245) ist auch der Holz- kern durch Metall ersetzt, wodurch die Festigkeit erhöht wird. Der Eisenkern besteht aus magnetisch voneinander isolirten Blechscheiben, um ein möglichst rasches An- nehmen und Verlieren des Magnetismus zu erleichtern. Ueber den Kern sind die einzelnen Spulen gewickelt, deren Enden wie beim Gramme'schen Ringe verbunden sind. Es muß der Stromsammler daher ebenso viele Theile oder Sectoren haben als der Ring Spulen trägt. Die Verbindung der Drahtenden mit den Theilen des Stromsammlers ist jedoch nicht durch Löthung, sondern durch Verschraubung hergestellt. Es bringt dies den Vortheil mit sich, daß bei einem größeren Betriebe kein Reserve-Anker (oder Reserve-Armatur) nöthig ist, da man jede einzelne Spule leicht auswechseln kann. Zu diesem Ende ist auch der Ring in die verticalen Ständer derart gelagert, daß man ihn ohne Schwierigkeit herausnehmen kann.
begünſtigen. Dadurch ſetzen ſie ſowohl der Größe als auch der Tourenzahl der Maſchine eine beſtimmte Grenze, welche nicht überſchritten werden kann, ohne die Maſchine ſelbſt zu gefährden. Eine andere Wärmequelle bildet auch die fort- währende Verſchiebung der magnetiſchen Polarität im Ringe. Macht z. B. eine Maſchine 1000 Touren in der Minute, ſo wechſelt die Polarität im Ringe ſtets nach Ablauf von 1/2000 Minute. Dieſer Zeitraum iſt aber zu kurz, als daß das Eiſen den ihm ertheilten Magnetismus verlieren kann. Es muß daher ein Theil des dem Eiſen inducirten entgegengeſetzten Magnetismus dazu verwendet werden, den ihm früher eigenen Magnetismus zu zerſtören. Die Eiſenmoleküle müſſen daher in beſtändiger Bewegung erhalten werden und hierin iſt abermals eine Urſache zur Wärme-Entwicklung gegeben. Dieſer Uebelſtand wird allerdings dadurch vermindert, daß Gramme den Eiſenring nicht aus einem Stücke, ſondern aus einem Bündel gut ausgeglühter Eiſendrähte verfertigt, aber die gänzliche Beſeitigung iſt auch hiermit nicht erreichbar.
Rotirt eine Kupfer- platte in einem magnetiſchen Felde, ſo erwärmt ſich die- ſelbe. Eine ſolche Wärme- Erregung tritt überhaupt immer (in Folge des Auf- tretens der Foucault’ſchen Ströme) ein, wenn ſich ein Leiter im magnetiſchen Felde bewegt; ſie muß daher auch bei der Gramme- ſchen Maſchine zur Urſache der Wärme-Entwicklung werden. Die Wärme-Er- regung iſt übrigens ein Uebelſtand, der bei allen Maſchinen in mehr oder weniger hohem Grade auftritt.
[Abbildung]
Fig. 245.
Flachring-Maſchine von Schuckert.
Man hat dieſe Uebelſtände in verſchiedener Weiſe zu beſeitigen geſucht. Schuckert erreicht z. B. eine beſſere Ausnützung der Drahtwindungen des Ringes in der Weiſe, daß er den Ring flach geſtaltet, ſo daß deſſen Querſchnitt ein Oblong bildet. Bei der Flachringmaſchine von Schuckert (Fig. 245) iſt auch der Holz- kern durch Metall erſetzt, wodurch die Feſtigkeit erhöht wird. Der Eiſenkern beſteht aus magnetiſch voneinander iſolirten Blechſcheiben, um ein möglichſt raſches An- nehmen und Verlieren des Magnetismus zu erleichtern. Ueber den Kern ſind die einzelnen Spulen gewickelt, deren Enden wie beim Gramme’ſchen Ringe verbunden ſind. Es muß der Stromſammler daher ebenſo viele Theile oder Sectoren haben als der Ring Spulen trägt. Die Verbindung der Drahtenden mit den Theilen des Stromſammlers iſt jedoch nicht durch Löthung, ſondern durch Verſchraubung hergeſtellt. Es bringt dies den Vortheil mit ſich, daß bei einem größeren Betriebe kein Reſerve-Anker (oder Reſerve-Armatur) nöthig iſt, da man jede einzelne Spule leicht auswechſeln kann. Zu dieſem Ende iſt auch der Ring in die verticalen Ständer derart gelagert, daß man ihn ohne Schwierigkeit herausnehmen kann.
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begünſtigen. Dadurch ſetzen ſie ſowohl der Größe als auch der Tourenzahl
der Maſchine eine beſtimmte Grenze, welche nicht überſchritten werden kann, ohne
die Maſchine ſelbſt zu gefährden. Eine andere Wärmequelle bildet auch die fort-
währende Verſchiebung der magnetiſchen Polarität im Ringe. Macht z. B. eine
Maſchine 1000 Touren in der Minute, ſo wechſelt die Polarität im Ringe
ſtets nach Ablauf von 1/2000 Minute. Dieſer Zeitraum iſt aber zu kurz, als daß
das Eiſen den ihm ertheilten Magnetismus verlieren kann. Es muß daher ein
Theil des dem Eiſen inducirten entgegengeſetzten Magnetismus dazu verwendet
werden, den ihm früher eigenen Magnetismus zu zerſtören. Die Eiſenmoleküle
müſſen daher in beſtändiger Bewegung erhalten werden und hierin iſt abermals
eine Urſache zur Wärme-Entwicklung gegeben. Dieſer Uebelſtand wird allerdings
dadurch vermindert, daß Gramme den Eiſenring nicht aus einem Stücke, ſondern
aus einem Bündel gut ausgeglühter Eiſendrähte verfertigt, aber die gänzliche
Beſeitigung iſt auch hiermit nicht erreichbar.
Rotirt eine Kupfer-
platte in einem magnetiſchen
Felde, ſo erwärmt ſich die-
ſelbe. Eine ſolche Wärme-
Erregung tritt überhaupt
immer (in Folge des Auf-
tretens der Foucault’ſchen
Ströme) ein, wenn ſich
ein Leiter im magnetiſchen
Felde bewegt; ſie muß
daher auch bei der Gramme-
ſchen Maſchine zur Urſache
der Wärme-Entwicklung
werden. Die Wärme-Er-
regung iſt übrigens ein
Uebelſtand, der bei allen
Maſchinen in mehr oder
weniger hohem Grade
auftritt.
[Abbildung Fig. 245.
Flachring-Maſchine von Schuckert.]
Man hat dieſe Uebelſtände in verſchiedener Weiſe zu beſeitigen geſucht.
Schuckert erreicht z. B. eine beſſere Ausnützung der Drahtwindungen des Ringes
in der Weiſe, daß er den Ring flach geſtaltet, ſo daß deſſen Querſchnitt ein Oblong
bildet. Bei der Flachringmaſchine von Schuckert (Fig. 245) iſt auch der Holz-
kern durch Metall erſetzt, wodurch die Feſtigkeit erhöht wird. Der Eiſenkern beſteht
aus magnetiſch voneinander iſolirten Blechſcheiben, um ein möglichſt raſches An-
nehmen und Verlieren des Magnetismus zu erleichtern. Ueber den Kern ſind die
einzelnen Spulen gewickelt, deren Enden wie beim Gramme’ſchen Ringe verbunden
ſind. Es muß der Stromſammler daher ebenſo viele Theile oder Sectoren haben
als der Ring Spulen trägt. Die Verbindung der Drahtenden mit den Theilen
des Stromſammlers iſt jedoch nicht durch Löthung, ſondern durch Verſchraubung
hergeſtellt. Es bringt dies den Vortheil mit ſich, daß bei einem größeren
Betriebe kein Reſerve-Anker (oder Reſerve-Armatur) nöthig iſt, da man jede einzelne
Spule leicht auswechſeln kann. Zu dieſem Ende iſt auch der Ring in die verticalen
Ständer derart gelagert, daß man ihn ohne Schwierigkeit herausnehmen kann.
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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